Fußball „Das Amt ist kein Selbstläufer“
Fischeln · Thomas Schlösser tritt am Freitag als Vorsitzender beim VfR Fischeln ab und blickt auf eine ereignisreiche Zeit zurück.
Am Freitag ist Schluss. Dann gibt Thomas Schlösser, einer der letzten Macher im Krefelder Sport, den Vorsitz beim VfR Fischeln nach 22 Jahren an der Spitze des Klubs ab. Damit wird auch die Schlösser-Dynastie an der Kölner Straße enden, denn der heute 56-Jährige hatte die Amtsgeschäfte 1997 als Fußball-Obmann und Vorstandsmitglied von seinem Vater Willi übernommen. Ralf Boortz, den Schlösser in den 1990-er Jahren als Trainer zum VfR holte und der die erste Mannschaft von der Kreisliga B in die Bezirksliga führte, tritt mit einer neuen Führungsriege zur Wahl an. Alle Vorstandsposten werden neu gewählt. Thomas Schlösser blickt auf seine Zeit als Vorsitzender zurück:
Seine schönsten Momente
„Da gab es viele. Ich will keinen höher bewerten als die anderen. Mir fällt der 11. September 2009 ein, das Derby gegen den KFC in der Grotenburg vor 7 504 Zuschauern. Ich habe fast alles alleine organisiert, aber es war die Arbeit wert. Dann gab es zuvor den Aufstieg in die Niederrheinliga 2009. Das war ein Traum. Wir haben fast eine Woche lang gefeiert. Und da war ja auch noch der 3:0-Sieg über den Wuppertaler SV in der Grotenburg. Die Eröffnung des Kunstrasenplatzes, als wir gegen die Weisweiler-Elf gespielt haben, war ein Highlight.“
Seine größten Erfolge
„Ich habe damals immer gesagt, wenn der VfR mal 1000 Mitglieder hat, trete ich ab. Aber ich habe dennoch immer weiter gemacht (lacht). Es war mir wichtig, dem Verein einen Wiedererkennungswert und ein Gesicht zu geben. Es braucht immer einen, der die Ideen hat. Wir haben die deutsche Meisterschaft im Skat ausgerichtet, ich habe damals im Seidenweberhaus vor 1000 Gästen gesprochen. In Renate Drießen stellten wir die deutsche Meisterin im Skat, in Birgit Lenné die nationale Meisterin im Bogenschießen. Zahlreiche Konzerte, von Andrea Berg über Bläck Fööss, Höhner, Brings oder Räuber haben wir in der Gaststätte Gietz seit 1992 gehabt.“
Der schlimmste Moment
„Ne, da fällt mir keiner ein, außer der Tod meines Vaters. Das Vereinsleben hat sich allgemein verändert. Es ist nicht mehr so, wie es einmal war. So ist der Lauf der Zeit. Ich habe mich oft geärgert. Es läuft nicht immer so, wie man es will, aber es passiert. Der überwiegende Teil war eine super Zeit.“
Seine größten Fehler
„Ich hätte in dieser Saison einiges anders machen müssen. Da habe ich ein paar Fehler gemacht. Bei ein paar Neuverpflichtungen und Wünschen der Spieler hätte ich eingreifen sollen, da war ich zu großzügig.“
Seine besten Transfers
„Der Aufstieg des VfR Fischeln kam mit Mike Grühn. Er ist mein Ziehkind und arbeitet immer noch in meiner Firma. Er war der beste Fußballer, den wir je hatten. Ich weiß noch, wie er damals von Union Krefeld kam. Er saß, wie jeder Zugang, erst einmal auf meiner Couch. Ich habe dann 30 Minuten zu ihm gesprochen. Er hat sofort zugesagt. Ich denke aber auch an Spieler wie Kevin Breuer, ohne den der vierte Platz in der Oberliga nicht möglich gewesen wäre, oder an Holger Kox, Jan Stevens, David Kipka, Daniel Schmitz, Michael Killich oder Till Kohnen – ich könnte viele Namen nennen.“
Sein schwierigster Transfer
„Das ist schwer zu sagen. Es gab einmal den Spieler André Hejnen, der vom VVV Venlo zu uns kam in Zeiten der Bezirksliga. Es hatte lange gedauert, bis die Spielberechtigung endlich eintraf. Da waren schon sieben Spieltage um und er hatte schon gespielt. Und da stand dann aber das Datum: 1. November. Da habe ich fast einen Herzinfarkt bekommen. Es war eine hektische Phase, ich habe in etwa 100 Mal mit dem niederländischen Fußballverband telefoniert. Wir haben es noch geschafft, das nachträglich doch eine früheres Datum gesetzt wurde.“
Seine Wünsche für die Zukunft des VfR Fischeln
„Ich bin seit 2011 Ehrenmitglied und werde den Verein auch weiter begleiten. Der neue Vorstand soll die Motivation im Herzen tragen, um den Verein effektiv zu führen. Jetzt heißt es, sich voll und ganz auf das neue Amt zu konzentrieren, denn das ist kein Selbstläufer. Ich werde am Freitag noch ein paar Worte zur Lage der Nation sprechen. So ein Abschied wird nicht spurlos an mir vorbeigehen. Ich habe den VfR immer 100 Prozent gelebt, ein Leben lang für den Verein gearbeitet. Ich bin mit mir im Reinen.“