Mit Video Lost Places in Krefeld: Die vergessenen Orte
Krefeld · Sogenannte Lost Places üben ihren Reiz auf Abenteuerlustige aus – Gefahr inklusive. In Krefeld gibt es diese Orte auch.
Sie sind verlassen, vergessen und verstaubt: Lost Places – zu Deutsch verlorene Orte. Es gibt sie überall in Deutschland. Zurückgelassene Fabriken, leer stehende Wohnungen oder alte Krankenhäuser. Es sind Orte des Verfalls, aber auch der Geschichten – und das macht sie für Besucher reizvoll, die die Lost Places für ein Abenteuer erkunden. In Krefeld gibt es diese Orte auch. Zum Beispiel die leerstehenden Wohnungen am Rheinblick-Gelände oder das heruntergekommene Studentenwohnheim in der Alten Gladbacher Straße.
Dort türmen sich 54 Wohnungen mitten über dem Stadtgebiet von Krefeld. Im Erdgeschoss gibt es Terrassen, ab dem ersten Stock Balkone. Insgesamt steht hier eine Gesamtfläche von 3600 Quadratmetern zur Verfügung. Was klingt, wie der Werbetext eines typischen Neubaus, ist in der Realität am ehesten mit einem Schandfleck zu vergleichen.
Das Gebäude ist der Inbegriff eines Lost Places. Eingeschlagene Fenster, mit Graffitis übersät und der Vorhof zugewachsen. Von den Anwohnern in der Nähe wird es das „Horrorhochhaus“ genannt. Seinem Namen wurde es in der Vergangenheit auch gerecht. Neben versuchten und erfolgreichen Brandstiftungen wurde hier im Jahr 2021 eine Leiche gefunden. Ein vermutlich alkoholsüchtiger Wohnungsloser soll hier laut der Polizei seiner Krankheit erlegen sein.
Nach diesem Fall wurde ein Sicherheitsservice installiert, der das unerlaubte Betreten des Ortes verhindern soll. Vor dem Haus stehen Kamera-Anlagen, die wie Blitzer aussehen und auf Bewegungen reagieren. Das System ist wichtig, denn es haben nicht nur Personen unerlaubt dort gelebt, viele weitere haben das baufällige Gebäude erkundet und sich damit selbst in Gefahr gebracht.
Zehn Straftaten in fünf Jahren – die Dunkelziffer liegt höher
Die Krefelder Polizei verzeichnet an der Adresse des Hochhauses zehn Straftaten in den letzten fünf Jahren. Im ersten Moment klingt das wenig, aber die Dunkelziffer liegt voraussichtlich um einiges höher. Vornehmlich handelt es sich bei den Straftaten um Hausfriedensbruch, aber auch die bereits erwähnten Brandstiftungen sind in drei Fällen vertreten.
Das Betreten der Lost Places ist grundsätzlich nur mit einer Erlaubnis des Besitzers möglich. Bei der Haftung muss von Fall zu Fall entschieden werden. Oftmals liegt sie aber bei den Besitzern der Anlage. Diese müssen die Grundstücke richtig absichern. Ein Zaun um das Gelände und Schilder á la „Betreten verboten“ reichen rechtlich aber aus.
Ein weiterer, klassischer Lost Place der Region ist ein alter Bunker in Uerdingen am Lindenplatz. Die Stadt Krefeld ist offiziell Besitzer der Anlage. Der Abteilungsleiter des technischen Gebäudemanagements in Krefeld, Christian Kappes, hat dort auch mit Schaulustigen zu kämpfen: „Wir finden immer wieder Einbruchsspuren an der Eingangstür. Vor kurzem mussten wir deshalb die komplette Schließanlage austauschen.“ Der Bunker sei nicht „verkehrssicher“, erklärt er, weshalb Unfälle möglich sind. Ihm geht es in diesem Fall nicht nur um die Haftung, sondern auch um das Wohlergehen der Leute. „Wenn dort jemand stürzt oder ohnmächtig wird, dann finden wir die Person nicht. Wir sind ja auch nicht jeden Tag dort“, sagt er besorgt.
Wie es in dem Bunker aussieht, zeigen wir Ihnen im nächsten Teil der Reihe „Die vergessenen Orte Krefelds“.