Mehr als 5000 Schüler sehen Schockbilder

Das Konzept, Jugendliche mit Unfallsituationen und eindringlichen Schilderungen Betroffener zu konfrontieren, geht nach Ansicht der Polizei auf.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Zu hören, wie ein Jugendlicher bei einem Unfall den Kampf gegen den Tod verloren hat, ist nicht jedermanns Sache. Und so verlassen nach und nach 25 Jugendliche die Veranstaltung im Seidenweberhaus, wo die Polizei zu einem weiteren Crash-Kurs eingeladen hat. Gut 1000 Schüler des Berufskollegs Vera Beckers und der Kaufmannsschule hören Polizist, Notarzt oder Feuerwehrmann zu, die berichten, wie sie schlimme Unfallsituationen erleben. Seit 2011 bietet die Polizei landesweit diese Veranstaltung an — der 5000. Krefelder Teilnehmer saß gestern in der nunmehr 36. Veranstaltung dieser Art.

Drei Jahre nach Beginn des Crash-Kurses, der von vielen Teilnehmern als sehr eindringlich wahrgenommen wird, ist die Polizei von ihrem Konzept mehr denn je überzeugt: Landesweit sei die Zahl der Verletzten in der Zielgruppe der 18- bis 24-Jährigen um acht Prozent gesunken, sagt Volker Stahl, Leiter der Verkehrsinspektion I. Auf Krefeld herunterbrechen will er die Zahlen nicht, weil diese Kleinteiligkeit seiner Ansicht nach keine Aussagekraft besitzt. So berichtet er beispielhaft von einem schweren Unfall in Schicksbaum unter Beteiligung mehrerer junger Leute, die aber alle aus dem Kreis Viersen kommen.

Der Crash-Kurs spricht die Jugendlichen emotional an. Wer die Veranstaltung verlässt, den fangen Polizisten und Experten auf. Eine solche „Schocktherapie“ hält Prof. Hans-Jürgen von Giesen, ärztlicher Direktor der Alexianer Krefeld GmbH, dennoch für einen guten Ansatz: So werde eine überdimensional betroffene Zielgruppe angesprochen, die nach dem Erleben eines schweren Unfalls in Kliniken wie seiner behandelt werden müssten: „Viele Jahre ihres Lebens — oder dessen, was von dem Leben noch übrig ist.“

In der Tat machten sich junge Menschen bei den Unfallfolgen nicht bewusst, dass Beteiligte sterben könnten, weiß Polizeihauptkommissar Rainer Behrens. „Sie denken eher an Folgen wie Verstümmelung, oder aber durch Verletzungen nicht mehr sexuell attraktiv zu sein.“

Die Polizei plant für das neue Schuljahr in Zusammenarbeit mit dem städtischen Fachbereich Schule eine leichtere und unkomplizierte Möglichkeit für die Nachbereitung des Crash-Kurses. Bisher bleibt es oft bei einer kurzen Nachbesprechung im Anschluss an die Veranstaltung. Dazu soll es auch Unterrichtsmaterial geben, für das noch Sponsoren gesucht werden, sagt der Fachbereichsleiter Schule, Jürgen Maas.