Ostern, das höchste christliche Fest, gehörte wie Weihnachten und Geburtstag, zu den Highlights meiner Kindheit. Ich erinnere mich an ein besonderes Osterfest, ich war vier Jahre alt. Am Ostersamstag wurde das Zimmer auf Hochglanz geputzt, wir Kinder kamen in den Waschzuber und frische Sonntagskleidung wurde für uns rausgelegt. Mama hatte einige Zweige von der Hardt mitgenommen und in einen Krug mit Wasser gestellt. Diese Weidekätzchen kamen auf die Fensterbank.
Karfreitag haben wir Ostereier gefärbt und Mama hatte abwaschbare Abziehbildchen besorgt, die auf die gefärbten Eier kamen. Das funktionierte aber nicht gut. Den Hasen fehlten Ohren oder Beine oder die Bäume und Sträucher sahen gerupft aus, die kleinen Küken hatten keine Schnäbel und der Hahn hat seine schönen Schwanzfedern verloren. Mama war zuerst sauer, aber als Papa meinte, der Osterhase würde sich auch so über die Eier freuen, lachten wir alle gemeinsam.
Mein Bruder und ich glaubten natürlich an den Osterhasen und wir konnten es kaum erwarten bis Ostersonntag war. Wir wollten den Osterhasen so gern einmal sehen und versuchten abends wach zu bleiben, leider vergebens. Unsere Eltern versuchten unsere hohen Erwartungen an den Osterhasen etwas einzudämmen, weil er ja hauptsächlich Ostereier und Süßigkeiten für die Kinder versteckt. Aber eine leise Hoffnung auf Spielsachen blieb, was Papa schmunzelnd zur Kenntnis nahm.
Im Morgengrauen wurde ich vor Aufregung wach und konnte nicht mehr einschlafen. Alle schliefen noch. Also schlich ich vorsichtig durchs Zimmer, ob der Osterhase etwas für uns dagelassen hatte. Und ich wurde fündig. Unter dem Bett meines Vaters stand ein winzig kleiner Puppenwagen mit einem kleinen Püppchen darin. Mein Herz schlug höher. Für meinen Bruder fand ich einen kleinen Sattelschlepper.
Schnell verschwand ich wieder in mein Bett und wartete darauf, endlich aufstehen zu können. Dann war es so weit, alle waren wach und mein kleiner Bruder krähte als erster, ob der Osterhase uns wohl was gebracht hat. Meine Eltern wollten uns nicht länger auf die Folter spannen und wir durften suchen. Ich musste mich nun zum ersten Mal in meinem Leben verstellen und nach einer längeren Suche Überraschung heucheln. Das war kein schönes Gefühl und ich nahm mir vor, nie mehr vorher nach Geschenken zu suchen. Aber gefreut habe ich mich schon über das schöne Geschenk vom Osterhasen.
„Feurio“: Schneller Einkauf
mit gefährlicher Folge
Am Dienstag nach Ostern hatte Papa einen wichtigen Termin auswärts und Mama bemerkte, dass uns ein paar Lebensmittel fürs Frühstück und das Mittagessen fehlten. Sie beschloss daher, dies schnell bei Spielmann, einem nahe gelegenen kleinen Lebensmittelladen zu besorgen, der sich an der Ecke Grönhoffstraße befand. Den Großeinkauf erledigten wir immer im Konsum in der Farbmühle. Damit es schneller ging, wollte sie rasch allein gehen, zog ihren Mantel über und schloss die Zimmertür von außen ab.
Wir Kinder blieben allein und spielten selbstvergessen noch im Schlafanzug. Ich war damals circa vier Jahre alt. Da meldete sich mein kleiner Bruder, dass er „AA“ müsse, wie wir damals sagten. Ich holte, ganz große, fürsorgliche Schwester, unser Nachttöpfchen und setzte ihn darauf. Als er sein Geschäftchen beendet hatte, wischte ich ihm, so gut ich konnte, mit dem Toilettenpapier den Popo ab. Ich öffnete an unserem Küchenherd vorne die Ofentür. Es brannte wie immer ein Feuer darin. Das benutzte Papier warf ich ins Feuer, wie ich es bei Papa oft gesehen hatte. Es brannte lichterloh und ich hatte eine Idee, um meinen Bruder zu beeindrucken: Ich nahm eine von Papas Zeitungen und drehte sie zu einem länglichen Gebilde, zu einer Fackel. Diese Fackel hielt ich dann in den Ofen und sie fing sofort Feuer. Ich schwenkte sie hin und her und freute mich. Aber bald wurde es mir an der Hand zu heiß, ich bekam Angst und ließ sie fallen.
An der Relingstange, die sich rund um den Herd befand, hing ein Handtuch. Die brennende Fackel fiel genau darunter und das Handtuch fing mit einer riesigen Stichflamme Feuer und brannte. Das ganze Zimmer war voller Rauch und Qualm. Wir weinten vor Angst und husteten, die Augen tränten.
Als souveräne, große Schwester kletterte ich auf einen Stuhl und wollte ein Fenster öffnen. Doch der eiserne Riegel war zu schwer für mich, ich konnte das Fenster nicht öffnen. Handtuch und Zeitungspapier waren inzwischen verbrannt, das Feuer war erloschen. Es lag nur noch ein Häufchen Asche auf dem Boden. Es sah aus, wie schwarzes Seidenpapier. Nur die Holzdielen hatten einen schwarzen Brandfleck bekommen.
Wir heulten und husteten in dem Qualm und warten auf Mama, die auch alsbald kam. Sie schloss die Tür auf und war entsetzt, als ihr der Qualm und Rauch entgegenschlug. Schnell riss sie die Fenster auf, scheuchte uns ins Treppenhaus und öffnete auch das Flurfenster oben. So zog der Qualm schnell ab.
Gemeinsam dankbar
zu Gott gebetet
Sie nahm uns in die Arme, drückte uns ganz feste an sich und versprach, uns nie wieder allein zu lassen. Gemeinsam beteten wir zum lieben Gott und dankten unserem Schutzengel, dass nicht noch Schlimmeres passiert ist. Am Sonntag darauf hatte Mama nach dem Gottesdienst eine Dankeskerze entzündet und eine für unsere Verhältnisse großzügige Summe in den Opferstock für arme Kinder in Lateinamerika gespendet.