Krefelder Talente „Mich reizt das nüchterne Betrachten von Tatsachen“

In jedem jungen Menschen schlummern besondere Talente. So auch in Paula Rappenecker. Ihre große Leidenschaft ist das Schulfach Physik.

Paula Rappenecker geht auf die Marienschule in Krefeld.

Foto: Dirk Jochmann

Einsteins Relativitäts-Theorie, Newtons Gravitations-Gesetz und Hawkings „Universum in der Nussschale“ — wer die Zeitung jetzt noch nicht vor Verzweiflung über diese physikalische Trilogie und vor Sorge, was vielleicht noch kommen könnte, weggelegt hat, lernt gleich Paula Rappenecker kennen. Die 18-jährige Gymnasiastin der Marienschule hat eine große Liebe: die Physik.

„Mich reizt das nüchterne Betrachten von Tatsachen, Dinge in die Sicht physikalischer Theorien zu stellen und dabei immer nach dem Aha-Moment zu streben.“ Nüchtern? Wenn die Krefelderin über ihr Lieblingsfach, ihre große Leidenschaft redet, dann ja, dann verfällt sie ins Schwärmen. „Ich finde es gut, an Grenzen zu stoßen, im Ungewissen nach einer Lösung zu suchen. Viele Theorien wurden ja schon widerlegt, aber man hat einfach noch keine bessere gefunden.“

Die 18-Jährige gehört zu den Schülern, die die verschiedenen Angebote der Begabungsförderung an der Marienschule nutzen. Ihre Reise in die Schweiz zum Forschungszentrum Cern Ende 2016 wird Paula Rappenecker so schnell nicht vergessen. Während die meisten Laien von den Detektoren-Experimenten der Europäischen Organisation für Kernforschung wohl nur Bahnhof verstehen, üben sie auf die Gymnasiastin eine besondere Anziehung aus: „Protonen, das sind die kleinen Teilchen aus dem Kern eines Atoms, werden dort mit Magneten fast bis auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, so dass sie aufeinanderprallen und zersplittern“, erzählt sie begeistert.

Die Protonen-Splitter werden dann von den Physikern in dem Forschungszentrum untersucht und sollen etwa Aufschluss auf die Frage bieten, woraus die kleinen Teilchen eigentlich bestehen. Für Paula Rappenecker steht nach ihrem Besuch in der Schweiz fest: „Da will ich wieder hin!“

Der nächste Schritt: das Abitur in diesem Jahr. Und danach? „Ich will an der RWTH Aachen Physik studieren“, das steht für die 18-jährige Schülerin fest. Bei der Hochschulhospitationswoche im vergangenen Herbst hat sie eine Woche lang die Erstsemestervorlesungen besucht, um herauszufinden, ob das Physik-Studium wirklich etwas für sie ist. „Ein riesiger Vorlesungssaal und fast nur Männer“, das ist ihr erster Eindruck vom Physik-Studium. Danach folgen viele Erfolgserlebnisse für die Gymnasiastin: „Ich habe vieles von dem Erstsemester-Stoff verstanden. Nur in der Vorlesung zur Experimentalphysik für das fünfte Semester, da habe ich dann gar nichts mehr kapiert“, erzählt sie und lacht.

Aber deshalb aufgeben? Das kommt für Schülerin Paula Rappenecker nicht in Frage — da hält sie es ganz mit dem Motto, das heute auch im Physikunterricht ihr Credo ist: „Wenn ein Experiment nicht funktioniert, ist doch das Spannende herauszufinden, warum+ das so ist.“