Mutter beim Wickeln rausgeworfen
Krefelderin beklagt Kinderfeindlichkeit in der Stadt. Die CDU hält dagegen.
Krefeld. Annekathrin Edelmann wollte nur ihren Frust loswerden. Doch die Zwillingsmutter, die sich in einem Brief über angeblich kinderfeindliche Zustände in einer Krefelder Pizzeria beklagt hatte, erntet Widerspruch. Ausgerechnet die jungen Mütter aus der hiesigen CDU-Fraktion reagieren verärgert. Den Vorwurf, dass die Stadt nicht kinderfreundlich sei und ein Mangel an öffentlichen Toiletten sowie Wickelmöglichkeiten herrsche, können sie nicht nachvollziehen.
Edelmann hatte berichtet, dass sie in einer Pizzeria, abgeschirmt durch ein Tuch und auf einer Decke, ihrem zehn Monate alten Sohn Valentin die Windel wechseln wollte. Der italienische Wirt schmiss sie daraufhin raus. „Gewickelt wurde dann auf der Taschenablage am Bezahlautomaten im Parkhaus“, berichtet die erzürnte Mutter.
„Krefeld soll nicht kinderfreundlich sein? Das können wir nicht auf uns sitzen lassen“, sagt Britta Oellers. Wenn die CDU-Ratsfrau mit ihrem elf Wochen alten Sohn Simon hier unterwegs ist, „sind alle freundlich und hilfsbereit“. Sie habe die Erfahrung gemacht, „dass Kinder Türen öffnen und Gespräche ermöglichen“.
„Es gibt in Krefeld genug Möglichkeiten, Kinder zu wickeln“, weiß die Bundestagskandidatin Kerstin Radomski. Ob in Bäckereien, Drogeriemärkten, Buchhandlungen oder Restaurants — in vielen Geschäften gebe es mittlerweile aufklappbare Wickeltische. „Und die meisten Gastronomen wärmen gerne ein Baby-Gläschen in ihrer Mikrowelle auf. Man muss eben nur freundlich fragen“, sagt die CDU-Bezirksverordnete Dagmar Winzen.
Dass die Diskussion um Wickelmöglichkeiten in einigen Berichten mit dem Mangel an öffentlichen Toiletten verbunden wird, kann sie nicht verstehen. „Keine von uns würde ihr Kind auf einer öffentlichen Toilette wickeln.“ Die CDU-Frauen sind sich einig: Mütter müssen ihre Kinder überall stillen und wickeln können. Aber mitten in einem Restaurant? „Das macht man nicht. Wir wickeln ja auch zu Hause nicht auf dem Esstisch“, sagt die CDU-Bezirksverordnete Verena Pesch.
Nicht umsonst sei ein Antrag der Linken auf öffentlich zugängliche Still- und Wickelräume in der Stadt abgelehnt worden, sagt Oellers. „Die positiven Reaktionen in der Bevölkerung zeigen, dass das nicht nötig ist.“„Wer meint, man könnte etwas verbessern, kann uns gern ansprechen.“