Pack es endlich an, Politik!

Jedes Mal, wenn ein Institut eine neue Studie veröffentlicht oder der Paritätische seinen Jahresbericht herausgibt, fällt ein wenig Licht auf die Schwächsten unserer Gesellschaft. Dann geht ein Aufschrei durchs Land.

Michael Passon.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Arme Kinder im reichen Deutschland, ein Skandal. Wer täglich vor der Haustüre gegen Kinderarmut kämpft, professionell oder ehrenamtlich, kriegt dann einen dicken Hals. Zu Recht. Die Empörung verhallt schnell.

Kinderarmut wird in Deutschland oft nicht ernst genommen. Weil wir nicht in Afrika oder Indien leben. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Schlaue Analytiker wollen eine Art „Kinderarmut light“ entdecken, argumentieren mit theoretischen Vergleichen. Die Wahrheit liegt aber nicht auf dem Schreibtisch, sondern zum Beispiel in Krefelds City. Hier schlafen Kinder auf dem Boden, gehen hungrig zur Schule mit Löchern in drei Nummern zu großen Schuhen, die Familie hat nicht mal eine Waschmaschine.

Die Politik hat versagt. Über Jahrzehnte. Krefelder Experten können sich noch so gut vernetzen: Um diesen Kindern eine Chance für die Zukunft zu geben, die Zukunft unseres Landes, sind Milliarden nötig. Bildung, Wohnungsbau, Mindestlöhne: Pack es endlich an, Politik!