Nach Todesfall Politik fordert einen Drogenkonsumraum

Krefeld · Nach dem Tod eines Abhängigen auf der Straße wächst der Druck. Zu wenig Hilfsangebote und zu wenige Möglichkeiten für Abhängige fördern den Straßenverkauf. Nun ist die Stadt am Zug.

Seit Längerem wird in der Politik über die Einrichtung eines Drogenkonsumraums beraten. Die Stadt überarbeitet derzeit ein Konzept.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Schon lange beklagen Betroffene und Betreuer, dass das räumliche Angebot für Drogenabhängige in Krefeld unzureichend ist. Mit der Folge, dass Drogenkonsum und -handel oft auf offener Straße oder in Tiefgaragen und Hinterhöfen ablaufen, was wiederum Unmut und Sorgen in der Bevölkerung mit sich bringt. Aus der Politik kommt nun erneut die Forderung, vor allem für die Schwerstabhängigen mehr zu tun. Letzter Anlass: Der Tod eines drogenabhängigen Mannes in der harten Frostperiode im Februar auf einer Straße mitten in der Stadt.

So fordert die Partei Die Linke nicht nur einen Sachstandsbericht, im Sozial- und Gesundheitsausschuss am 23. März wird auch schon die Einrichtung eines Drogenkonsumraumes beantragt. Denn den habe der Ausschuss bereits im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht. „Die Lage der Schwerst-Drogenabhängigen hat sich in den letzten Monaten eher verschlechtert als verbessert. Die Zeit drängt, daher müssen nun die nötigen finanziellen Mittel im Haushalt bereitgestellt werden“, meint Ratsfrau Julia Suermondt. Auch die Ratsgruppe UWG /WuZ erneuert ihre Forderung an die Stadt, jetzt zeitnah einen geeigneten Standort für einen Drogenkonsumraum zu definieren. Die Abhängigen bräuchten einen sicheren Rückzugsort, außerdem würde eine solche Anlaufstelle die Lage in den Parkhäusern im Zentrum verbessern, wo Bürger in Treppenhäusern immer wieder an „Junkies“ vorbeigehen müssten und sich deshalb unsicher fühlten. Außerdem fordert die Ratsgruppe die Etablierung eines Drogen- und Suchtbeauftragten bei der Stadt.

Die Stadt will in Kürze ein neues Konzept vorlegen

Politisch stehen aber nicht nur die „kleinen“ Gruppen im Rat hinter dem Angebot, auch SPD und Grüne wollen eine neue feste Anlaufstelle etablieren. „Wir wollen nur nicht den zweiten vor dem ersten Schritt tun und direkt Finanzmittel dafür einstellen“, sagt SPD-Fraktionsgeschäftsführer Björn Rüsing.

Nun kommt alles darauf an, was die Stadt wann entscheidet. Auf Anfrage der WZ heißt es aus dem Sozial- und Gesundheitsdezernat von Sabine Lauxen, die Konzepte der Hilfeangebote für Drogenabhängige und Obdachlose würden aktuell überarbeitet, und: „Die Stadtverwaltung wird dazu in Kürze der Politik Vorschläge unterbreiten.“ Womöglich geschieht dies schon in der kommenden Woche, wenn am Dienstag der Fachausschuss im Seidenweberhaus zusammenkommt.

Natürlich gibt es auch jetzt schon einige Hilfsangebote für Drogensüchtige, insbesondere von der Caritas. So wurde eine zweite Streetworkerstelle bei der Caritas vor einem Jahr besetzt. Weitere Hilfsangebote in Krefeld speziell für Konsumenten illegaler Drogen bieten das Café Pause am Westwall, die Notschlafstelle an der Melanchtonstraße, die Beratungsstelle für Alkohol- und Drogenfragen auf der Südstraße, der Sozialpsychiatrische Dienst des Fachbereichs Gesundheit. Ansonsten gibt es für Wohnungslose noch den Tagestreff und das Beratungszentrum für Wohnungslose der Diakonie.

Dennoch: Krefeld hat da im Städtevergleich durchaus noch Luft nach oben. So bietet der Verein Drogenhilfe in Düsseldorf neben einer drogentherapeutischen Ambulanz auch zehn Einzelplätze in einem Drogenkonsumraum. In Wuppertal sind im sogenannten „Druckraum“ am Gleis 1 am Hauptbahnhof seit vielen Jahren fünf sichere Konsumplätze eingerichtet, außerdem entsteht mit dem Café Cosa im Elberfelder Zentrum am Döppersberg eine weitere Anlaufstelle.