Polizeieinsätze vor der Stammkneipe der Hells Angels
Krefeld. Die Anwohner der Breite Straße sind zunehmend genervt über die zahlreichen Polizeieinsätze vor der Stammkneipe der Hells Angels. Das „Route 81“ ist nach Angaben der Rockergruppe mangels Alternativen mittlerweile zur zentralen Anlaufstelle am Niederrhein geworden.
Am Freitagabend gab es nach dem Großeinsatz am 30. November die nächste Vollsperrung an der Breite Straße. Der Grund: Die Höllenengel trafen sich zur Weihnachtsfeier. Laut Polizei sind dazu diverse Charter aufgerufen, die Ordnungshüter riegelten zur Gefahrenabwehr ab.
Schon länger kritisch beäugt von der Polizei, werden den Rockern Drogengeschäfte und Kontrolle des Rotlichtmilieus bis hin zur organisierten Kriminalität nachgesagt. Sie dulde keine rechtsfreien Räume, heißt es von der Polizei. An mehreren Tagen hat sie jetzt immer wieder auf der Breite Straße zwischen Markt- und Stephanstraße kontrolliert. So bleiben beispielsweise dem Grill Split so manches Mal die Gäste aus. „Wir haben keine Probleme mit unseren Nachbarn, sie sind im Gegenteil gute Kunden von uns. Gegen sie hat auch niemand etwas, die anderen Kunden kommen ganz normal zu uns, sie haben keine Angst. Wenn die Polizei hier ist, kommen aber keine Gäste“, sagt die Inhaberin.
Einer, der ebenfalls mit dem Auto draußen bleiben muss, ist Rechtsanwalt Joachim Schürmann. Und das, obwohl er eine Garage ganz in der Nähe des „Route 81“ hat. Die Sperrung der Polizei am 30. November, die offenbar aus Gründen der Gefahrenabwehr erfolgte, akzeptierte er und parkte seinen Wagen an anderer Stelle. Dass er allerdings nicht einmal mehr nur mit Kleingeld in der Tasche aus dem Haus gehen kann, ärgert ihn schon. „Ich muss mich an der Absperrung der Polizei ausweisen können, sonst lässt man mich nicht zu meiner Wohnung durch“, schildert er.
Schürmann hält ein Clubheim mitten in der Innenstadt für fehl am Platz. Denn auch er hört regelmäßig den Lärm der schweren Maschinen von Hells-Angels-Angehörigen. Ein Teil des Clublebens spiele sich zudem regelmäßig vor dem Haus ab — was den Nachbarn natürlich aufgrund der Lautstärke nicht entgehe.
In einem siebenseitigen Brief hat Schürmann Oberbürgermeister Gregor Kathstede auf die Situation aufmerksam gemacht. Zur WZ sagt er: „Wenn es Erkenntnisse gibt, dass es im ,Route 81’ kriminelle Geschäfte gibt, dann sollte es geschlossen werden“, weist er auf eine mögliche Maßnahme hin. Wenn die Behörden so etwas nicht nachweisen können, so sollte sie den Rockern eine alternative Unterkunft am Stadtrand anbieten.
Die WZ bat die Stadt um eine Stellungnahme zu den Vorschlägen. Da sich aber verschiedene Abteilungen dazu äußern müssten, könne die Antwort nicht sofort gegeben werden, hieß es vom städtischen Presseamt.
Auf die Einschränkungen für die Anwohner angesprochen, verweist die Polizei darauf, dass man den Hinweisen auf kriminelle Handlungen durch Hells Angels nachgehe. „Dass im Einzelfall auch Bürger von den Maßnahmen betroffen sind, lässt sich leider nicht vermeiden. Wir sind aber sicher, dass davon die Gesellschaft insgesamt profitieren wird“, sagt Polizeisprecher Acor Kniely.