Projekt: Diplomaten für drei Tage
Schüler des MSM haben eine Vollversammlung der Vereinten Nationen simuliert. Dabei mussten sie strenge Regeln einhalten.
Krefeld. Eine Lösung für den Nahost-Konflikt finden, den Umgang mit Menschenrechten im Kaukasus diskutieren oder Strategien für den Weg zu einem atomwaffenfreien Europa entwickeln: An solchen und ähnlichen Problemen beißen sich Politiker auf der ganzen Welt die Zähne aus, und das zum Teil schon seit Jahrzehnten.
Davon ließen sich elf Oberstufenschüler des Maria-Sibylla-Merian-Gymnasiums nicht abschrecken und haben trotzdem versucht, eigene Lösungsansätze zu entwickeln.
Und das nicht etwa im Sozialkundeunterricht, sondern in den Niederlanden. In Leiden haben sie sich für ein Wochenende mit rund 450 Jugendlichen aus der ganzen Welt getroffen, um einen Gipfel der Vereinten Nationen (UN) zu simulieren.
"Jeder hat eine Nation repräsentiert, aber niemals die eigene", erzählt Jasper Müller. "In verschiedenen Komitees wurden 40 reale Konflikte debattiert." Dabei ging es äußerst streng zu: Die Schüler mussten einen Dresscode einhalten, formales Englisch sprechen und sich an engmaschige Debattierregeln halten.
"Wichtig war auch, dass sich alle sehr gut vorbereiten", sagt Lehrerin Helga Wienand, die die Gruppe in die Niederlande begleitet hat. Zum einen galt es, umfassende Kenntnisse über "sein" Land zu erwerben. Und auch die Konflikte, die beim Gipfel auf der Tagesordnung standen, durften kein Buch mit sieben Siegeln sein.
Die theoretische Vorbereitung fand über mehrere Monate privat und in der Lemun-AG statt (Infos siehe Kasten). Die Praxis stellte sich dann aber als noch spannender heraus.
"Manche mussten Länder vertreten, deren Meinung sie privat wohl eher nicht verteidigen würden", erzählt Vanessa Ossina, die sich in der Simulation für die Interessen Syriens einsetzen musste. "Richtig spannend war, dass viele Jugendliche teilgenommen haben, um deren Heimatkonflikte es dann bei dem Gipfel ging."
Am Ende musste jedes Komitee und jede Arbeitsgruppe eine gemeinsame Resolution verabschieden - genau wie bei einem echten UN-Gipfel. Und die Abschlusserklärung musste selbstredend denselben starren Regeln entsprechen.
Dass die Simulation viel gebracht hat, darin sind sich alle einig. "Da ging es um wahrhaft gravierende Probleme", sagt Helga Wienand. "Die Schüler haben erfahren, dass Konflikte theoretisch friedlich lösbar wären." Diplomaten wollen die elf Schüler zwar jetzt nicht alle werden. "Aber es war ein tolles Gefühl, wenn man andere von seinen Argumenten überzeugt hat", sagt Vinzent Rudolf.