Prozess Ronny Kockel Richterin sucht nach verschlungenen Informationswegen

Im Prozess Ronny Kockel versucht das Gericht, durch die akribische Befragung von Zeugen, Täterschaft zu beweisen.

Foto: Wagner

Krefeld. Im Mai 2011 wurde der ehemalige KFC-Torwart Ronny Kockel in einem Gerangel beim Verlassen einer Krefelder Diskothek so massiv geschlagen und getreten, dass er auf die Intensivstation gebracht und mehrfach operiert werden musste. Zurzeit wird das Verfahren neu aufgerollt. Zeugen sollen deutlich machen, wie und von wem der Angriff kam.

Gestern wurde unter anderem die junge Frau gehört, die der Polizei den Hinweis auf die möglichen Täter gab. Sie hatte an dem Abend in der Diskothek mit einer Gruppe von Männern gesprochen und sie am nächsten Tag zufällig bei einer anderen Party wiedergetroffen. Sie hätten ihr beim Wiedersehen erzählt, dass sie am Vorabend eine Schlägerei gehabt hätten. In der Zeugin, die Ronny Kockel flüchtig kennt, keimte der Verdacht, dass zwischen dem Angriff auf Kockel und den Schilderungen ihrer Zufallsbekanntschaften ein Zusammenhang bestehen könnte.

Die Polizei ging dem nach. Es sind zwei Männer dieser Gruppe, gegen die jetzt verhandelt wird.

Akribisch versucht die Richterin zu rekonstruieren, was damals geschehen ist. „Es ist vier Jahre her, wie soll ich mich daran erinnern?“, fragt ein Zeuge geradezu hilflos. Aber genau darum geht es. „Mir sind die Wege immer noch nicht klar, wer was zu wem und vor allem mit welchem Begleittext gesagt hat“, betont die Richterin.

Diesen Informationssträngen geht auch der Verteidiger des Angeklagten Fredi B. nach, der offen seine Skepsis gegenüber den Angaben der Zeugin bekundet. Sie lässt sich vier Jahre nach der Tat nicht darauf festlegen, wann und was genau sie ihrem Freund und ihrer Freundin — beide ebenfalls Gäste an dem fraglichen Abend in der Diskothek — erzählt habe. Und nein, sie selbst habe keine Recherchen angestellt, um die Verdächtigen, die wegen einer Monstertruckshow an jenem Wochenende in Krefeld waren, zu prüfen.

Befragt wurde gestern auch W., entfernt mit einem der Angeklagten verwandt, der in einem früheren Verfahren selbst als Angeklagter, nach seiner Entlastung gestern als Zeuge auftrat. „Ich bin der Einzige, der Kockel in die Augen schauen konnte“, sagt W.. Er habe von einer Schlägerei aber nichts bemerkt, weil er sich im Technobereich aufhielt, während die anderen Schlager hörten. Er sei erst aufmerksam geworden, als er draußen auf Polizisten und eine lautstarke Menschengruppe stieß. Zur Sache könne er nichts sagen.