Seniorenheime in Krefeld In den Stadtteilen fehlen nach wie vor Pflegeplätze

Krefeld · Die Stadt siedelt zwar mehr Seniorenheime abseits des Zentrums an. Doch an manchen Stellen hakt es noch.

Für viele Menschen ist der Schritt aus der eigenen Wohnung in ein Pflegeheim schwierig. Betreiber und Stadt wollen den Übergang erleichtern.

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Für viele Familien ist es dramatisch, wenn ein Angehöriger ins Seniorenheim muss. Wie verkraftet der Betroffene das? Wie ergeht es ihm im Heim? Und wie weit muss er von zu Hause weg? Tatsächlich können immer mehr Pflegebedürftige in ihrem Quartier bleiben. Die Stadt Krefeld bemüht sich mit der sorgenannten verbindlichen Bedarfsplanung seit dem Jahr 2014, Einrichtungen wohnortnah in den Stadtteilen zu fördern. „Man lebt 50, 60 Jahre in einem Viertel, hat dort seinen Bekanntenkreis, dieses Umfeld will man nicht einfach aufgeben“, sagt Susanne Tümmers, Leiterin des Fachbereichs Soziales der Verwaltung.

Das Ziel: Seniorenheime
in den Stadtteilen

Tümmers Bilanz zur Bedarfsplanung fällt positiv aus. Der ermittelte Platzbedarf kann in den nächsten Jahren fast überall gedeckt werden, so Tümmers. Für die Jahre 2020 und 2021 sehe es sehr gut aus. Entsprechende Häuser werden eröffnet oder zumindest gebaut. Vor dem Jahr 2014 fehlte den Kommunen ein rechtlich wirksames Mittel, um auf die Ansiedlung von Pflegeinrichtungen Einfluss zu nehmen. Die Investoren konzentrierten sich vor allem auf die Innenstadt. Das führte dazu, dass es im Stadtgebiet im Jahr 2017 insgesamt 2432 stationäre Pflegeplätze gab, 332 mehr als laut Plan benötigt. Dennoch konnten Wünsche in den Stadtteilen nicht erfüllt werden. In Bockum fehlten 80 Plätze, um den Bedarf zu decken, in Gartenstadt 66, in Fischeln 91.

Die Herausforderung: Einrichtungen zügig bauen

Noch ist nicht überall Besserung zu vermelden. Wie mühsam es ist, die Investoren aus dem Zentrum zu holen und den Trend umzukehren, zeigen zwei Beispiele. Für den Bereich Linn, Oppum, Gellep-Stratum steht noch eine neue Tagespflege aus. Ein Betreiber wird gesucht. Bei der stationären Einrichtung an der Fischelner Hafelsstraße hakt es beim Bau. Im Jahr 2017 bekamen die Städtischen Seniorenheime Krefeld den Zuschlag, etwa 30 stationäre Pflegeplätze sollen entstehen. Die ersten Bewohner sollten eigentlich schon eingezogen sein. Doch noch haben die Bauarbeiten nicht begonnen. Dennoch gibt es bereits eine Warteliste.

Jörg Schmidt, Geschäftsführer der Städtischen Seniorenheime, gibt sich vorsichtig optimistisch, dass es bald voran geht. Einen genauen Zeitpunkt möchte er aber nicht nennen. Mehrere Herausforderungen gilt und galt es zu lösen. Ursprünglich wollten die Städtischen Seniorenheime in Fischeln stationäre Pflege, Tagespflege und barrierefreie Wohnungen einrichten. „Weil wir nur einen Teil der Ausschreibung gewonnen haben, mussten wir umplanen“, sagt Schmidt. Hinzu seien die Baukosten gekommen, die die Schätzungen immens überstiegen. Das führt Schmidt auf die allgemein hohe Nachfrage und den langen Aufschwung in der Baubranche zurück. Ohnehin sind die Anforderungen in Sachen Brandschutz, Barrierefreiheit und Energieeffizienz an ein Seniorenheim hoch. Das macht die Umsetzung so anspruchsvoll.

Die Zukunft: Mehr alte
Menschen versorgen

Die Nachfrage nach Pflege wird auch in Krefeld durch eine alternde Gesellschaft immer weiter steigen. Schon in zwei Jahren sollen 2000 Menschen mehr, die älter als 80 Jahre sind, in der Stadt leben als im Jahr 2017. Damals waren es knapp 15 000. Stadt und Seniorenheim-Betreiber sind sich deshalb einig, dass der Übergang in eine der Einrichtungen einfacher gestaltet werden muss. Viele Menschen haben Angst vor dem Umzug raus aus der eigenen Wohnung. Deshalb sei es wichtig, dass die Pflegeheime Bestandteil des Lebens im Stadtteil werden, sagt Tümmers. „Viele bieten mittlerweile Spielenachmittage oder Mittagessen an. Andere veranstalten Nachbarschaftsfeste.“

Seniorenheim-Geschäftsführer Schmidt wünscht sich, dass sich die Pflege weiter wandelt. Das starre System der Plätze und Kategorien, wie Tagespflege oder vollstationäre Pflege, solle aufgebrochen werden. Stattdessen soll eine durchgängige Gesamtversorgung her. Aus diesem Grund haben die Städtischen Seniorenheime bereits im Jahr 2014 mit den zuständigen Pflegekassen einen entsprechenden Versorgungsvertrag abgeschlossen.

„So könnten die Menschen besser entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse versorgt werden.“ Ein Teil der Menschen sei in den bestehenden Strukturen der stationären Einrichtungen überversorgt. Sie zahlen für Leistungen wie eine medizinische Expertise oder umfangreiche Hilfe im Alltag. Dabei würde ihnen schon der institutionelle Rahmen eines Pflegeheims reichen. Sprich, dass ab und an jemand in die Wohnung kommt und nach dem Rechten schaut. „Pflege ist eben mehr als waschen“, sagt Schmidt. Für die Mitarbeiter erhofft er sich, dass sie bei fließenden Übergängen zwischen den Arten der Pflege flexibler arbeiten könnten. Hinzu kommt die Idee, dass die Pflege für neue Berufsgruppen geöffnet werden könnte. Warum soll die Reinigungskraft nicht eine Zusatzqualifikation als Demenzbegleiterin erwerben? Solche Fragen debattiert Schmidt mit seinem Team. Schließlich besucht die Reinigungskraft die Hilfsbedürftigen ohnehin und könnte für Entlastung des übrigen Personals sorgen.