Stadt lässt Bücherei Uerdingen räumen

Kurz nach dem 100. Geburtstag der Zweigstelle rückt am Dienstag die GSAK an. Trotz Protesten wird das Inventar entsorgt.

Foto: Dirk Jochmann) kämpfen die Uerdinger seit Monaten um ihre Stadtteilbücherei. Jetzt wird sie leergeräumt.

Krefeld. Nur wenige Tage nach der 100-Jahr-Feier der Uerdinger Bücherei will die Stadt das letzte Kapitel der ehemaligen Zweigstelle schließen. Am Mittwoch und Donnerstag räumen sechs bis acht Mitarbeiter der GSAK das Gebäude am Marktplatz leer.

„Der Auftrag der Stadt lautet Entrümpelung“, sagt GSAK-Geschäftsführer Wilfried Gossen auf Anfrage. Die verbliebenen Möbel und Papiere sollen entsorgt oder recycelt werden. Bücher befinden sich laut Stadt nicht mehr in den Räumen — mit Ausnahme „minderwertiger Flohmarktbestände“ im Keller.

Der Arbeitskreis, der seit Jahren für den Erhalt der Bücherei kämpft, zeigt sich empört. Die Räumung erfolge „ohne Not“, beklagt Susanne Tyll. „Wir finden das unfassbar“, sagt die Mitorganisatorin der Montagslesungen, die seit 46 Wochen am Marktplatz stattfinden. Tyll fragt nach „denkmalwürdigem Inventar“ und etwaigen wertvollen Archivunterlagen im Keller. Sie möchte auch wissen, aus welchen Mitteln die Aktion im Nothaushalt finanziert wird.

In der Tat muss die Stadt die Räumung als „Sonderleistung“ bezahlen: Sie gibt die Kosten mit 2500 Euro plus Mehrwertsteuer an. Die Räumung sei „aus versicherungstechnischen und wirtschaftlichen Gründen erforderlich“, erklärt auf Anfrage das städtische Presseamt.

Denkmalwürdige Gegenstände seien von der Räumung nicht betroffen, heißt es weiter. Die Entrümpelung betreffe auch keine wertvollen Archivalien, sondern „einen Haufen durchnässter, schimmeliger Aktenordner im Keller“ sowie „diverses Gerümpel“. Alle Bücher, die noch zu gebrauchen waren, seien im Bestand der Mediothek gelandet oder an Uerdinger Schulen und Kitas verschenkt worden. Die Regale seien zum Teil an die Musikschule gegangen.

Laut GSAK-Chef Gossen wird ein städtischer Mitarbeiter die Arbeiten überwachen: „Wir entsorgen nur das, was autorisiert ist. Bei diesem sensiblen Thema ist es wichtig, genau hinzuschauen.“

Als Auftraggeber der Räumung benennen sowohl die GSAK als auch die Stadt Helmut Schroers, den Leiter der Mediothek. Ob er seinerseits eine Anweisung aus der Verwaltungsspitze bekam, lässt sich nicht klären. Schroers selbst erhielt gestern einen Maulkorb, äußern durfte sich nur das Presseamt.