Krefeld Bewohner ärgern sich über defekte Aufzüge im Hochhaus
Behinderte Mieter fühlen sich im Hochhaus an der Remscheider Straße wie im Gefängnis. Die Hausverwaltung gelobt Besserung.
Krefeld. Es ist wieder einer dieser Tage für Dirk Ingenhag. „Ein Aufzug ist eigentlich durchgängig defekt, der andere fällt regelmäßig aus“, berichtet er am Telefon der WZ. Ingenhag ist Bewohner des Hochhauses an der Remscheider Straße 54. Mit elf Stockwerken überragt das Gebäude aus den 70er-Jahren das gesamte Wohngebiet zwischen Vulkanstraße und Stadtpark Fischeln.
Seit zwei Jahren gebe es immer wieder Probleme mit den beiden Aufzügen. Mit erheblichen Auswirkungen für die Bewohner. Dirk Ingenhag ist gehbehindert. „Wenn die Aufzüge stehen bleiben, fühle ich mich wie in einem Gefängnis“, sagt der 47-Jährige. Auch wenn er „nur“ im dritten Stock wohnt, schaffe er es kaum, das Gebäude zu verlassen. „Das ist ja klar, der klassische Vorführeffekt“, sagt Ingenhag, als die WZ sich vor Ort ein Bild macht. Ein Aufzug funktioniert. Schon ganz unten im Eingang macht die gute Nachricht unter den Bewohnern die Runde. Allerdings macht der funktionstüchtige Aufzug rein äußerlich nicht mehr den frischesten Eindruck.
An diesem Tag rumpelt er aber ohne Probleme in das dritte Stockwerk. Dass die Aufzüge regelmäßig ausfallen, sei die eine Sache, dass die zuständige Hausverwaltung die Mieter seit gut einem jahr lediglich vertröste, die andere.
„Letzte Woche war jeden Tag die Aufzugsfirma da. Ein Mitarbeiter hat mir erklärt, dass es an einem Wackelkontakt liegt“, erklärt Ingenhag. „Es wird aber nicht danach geforscht, warum die Sicherungen andauernd rausfliegen“, ergänzt Ralf Andreas Diepers, der im achten Stock des Hochhauses wohnt.
Mit ernster Miene legt er seinen Schwerbehindertenausweiß auf den Tisch. „Wenn der Aufzug nicht funktioniert, nehme ich starke Schmerztabletten, um das Treppenhaus bewältigen zu können“, sagt Diepers. Im Endeffekt könne er so einmal pro Tag das Haus verlassen. „Man ist wie gefangen“, sagt auch er. Diepers habe sich bei einem Fachmann von Thyssen erkundigt. „Er hat gesagt, dass der Aufzug reparabel ist, er müsse nur mal richtig durchgecheckt werden.“
Das wäre auf lange Sicht auch finanziell die bessere Lösung, sind sich die Mieter sicher. Und vor allem würde es das Leben der Bewohner vereinfachen und deren Nerven schonen. Nicht nur, dass sie erhebliche Einschränkungen haben, auch nächtlicher Lärm durch Sachbeschädigungen seien keine Seltenheit.
„Manche randalieren unten im Eingangsbereich, weil sie so sauer sind, wenn der Aufzug schon wieder nicht funktioniert — auch mitten in der Nacht“, sagt Diepers, der sich schon etliche Male bei der Hausverwaltung beschwert und sie aufgefordert hat, die Mängel endlich richtig zu beseitigen.
„Die zuständigen Mitarbeiter der LEG sind nur schwer zu erreichen und es dauert oft mehrer Tage bis jemand kommt, um den Aufzug wieder ans Laufen zu kriegen“, ergänzt Ingenhag. Wenn es mal wieder länger dauert, könne Diepers zum Glück auf die Hilfsbereitschaft seines Neffen vertrauen. „Er schleppt dann Wasserkästen für ein paar Parteien in die oberen Stockwerke.“
Auf Nachfrage bestätigt die Hausverwaltung den mangelhaften Zustand der Aufzüge. Es handele sich um eine ältere Aufzuganlage, die bereits bei Übernahme des Hochhauses durch die LEG im letzten Jahr fehleranfällig gewesen sei. „Um die Ausfallhäufigkeit nachhaltig zu reduzieren, ist eine Komplettsanierung notwendig und diese haben wir auch bereits beauftragt“, erklärt LEG-Sprecher Mischa Lenz auf Nachfrage der WZ.
Auch für die langen Ausfallzeiten entschuldige sich das Unternehmen bei seinen Mietern. Es könne, je nach Defekt und Verfügbarkeit des benötigten Ersatzteils, „teilweise bis zu fünf Tage dauern“, bis die Fachfirma den Schaden beheben kann. Die Techniker seien dazu angehalten, auch mehrmals am Tag an die Remscheider Straße zu kommen. Einer dieser Mitarbeiter fährt gerade mit der funktionierenden Kabine nach oben, als der WZ-Fotograf an diesem Nachmittag eintrifft. Der Techniker versuche, den linken Aufzug wieder funktionstüchtig zu machen. Viel Hoffnung habe er aber nicht.
Die Wartung der Geräte sei in der Vergangenheit einfach vernachlässigt worden. Die Mieter sammeln unterdessen Unterschriften, um Druck auf die Hausverwaltung auszuüben. Große Hoffnungen, dass sich die Situation kurzfristig ändern könnte, haben sie nach gut einem Jahr Aufzug-Ärger nicht. Trotzdem wollen Sie ihre Wohnungen in dem Hochhaus nicht aufgeben. „Die Mieten sind vergleichsweise günstig und vom Balkon gucken wir direkt ins Grüne“, erklärt Claudia Ingenhag. Und Dirk Ingenhag ergänzt: „Ich bin gebürtiger Stahldorfer und wohne einfach gerne hier.“