Secondhand-Laden am Ende - Die „Sternschnuppe“ verglüht
Der beliebte Secondhand-Laden schließt Ende November — die Konkurrenz durchs Internet ist zu groß.
Krefeld-Fischeln. „Das gehört aber mir!“ Empört zeigt der Junge auf einen Turm aus Bauklötzen im Schaufenster. Weder Beschwichtigungsversuche noch ein in Aussicht gestelltes Teilchen vom Bäcker nebenan dringen zu ihm durch.
Der kleine Kerl verlangt sein Eigentum zurück, das die Mutter als Kommissionsware in die „Sternschnuppe“ gegeben hat. Szenen wie diese — und es gab einige in den vergangenen zehn Jahren — endeten fast immer damit, dass Ina Königs oder ihre Mutter Ingeborg Beckmann das gute Stück wieder rausrücken mussten.
Das ist nun vorbei. Der Secondhand-Laden für Kindermode an der Marienstraße macht zu. Die Fischelner „Sternschnuppe“ verglüht am 30. November. „Ich bin 67 Jahre alt und möchte meinen Ruhestand jetzt genießen“, sagt Ingeborg Beckmann mit Nachdruck.
„Ich hänge noch immer sehr daran. Aber ich betreue zwei Enkelkinder, habe einen Garten und brauche einfach auch mal ein bisschen Zeit für mich.“ Dazu kommt, dass die Geschäfte nicht mehr gut laufen.
Vor einem Jahr hatte die Fischelnerin den Laden von ihrer Tochter übernommen. 2010 wurde auch gleich ein schlimmes Jahr für die „Sternschnuppe“: Direkt gegenüber riss die Firma Hambloch eine ehemalige Gaststätte ab und zog ein Wohnhaus hoch.
„Der Umsatz ging drastisch zurück“, so Ingeborg Beckmann. „Die Straße war zeitweise gesperrt, es gab keine Parkmöglichkeiten mehr, und wir hatten nichts als Dreck und Lärm vor der Tür.“
Es lief schon länger nicht wirklich gut. Als Ina Königs vor knapp zehn Jahren das Geschäft übernahm, das damals noch in der Marienstraße 53 war, verdiente sie noch richtig Geld. Als langjährige Verkäuferin von Spielwaren Seidel ist sie vom Fach. Mit der Zeit aber sei die „Sternschnuppe“ nur noch ein Hobby für die 42-Jährige gewesen.
Das Internet, insbesondere Ebay, wurde zur starken Konkurrenz: „Der Trend geht dahin, am Computer zu bestellen, sich die Ware liefern zu lassen und in Raten zu zahlen“, so Ina Königs. Auch die (Textil-)Discounter und Trödelmärkte machen das Geschäft kaputt.
Umstandsmode und Bettwäsche gehen gar nicht mehr. Nur Reitbekleidung, Holzspielzeug, Spiele und Puzzles sind noch gefragt. „Der Sinn des Ladens war damals für mich der Kreislauf: Mütter brachten mir ausgemusterte Sachen und kauften andere Ware.“
Vielen Fischelnern wird die „Sternschnuppe“ fehlen. Ina Königs und ihre Mutter waren immer mit Leib und Seele bei der Sache. Ingeborg Beckmann spielte mit den Kindern ihrer Kundinnen, die sich in der Zeit in Ruhe umsehen konnten. Es kam sogar vor, dass Mütter ihr — halb im Ernst, halb scherzhaft — Geld anboten, um sie als Babysitterin zu engagieren.
Die „Sternschnuppe“ war auch ein bisschen so etwas wie ein Mütter-Treff, hier wurde geplaudert und auch schon mal ein Baby gewickelt. Zu Weihnachten verschenkte Ina Königs selbst gemachte Kerzen in Tierform. Besonders freute sie sich, als ein kleines Mädchen ihr einmal ein Bild malte und ins Geschäft brachte.
Die beiden Frauen wünschen sich, dass jemand die „Sternschnuppe“ übernimmt. „Aber es muss jemand sein, der mit Herzblut dabei ist und Spaß daran hat, sonst macht es keinen Sinn“, so Ingeborg Beckmann. Bislang hat sich noch niemand gemeldet.