Wohnen im Bauhausstil in Fischeln
Architekt stellt die Pläne für die neue Siedlung Südwest vor. Die Mehrheit im Ausschuss stimmt zu.
Fischeln. Christoph Kohl hat sich von den Häusern Lange und Esters von Mies van der Rohe bei seinen Plänen für die neue Siedlung Fischeln-Südwest inspirieren lassen. Daran lässt der Berliner Architekt bei der Vorstellung seines städtebaulichen Konzeptes im jüngsten Planungsausschuss keinen Zweifel. Auf einem Areal von rund 23,5 Hektar sollen in drei Bauabschnitten südwestlich von Willicher Straße und Hannixweg insgesamt einmal 517 Wohnungen entstehen. Davon im ersten Abschnitt 160 Wohnungen auf 8,4 Hektar im Bauhaus-Stil, mit Backstein und weißen Gebäudeteilen. Knapp ein Drittel davon in Mehrfamilienhäusern. Vorausgesetzt, die Offenlage des Bebauungsplanes 652 wird am 5. Dezember im Rat beschlossen.
„Die Stärke einer durchgestalteten Siedlung ist, dass, wenn ich aus meinem Traumhaus rausschaue, ich diesen Gebäudetyp auch gegenüber sehe und nicht das Traumhaus eines Anderen“, erklärt Kohl die einheitliche gestalterische Anmutung. Dazu bedarf es einer Gestaltungssatzung, die für dieses Neubaugebiet auch verabschiedet werden soll.
Für die zweigeschossigen Mehrfamilienhäuser plus Staffeldach, mit insgesamt 70 bis 75 Wohnungen, sind Tiefgaragen, für die Reihenhäuser sind Parktaschen vor dem Haus vorgesehen. Für die Einfamilienhäuser ist jeweils eine Doppelgarage geplant. Dennoch soll Raum zwischen den Gebäuden bleiben. Deshalb sind für den ersten und zweiten Bauabschnitt jeweils 20 Wohneinheiten pro Hektar gewünscht, für den dritten Richtung Stadtzentrum erhöht sich die Zahl pro Hektar auf 30 Wohneinheiten. Die einzelnen Grundstücke werden jeweils 350 bis 400 Quadratmeter groß sein.
Um Durchgangsverkehr für das neue Wohngebiet zu vermeiden, werde es eine zentrale Erschließungsachse für das Wohngebiet geben.
Das Besondere dieser neuen Siedlung sind die begrünten Dächer der Gebäude. „Grünes Bauhaus“ nennt der Architekt seinen Entwurf, der aber auch gleichzeitig darauf hinweist, dass in der Original-Bauhaus-Siedlung in Dessau gestaltete Gärten mit Hecken, Pflanzen und Rosen tabu waren. Nur der russische Maler Wassily Kandinsky hatte auf seiner Parzelle Rosen angepflanzt. Ansonsten fand das gesellige Leben auf den Terrassen statt. Das hat Christoph Kohl aufgegriffen und die Dächer als begehbaren, grünen zusätzlichen Raum konzipiert.
Die planungspolitischen Sprecher von CDU und SPD, Jürgen Wettingfeld und Jürgen Hengst, halten deshalb beide „den Entwurf für eine fortschrittliche Idee und beispielhaft für moderne, gelungene Stadtarchitektur“. Über die Einbindung eines kleinen Blockheizkraftwerks als Energie- und Wärmelieferant sowie die Gestaltung der angedachten Kindertagesstätte müsse noch nachgedacht werden. Auch darüber, wann, und wie — vor allem haushaltstechnisch — die vorgesehene Süd-West-Umgehungsstraße umgesetzt werden kann.
Zeit wollen die beiden großen Fraktionen im Rat beim Bau des Neubaugebietes nicht verlieren. 2019 feiert das Bauhaus sein 100-Jähriges. Im Idealfall wären dann die ersten Häuser schon fertig. Die Wohnstätte ist Bauherr der Mehrfamilienhäuser und Vermarkter der zu 95 Prozent im Besitz der Stadt und Wohnstätte befindlichen Grundstücke.
Laut Geschäftsführer Thomas Siegert könnten die ersten Mieter im Jahr 2020 einziehen; Jürgen Hengst (SPD) spricht sich für 2021 aus. „Die Umgehungsstraße ist in diesem Abschnitt noch nicht zwingend notwendig“, erklärt Hengst. Für die Südwest-Umgehung zwischen Kölner und Anrather Straße besteht bereits Planrecht. Die geschätzten Kosten von 20 Millionen Euro können aufgrund der Haushaltslage jedoch nicht von der Stadt allein aufgebracht werden.
Während alle anderen Fraktionen dem Konzept für Fischeln-Südwest I zustimmen, sprechen sich Linke und Grüne dagegen aus. Fraktionschefin Heidi Matthias hält den Bauhaus-Stil und den überwiegenden Bau von Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften für nicht mehr zeitgemäß und die Versiegelung von fruchtbaren Ackerboden für Verschwendung von Ressourcen. Auch wenn sie begeistert von den Dachbegrünungen ist.