WZ-Bus: Ärger über die Rennstrecke Vulkanstraße
Anwohner ärgern sich über Autofahrer, die die Straße als Schleichweg nutzen.
Krefeld-Stahldorf. Auf der Vulkanstraße zwischen Mühlenfeld und Kölner Straße ist jetzt Tempo 30 - das ärgert viele Autofahrer. Die meisten Anwohner jedoch befürworten das Tempolimit am WZ-Bus. Vielen geht die neue Regelung sogar nicht weit genug. Sie fordern, dass auch auf dem westlichen Stück der Straße, zwischen Mühlenfeld und Oberschlesienstraße, Tempo 30 gilt.
Von Autorennen auf diesem Stück der Vulkanstraße berichtet Horst Hannapel. "Grund ist die Ampelschaltung. Damit sie, vom Mühlenfeld kommend, die grüne Phase an der Kölner Straße erreichen, müssen sie 60 oder 70 fahren. Das haben wir der Stadt schon vor vielen Jahren mitgeteilt." Im Jahr 2000 habe es ohne Erfolg eine Initiative seiner Nachbarschaft gegeben, auf dem Stück Tempo 30 durchzusetzen.
Daran hat sich auch Herbert Maisch beteiligt. "Leider ist damals daraus nichts geworden." Hannapel freut sich: "In der Zwischenzeit sind mehrere Autos in den Vorgärten gelandet. Durch die Temporeduzierung ist es spürbar besser geworden, es fahren hier 20 Prozent weniger Lkw als vorher."
Die Raser sind auch Anwohner Erhard Haseloff aufgefallen. "Nachts brettern die Autos hier mit gefühlten 120 Stundenkilometern durch - zumindest dem Lärm nach zu urteilen. Wenn man hier regulär 50 fährt, wird man überholt." Die Vulkanstraße sei zur Umgehungsstraße ausgeartet, wahrscheinlich weil die Grünphase an der Kreuzung Untergath/Kölner Straße zu kurz sei. Seinem Sohn sei bereits zweimal das parkende Auto demoliert worden. "Die sind ihm mit hoher Geschwindigkeit reingerast."
Günter Weiler hat ausgerechnet, dass die Fahrt auf der Vulkanstraße zwischen Mühlenfeld- und Kölner Straße nun 35 Sekunden länger dauert. "Das hält die Lkw davon ab, hier zu fahren. Die meisten Leute, die die Temporeduzierung moniert haben, wohnen gar nicht an der Vulkanstraße. Ich bin dafür, grundsätzlich in allen Wohngebieten Tempo 30 zu machen." Als er 1957 seinen Führerschein gemacht habe, sei im Stadtgebiet Tempo 70 üblich gewesen. "Das Umdenken, das seit dieser Zeit stattgefunden hat, ist völlig richtig", sagt Weiler.
Eine Unterschriftenaktion für Tempo 30 zwischen der Oberschlesienstraße und Mühlenfeld hat Andreas von Kondratowicz, Schulleiter Stahldorfschule, initiiert. "Sie läuft seit Montag und in nur drei Tagen sind mehr als 300 Unterschriften zusammen gekommen", berichtet der Schulleiter. Gemeinsam mit der Leiterin der Kita St. Lioba, Martina Lehmann, und dem Schulpflegschaftsvorsitzenden Antonio Angona hat er den Bezirksvertreter von Fischeln geschrieben, man habe wenig Verständnis dafür, dass nicht auf der gesamten Straße Tempo 30 eingerichtet wurde. "Wir sind der Auffassung, dass eine Tempo-30-Zone eine sinnvolle und erforderliche Vorbeugung darstellen würde", sagt von Kondratowicz.
Auch Anwohnerin Sabine Wilke sorgt sich um die Kinder: "Ich fahre seit Jahren diesen Weg zur Arbeit, und wenn ich nicht so gut aufpassen würde, hätte ich bereits einige Unfälle mit Kindern verursacht. Sie laufen auf der Vulkanstraße hin und her." Außerdem bemängelt sie die Beschilderung der Tempo-30-Zone. "Jeweils ein Schild am Eingang der Straße reicht nicht aus. Die Stadt muss dringend nachrüsten."
"Pervers" findet Michael Ricken die Regelung. "Wenn Tempo 30, dann konsequent. Hier gibt es keine Gefahr für die Kinder, zwischen Mühlenfeld und Oberschlesienstraße ist eine Geschwindigkeitsdrosselung dagegen dringend erforderlich." Zusätzlich schlägt er vor, Krefelder Kissen auf der Straße zu installieren, damit die Autofahrer auch bremsen müssen.
"Das Achtungsschild ,Querende Kinder’ an der Vulkanstraße zwischen Mühlenfeld und Oberschlesienstraße ist nicht ausreichend", sagt Klaus Brinkmann. "Da muss mehr gemacht werden."
"Die Diskussion, wie sie hier geführt wird, ist unaufrichtig", sagt Karl Giebels. "Die Lösung, die jetzt viele fordern, war von Anfang an so angedacht. Aber der Bürgerverein Stahldorf hat sich quer gestellt."
Dass auf dem Stahldorfer Stück der Vulkanstraße weiterhin 50 gilt, daran ist tatsächlich maßgeblich der Bürgerverein Stahldorf schuld. Die Vorsitzende Wilma Held hat den Fraktionen der Bezirksvertretung Fischeln im Oktober mitgeteilt, die Maßnahme sei überflüssig, weil es ausreichend viele Ampeln und Querungshilfen zwischen Oberschlesienstraße und Marienfeld gebe. Man könne beim besten willen nicht erkennen, welche Verbesserungen die Einführung von Tempo 30 für die Stahldorfer Bürger bringen soll. Held verteidigte am WZ-Bus diese Meinung. "Es würden Steuergelder für zusätzliche Schilder und Verkehrsberuhigungen ausgegeben, die unnötig sind. Es gibt auf der Vulkanstraße in Stahldorf keine Unfallhäufigkeit. Daher hat der Bürgervereins-Vorstand mehrheitlich beschlossen, Tempo 30 abzulehnen." Da mit der Unterschriftenaktion der Grundschule und den Bürgerprotesten eine neue Situation enstehe, werde der Vorstand neu beraten, kündigte Held an.
Besonders erbost über die Entscheidung des Bürgervereins Stahldorf ist Hans-Joachim Neumann. "Ein Bürgerverein muss erst seine Bürger fragen, bevor er etwas entscheidet. Ich bin Mitglied, aber ich wurde von der Vorstandssitzung nicht informiert. Das entspricht nicht meinem Demokratieverständnis."
Die Einführung der Tempo-30-Zone hält Heinz-Wilhelm Heuser für unausgegoren und halbherzig umgesetzt. "Wenn man von der Camesstraße links abbiegt, wird einem das Ende der dortigen 30er-Zone angezeigt. Sie fahren dann auf der Vulkanstraße ins offene Messer, weil ein Hinweis fehlt, dass dort Tempo 30 gilt." Renate Willems stimmt zu. "Das ist lächerlich."
Norbert Stammes wohnt an der Remscheider Straße/Ecke Vulkanstraße in Stahldorf. "Ich kann die Vulkanstraße vom Fenster aus beobachten. Auch dort wird gerast so wie zwischen Kölner Straße und Mühlenfeld. Tempo 30 zwischen Oberschlesienstraße und Mühlenfeld wäre 100 Prozent sinnvoll, weil es dort zwei Kindergärten, eine Grundschule und einen Spielplatz gibt."
"Nur auf dem Stahldorfer Stück der Vulkanstraße wohnen viele Kinder. Auf dem Königshofer Teil nicht. Daher ist die Tempo-30-Zone falsch angelegt", ergänzt Heinz-Georg Moll.
Aus diesem Grund kann auch Irmgard Skaruppe die Begründung für die Tempo-30-Einführung, nämlich die Schulwegsicherung, nicht nachvollziehen. "Das ist fadenscheinig. Zwischen Kölner Straße und Mühlenfeld gibt es breite Fußwege, zwischen Mühlenfeld und Oberschlesienstraße nicht."
Neben dem Bolzplatz wohnt Michael Kamps, der ebenfalls nicht verstehen kann, warum dort 50 gefahren werden darf und auf dem anderen Stück der Vulkanstraße nur 30. "Nur wer mit Scheuklappen durch die Gegend läuft, kann ernsthaft für Tempo 50 sein. Vielleicht wird der Bürgerverein Stahldorf, der für 50 ist, ja von einem Rallyeklub gesponsert", sagt Kamps scherzhaft.
Gar nicht lustig findet die Situation der fünfjährige Yannik, der bald in die Schule kommt. "Wieso fahren die Autos immer so schnell bei uns?", fragt er schüchtern.
Mit ihren beiden Kindern nutzt Alexandra von Oelhafen regelmäßig den Gehweg der Vulkanstraße zwischen Kölner Straße und Mühlenfeld. "Endlich einmal sind unsere Anliegen berücksichtigt worden. Die Raserei bis zu Wettrennen, der Schleichweg für Ober-/Untergath und der Lkw-Verkehr zum Gewerbegebiet Fichtenhain haben den Durchgangsverkehr auf unserer Straße drastisch erhöht."
Pro Tempo 30 auf der ganzen Vulkanstraße ist auch Barbara Herbst. "Vor allem im Hinblick auf die Westumgehung, damit wir nicht zu Anwohnern einer Rennstrecke werden."
"Seitdem hier Tempo 30 herrscht, ist es wunderbar ruhig geworden", freut sich Ingrid Hoff.
Matthias Uerscheln wohnt an der Remscheider Straße und kann das neue Tempolimit nicht nachvollziehen. "Die Vulkanstraße ist so gut ausgebaut. Es gibt einen breiten Bürgersteig und einen Radweg. Warum Tempo 30? Hinten wäre das viel dringender nötig." Er ärgert sich auch über die Halteverbotsschilder. "Die sind viel zu nah an der Kreuzung angebracht. Ich bin gezwungen über die durchgezogene Linie zu fahren, weil Autos die Straße zuparken."
Gegen die Tempo-30-Zone ist Karl-Hans Bald. "Ich wohne hier seit 1961. Hier kommen täglich nur ein paar Schüler lang, und die sind alle über zwölf. Die können auf sich aufpassen", sagt er. "Außerdem ist die Straße sehr sicher, mit breitem Bürgersteig und Fahrradweg."
Jürgen Oppers vom Bürgerverein Königshof hätte gerne die ganz große Lösung: "Ich bin dafür, dass wir der erste Tempo-30-Stadtteil werden." Es gebe sowieso nur noch vier Straßen mit Tempo 50. "Dann würden Hinweisschilder an den Ortseingängen reichen, die ganzen Schilder und Stelen kämen weg."
Theodor Engels sagt: "Die Tempo-30-Zone ist nicht verkehrt. Aber hinten ist sie viel angebrachter. Ich fahre aus Rücksicht sowieso nie schneller als 40."
"Ich sehe in der Tempo-30-Zone keinen Sinn", sagt Brigitte Winkelmann. "Die Straße ist nicht gefährlich. Die ganze Aufregung ist übertrieben."
"Hier müsste ein fest installierter Starenkasten stehen, der jeden Tag blitzt", sagt Peter Simon. "Das würde wirklich helfen und wäre ein effektives Mittel."
"Tempo 30 ist gut, die Beschilderung, wie sie jetzt ist, katastophal", sagt Reiner Schütt, Vorsitzender des Bürgervereins Fischeln. "Auch dass hier nach zwei Tagen Radarkontrollen durchgeführt wurden, finde ich unmöglich. Und die Pappkameraden hätten auch noch eine Woche länger stehen bleiben können. Die Leute müssen sich an die neue Regelung erst gewöhnen."