Ungewisse Bahnhofs-Zukunft
Nach dem Auszug der Familie Böhm vor beinahe eineinhalb Jahren ist unklar, wie der Bahnhof wieder belebt werden kann.
Krefeld. Es ist kalt und dunkel. Das spärliche Licht, das ins Fischelner Bahnhofsgebäude fällt, gibt hier und da den Blick frei auf Wände aus Gipskartonplatten. Kleine Löcher darin lassen erahnen, dass hier einmal viele Fotos hingen. Sehr viele. An der Eingangstür hängt ein Schild mit dem Hinweis: "Wir haben für Sie täglich ab 17 Uhr geöffnet."
Doch das ist Geschichte. Seit Oktober 2007 steht der historische Fischelner Bahnhof leer. Womit eine 101-jährige Gastronomie-Geschichte ein vorläufiges Ende gefunden hat. Denn ab 1908 gab es in Fischeln Bahnhofswirte, schreibt Heinz Josef Hütténes in der Veröffentlichung "Schienengeschichte(n)". Der letzte Gastwirt war Günter Böhm mitsamt Familie, die es nach zwölf Jahren aus "Böhms Bahnhof" an den Marienplatz zog.
Seither steht das 1898 im Jugendstil gebaute und 1997 renovierte Gebäude leer. Ein Bauzaun versperrt den Weg zwischen Parkplatz und dem alten Bahnsteig, wo früher der Biergarten war. Und so trostlos, wie das schmucke denkmalgeschützte Häuschen an der Straße Hees zurzeit dasteht, sieht auch die Zukunft aus: Konkrete Pläne gibt es nicht, sagt Eckhard Lander von der Düsseldorfer Rheinbahn, der Eigentümerin des Fischelner Bahnhofs.
Lieber heute als morgen würde ihn die Rheinbahn wieder nutzbar machen lassen. Doch eine wirtschaftliche Lösung ist seit dem Fortgang der Böhms noch nicht gefunden worden. Nach WZ-Informationen gab es zwischenzeitlich sogar Überlegungen, in der ehemaligen Trafostation des Hauses einen Hotelbetrieb einzurichten.
Dort, wo die Marinekameradschaft einst ihre Klub- und Veranstaltungsräume hatte, sieht es allerdings kaum weniger trostlos aus. Triebe einer Brombeerhecke haben sich mittlerweile den Weg durch die Fenster gesucht, die aber so gut versperrt sind, dass man sie nur mit Mühe öffnen kann. Rheinbahn-Sprecher Lander gibt deshalb auch unumwunden zu: "Hier muss einiges gemacht werden."
Und das will das Unternehmen nach Möglichkeit nicht selbst. Es ist auf der Suche nach jemandem, der ein tragfähiges Konzept hat, vor allem aber bereit ist, erst einmal selbst zu investieren. "Die Renovierungsarbeiten sollte er nach Möglichkeit selbst stemmen", sagt Lander. Inwieweit die Rheinbahn-Immobiliengesellschaft finanziell entgegenkomme, müsse besprochen und verhandelt werden. Interessierte finden einen Ansprechpartner unter Ruf (0211) 582-1971.
Dass an dieser Stelle wieder etwas Leben einzieht, darauf hofft auch Reiner Schütt, Vorsitzender des Bürgervereins Fischeln. Zumal Stadt und Rheinbahn schon mehrfach aufgefordert werden mussten, die allzu stark sprießenden Pflanzen zurückzuschneiden - zeitweise sei es dort alles andere als ansehnlich gewesen. Dies habe sich aber mittlerweile deutlich gebessert. "Der Bahnhof war schon immer etwas Besonderes. Es wäre schön, wenn hier wieder etwas passiert", sagt Schütt.