Gastrassenplanung Zeelink Gasleitung entlang der Stadtgrenze?

Die Leitung „Zeelink“ soll westlich von Krefeld verlaufen. Vor allem Hüls wäre von den Thyssengas-Plänen betroffen.

Die geplante Streckenführung von Zeelink.

Krefeld. Schon mal etwas von „Zeelink“ gehört? Hinter diesem Namen steht ein gewaltiges Bauvorhaben der Firmen Open Grid Europe und Thyssengas. Beide wollen 2020 bis 2024 eine neue Erdgasfernleitung von Eynatten (Belgien) nach Legden (Münsterland) in Betrieb nehmen. Etwa 26 der mehr als 200 Kilometer langen Zeelink-Leitung sollen entlang der Stadtgrenze westlich von Krefeld führen — ganz dicht vor allem an Hüls vorbei.

Im Kreis Viersen haben die Firmen Vertretern des Kreises und der betroffenen Städte Kempen, Tönisvorst und Willich die Planung vorgestellt. Am 16. Juni wird sie erstmals in einem politischen Gremium beraten. Den Namen verdankt das Projekt dem Umstand, dass die Erdgasleitung die Verbindung zum belgischen Zeebrügge herstellen soll.

Der 600 Meter breite Trassenkorridor, der Mindestabstände zu Höchstspannungs-Oberleitungen einhalten muss, kommt südlich von Krefeld in Willich an. Von dort aus soll die Rohrleitung (Durchmesser: 1,20 Meter) in einer Tiefe von 80 bis 100 Zentimetern entlang der Autobahn 44 und dann ab Beckershöfe parallel zur Landstraße an Anrath und Hochbend vorbei führen.

Zwischen Vorst und dem Gewerbegebiet Tempelshof würde die Gasleitung durch Tönisvorst verlaufen und dann durch Unterweiden auf der Stadtgrenze zu Krefeld nahe an Hüls vorbei weiter nach St. Hubert führen. Dort soll eine Gas-Druck-Regel-Mess-Anlage (GDRM) entstehen. Hinter dem Autobahnkreuz Kerken soll die Leitung den Kreis Kleve erreichen. In den Unterlagen für die Sitzung des Kreis-Ausschusses heißt es dazu: „Dieser Trassenkorridor ist in den folgenden Planverfahren einer intensiven Prüfung zu unterziehen.“

Die Firmen haben das Projekt im April der Bezirksregierung vorgestellt. „Ein Antrag wurde bisher nicht eingereicht“, stellte Jessica Eisenmann von der Pressestelle der Düsseldorfer Behörde auf Anfrage der WZ klar. Sollte es einen solchen Antrag geben, würden ein Raumordnungsverfahren sowie drei Planfeststellungsverfahren samt Umweltverträglichkeitsprüfungen notwendig werden. Dort können Bürger Bedenken vorbringen. Das Vorhaben wäre „eines der größeren Einzelprojekte im Regierungsbezirk Düsseldorf“, erklärte Eisenmann.

In der Tat sind die Dimensionen gewaltig — auch in finanzieller Hinsicht: Der Abschnitt „Zeelink 1“, der von St. Hubert bis Eynatten verlaufen könnte, ist mit 291 Millionen Euro kalkuliert, der Abschnitt „Zeelink 2“ von St. Hubert bis Legden mit 299 Millionen Euro. Die Investition ist Teil des Netzentwicklungsplans Gas 2014 (NEP Gas 2014), der bis 2024 Ausbaumaßnahmen mit einem Investitionsvolumen in Höhe von 2,8 Milliarden Euro vorsieht. Erreicht werden soll die „Verstärkung der Leistungsfähigkeit des Erdgastransportsystems in Nord-Süd-Richtung“.

In den betroffenen Städten registriert man die Planung „aufmerksam“, so die Tönisvorster Pressesprecherin Catharina Perchthaler. Für eine seriöse Bewertung sei es aber noch zu früh. Bei Open Grid Europe hält man Änderungen für möglich, man befinde sich in einem sehr frühen Planungsstadium. Die Erfahrungen mit Einwendungen seien unterschiedlich, so Helmut Roloff, Sprecher des Unternehmens: In Bayern seien solche Projekt schon geräuschlos verlaufen, beim Bau der Norddeutschen Erddgasleitung (NEL) habe es sehr viele Proteste gegeben.