Schlamperei an der Niepkuhlen-Brücke?
Über die Hintergründe will die Stadt erst nach dem 4. Oktober informieren.
Krefeld. Am Dienstag wurde die Umleitungsbeschilderung für die im Juli gesperrte Niepkuhlen-Brücke angebracht. Über die Hintergründe dafür will die Verwaltung aber erst nach der Sitzung des Bauausschusses am 4. Oktober informieren.
Vom Presseamt hieß es: „Dabei werden auch die Fragen nach eventuell möglichen Konstruktionsmängeln erörtert.“
Wie WZ-Recherchen ergeben, waren 1995/96 SPD, Grüne und zwei CDU-Abweichler politisch verantwortlich für den Bau der Brücke über die Niepkuhlen mit heimischem Eichenholz.
Allerdings hängt die jetzt notwendige Sperrung der Fußgänger- und Fahrradbrücke wohl auch mit gravierenden Mängeln in der Unterhaltung zusammen, für die der städtische Fachbereich Grünflächen zuständig ist.
Vom Presseamt war dazu folgendes zu erfahren: „Die Brücke wurde regelmäßig in jedem Jahr überprüft und nach Bedarf mit erforderlichen Schutzanstrichen versehen und durch Austausch von Bohlen instand gesetzt.“
Grünen-Ratsfrau Heidi Matthias verwies auf einen Krefelder Holz-Experten. Der habe schon kurz nach Fertigstellung 1997 festgestellt, dass die verwendeten Eichenhölzer für den Außenbereich wegen Rissebildung nicht geeignet und die geleimten Holzverbindungen fehlerhaft seien.
Dadurch konnte sich von Anfang an Feuchtigkeit in Hohlräumen einnisten. „Auf eine Reklamation hat die Verwaltung trotz entsprechender Hinweise von uns dennoch verzichtet“, so Matthias.
Aus dem Protokoll der Ratssitzung von 1996 geht hervor, dass die CDU eine Mehrheit von 29 Stimmen hatte. Grüne, SPD und ein Fraktionsloser kamen auf 28 Mandate. Zwei Enthaltungen — nahe liegend aus der CDU — wendeten das Blatt.
Auch CDU-Fraktionschef Wilfrid Fabel hatte sich mit einem eigenen Antrag pro Tropenholz eingesetzt, „wenn der Nachweis für den kontrollierten Anbau erbracht ist“. Klaus Hessler betonte damals für die Grünen, dass sich seine Fraktion dafür einsetze „unter keinen Umständen Tropenholz zu verwenden“.
Jürgen Hengst (SPD) bezweifelte den kontrollierten Anbau bei Bongossi-Holz. Im knapp angenommen Beschluss (mehrheitlich) heißt es: „Die Verwendung von Tropenholz bei städtischen Baumaßnahmen wird abgelehnt.“
CDU-Ratsherr Wolfgang Feld erinnert sich: „Es gab damals diese Kampagne gegen Tropenholz mit dem Tenor ,Rettet den Tropenwald‘. Ich und noch einige andere unserer Fraktion haben uns damals trotzdem gegen die Eiche ausgesprochen. Aber die Mehrheit im Rat waren für die heimischen Hölzer.“
Das Resultat könne man jetzt besichtigen. Und Feld verweist darauf, dass es ähnliche Probleme auch im Regenwaldhaus im Zoo (eingeweiht 1998) und an der Kurt-Tucholsky.Gesamtschule (Baujahr 1994, rund eine Million Euro Sanierungskosten) gebe bzw. gegeben habe.
Gebaut hat die Brücke eine Firma aus Bad Bentheim. Diese existiert nicht mehr. Deshalb erübrigt sich wohl auch die Frage nach Regressansprüchen.