Für zehn Cent gibt’s morgens eine Stulle

An der Regenbogenschule sorgen Schulkinder dafür, dass ihre Mitschüler an ein günstiges und gesundes Frühstück kommen: Sie schmieren ihnen Butterbrote.

Lehmheide. Der zehnjährige Nimalan weiß ganz genau, was er zu tun hat: Zielsicher schnappt sich der Grundschüler eine Scheibe Vollkornbrot, beschmiert sie mit Halbfettmargarine, legt eine Scheibe Salami drauf und garniert das Ganze liebevoll mit etwas Gurke und Tomate. "Macht zehn Cent", fordert er seinen Mitschüler auf, ehe er ihm das fertige Meisterwerk überreicht.

So oder ähnlich geht es in der Regenbogenschule an der Gladbacher Straße an jedem Schultag zu. Seit nunmehr drei Jahren bereiten die jeweiligen Schüler der Klasse 3/4b vor Schulbeginn und in der großen Pause Brote für diejenigen Mitschüler zu, die von zu Hause ohne Frühstück oder Pausenstulle in die Schule kommen.

Eine belegte Scheibe Brot kostet zehn Cent, doch auch Kinder ohne Geld müssen nicht auf eine gesunde Stärkung verzichten, für sie liegen im Sekretariat Brotmarken bereit. Im Wechsel kümmert sich ein zweiköpfiges Team um die kulinarische Versorgung der Schule, den Einkauf der Lebensmittel übernimmt die Schule.

Das Projekt "Frühstück für jedermann" kommt an, bei Eltern und Schülern. "Gestern hat einer drei Brote geholt, ein Mädchen hat sogar mal fünf Stück auf einmal gegessen", plaudert die elfjährige Canso kichernd aus dem Nähkästchen. Und Schulleiter Alfred Kuhn fügt lachend hinzu: "Einmal ist mir ein Mädchen aufgefallen, dass sich immer eine Marke abgeholt hat, obwohl ich das bei dem Elternhaus nie vermutet hätte. Die Mutter sagte mir jedoch, ihre Tochter habe auch nach dem heimischen Frühstück immer noch Hunger."

Kein Wunder, schließlich umfasst das Sortiment der Leckereien von Salami und Schinken bis hin zu diversen Käsesorten alles, was das Herz begehrt. Für die Inventur sind die Schüler selbst verantwortlich: "Nach jedem Frühstück gucken wir im Kühlschrank nach, ob noch alles da ist oder was fehlt", erklärt Nimalan.

Mit ihrem Engagement hat die Regenbogenschule inzwischen sogar über die Grenzen Krefelds hinaus Bekanntheit erlangt: Auch das Land NRW ist zwischenzeitlich auf den Geschmack gekommen und hat eine Fördersumme von 3000 Euro für "Frühstück für jedermann" bereitgestellt, in Berlin wurden die Schüler beim Wettbewerb "Jugend hilft" mit einem Preis ausgezeichnet.

Auch die anderen Schüler der Regenbogenschule, denen der Einsatz der Broteschmierer vor allem zu Gute kommt, haben sich mit einer tollen Idee bedankt: Auf ihren Vorschlag hin zeichnete der Kinderkanal die Schüler der Klasse 3/4 b mit dem "goldenen Tabaluga" aus, der seither stolz über dem Tisch prangt, an dem die Brote zubereitet werden.

Das Projekt ist zweifellos eine Erfolgsgeschichte, die Schulleiter Kuhn jedoch mit einem lachenden und einem weinenden Auge beobachtet: "Eigentlich ist es schwer zu verstehen, dass man so was als Schule machen muss. Das Problem wäre zu Hause leicht zu lösen. Aber es geschieht leider zu wenig".

Für Nimalan und seine Klassenkameradin Zisannur (9) ist ihr Einsatz indes das Normalste auf der Welt: "Anderen zu helfen ist nicht nur die schönste, sondern auch die einfachste Sache der Welt. Wir freuen uns, wenn man uns für unsere leckeren Brote lobt."