Theater: Bühne frei für Hai und Meerjungfrau

Die Theatergruppe der Lebenshilfe — Hieriswaslos — probt für den nächsten Auftritt im November.

Krefeld-Süd. Für die neun Schauspielerinnen und Schauspieler von Hieriswaslos muss es genau nach Plan gehen, genauso wie es am Vortrag geprobt wurde. Auch die Begrüßung und das Vorbereiten auf das gemeinsame Theaterspiel folgen einem Ritual.

Anja, Claudia, Franz, Georg, Harald, Lars, Philipp, Pia und Vanessa stehen mit zwei Betreuerinnen und einer Theaterpädagogin im Kreis. Man wärmt sich auf mit Hüpfen, Arme schütteln und beginnt, nach afrikanischen Klängen zu tanzen.

Für die einen ist es die Gelegenheit, ihren Bewegungsdrang etwas zu kanalisieren, für die anderen eine Aufforderung, mal in Schwung zu kommen.

Dann lassen sich alle auf dem Boden nieder und ein Gespräch über den vergangenen Probennachmittag wird initiiert: „Was hat dir gestern am meisten gefallen? Georg, wer warst du gestern?“ Nachdem sich alle geäußert haben und gedanklich wieder bei der Sache sind, verrät die Theaterpädagogin Mariola Küsters das Programm der heutigen Probe: „Wir machen heute noch mal das Gleiche!“

Den geistig und körperlich eingeschränkten Erwachsenen im Alter von 20 bis 55 Jahren macht das Theaterspielen sichtlich Spaß. Und daran erinnert die Pädagogin die Akteure auch noch einmal: „Daran denken, dass wir alle Spaß haben! Wir machen keine Fehler, wir wollen Spaß haben!“

Das Theaterstück „Reise durch die vier Elemente“ haben alle gemeinsam entwickelt. Ohne die Unterstützung der beiden Mitarbeiterinnen der Lebenshilfe, Gudrun Höddinghaus und Anja Schneid, wäre es nicht möglich, die durchaus engagierten Schauspieler zu leiten.

Auf jeder Seite der imaginären Bühne im Probenraum des Mehrgenerationenhauses am Lutherplatz agiert eine der Betreuerinnen und sorgt dafür, dass die Einsätze kommen, Bewegungen, Texte und der Umgang mit den Requisiten stimmen.

Immer wieder muss daran erinnert werden, dass man es am Vortag schon einmal gemacht hat. Mit einfachen Mitteln, aber trotzdem anschaulich und mit viel Komik zeigen die Schauspieler ihre Reise durch die vier Elemente. Manchen ist die Freude am Theaterspiel permanent anzusehen, anderen ist es weniger gegeben, sie müssen stärker zu ihren kleinen Einsätzen geführt werden.

„Wir wollen das Potenzial von jedem erkennen und entsprechend auf die Bühne bringen. Es ist wichtig, dass sie Spaß haben und sich wohl fühlen“, lautet die Devise der Theaterpädagogin.

Besonders bei der Reise zum Element Wasser wird das deutlich. Mit viel Witz zeigen die Akteure die Familie Schmitz auf Urlaubsreise ans Meer. Da werden Kindergartenstühlchen mal als Autositze angeordnet und das ganz normale Leben auf einer Fahrt in die Ferien gespielt.

Dann funktionieren sie ihre Sitze zu Liegestühlen am Strand um, zeigen Familienidylle beim Sonnenuntergang.

Aber auch Gefahren im Meer bedrohen das Ferienglück: ein Hai - unverkennbar an der Frisur, die eine Rückenflosse andeutet — kommt bedrohlich nahe an die Urlauber. Mit einem guten Einfall wird dieses Problem gelöst. Eine Meerjungfrau mit einer langen blauen Tüllschleppe schwimmt verführerisch heran und zieht so die Aufmerksamkeit des Hais auf sich. Der verliebt sich in sie und schon die Gefahr ist gebannt.