Fußball: Mit und ohne Handicap am Ball
Auf dem Kunstrasenplatz trainiert dienstags die Inklusionsmannschaftdes SV Oppum. Spätestens Mitte 2014 soll es für diese Teams eine Liga geben.
Oppum. Es ist kurz nach 17 Uhr am Dienstagnachmittag, als die letzten Spieler des SV Oppum noch eilig auf den kleinen Kunstrasenplatz am Holderspfad eilen. Für die Inklusionsmannschaft der Trainer Axel Müller und Siggi Lehmann ist jetzt Aktion angesagt. „Manchmal beginnt das Training ein paar Minuten später, weil die Kinder zum Teil andere Verpflichtungen am Nachmittag haben“, sagt Axel Müller.
Er wurde im Oktober des vergangenen Jahres Beauftragter für den Behinderten-Fußball am Niederrhein und ist gleichzeitig erster Vorsitzender des SV Oppum.
„Wir haben bereits 2008 eine Mannschaft hier bei uns installiert, in der Kinder und Jugendliche im Alter zwischen acht und 16 Jahren mit geistiger und körperlicher Behinderung spielen“, erklärt Axel Müller. Damit ist er dem Deutschen Fußball-Bund vier Jahre in der Einführung einer solchen Inklusionsmannschaft voraus.
Seit 2012 haben das Land Nordrhein-Westfalen, der Landessportbund NRW und der Behindertensportverband NRW das Projekt „Inklusion im Sportverein“ ins Leben gerufen.
Zur Bildung einer Inklusionssportgruppe wurden dazu zehn von der Größe und der Sportart unterschiedliche Vereine ausgewählt. So auch der SV Oppum. „Wir haben hier bis zu 16 Spielerinnen und Spieler, die jeden Dienstag auf dem Trainingsplatz stehen. Darunter sind geistig und körperlich Behinderte sowie Kinder ohne Beeinträchtigung“, sagt Müller.
Dabei steht ganz normales Fußballtraining auf dem Programm. Lockere koordinative Übungen mit dem Ball, gezieltes Schusstraining und natürlich ein ausgeprägtes Abschlussspiel. „Wir haben uns von Anfang an klar gesagt, dass wir hier wie in jeder anderen Jugendmannschaft auch trainieren wollen und nicht bloß ein bisschen kicken“, so der Beauftragte für den Behinderten-Fußball am Niederrhein.
Bisher spielt der Leistungsgedanke noch eine untergeordnete Rolle, das soll sich aber in Zukunft ändern. „Spätestens Mitte nächsten Jahres wird es eine eigene Inklusionsliga geben, denn die Kinder und Jugendlichen wollen sich nicht bloß in Freundschaftsspielen oder auf Turnieren mit anderen Mannschaften messen“, erklärt Müller.
Einer, dem das zu lange gedauert hat, ist Leon. Der ehemalige Spieler der Inklusionsmannschaft wechselte bereits in der vergangenen Saison in die E-Jugend des SV Oppum. „Ich wollte einfach regelmäßig gegen andere Vereine spielen“, sagt der große Fan von Borussia Mönchengladbach. Er hat sich trotz einer körperlichen Beeinträchtigung fest im Team von Trainer Enrico Koslitz etabliert. „Die Mannschaft hat mich gut aufgenommen“, sagt Leon, der aber auch schon wieder eilig auf den großen Kunstrasenplatz muss, weil auch für ihn Training ansteht.
„Wir haben diesen Wechsel damals mit Leon und seiner Mutter besprochen und wollen auch in Zukunft weiterhin Spielerinnen und Spieler aus der Inklusionsgruppe in die einzelnen Jugendmannschaften wechseln lassen, wenn es von beiden Seiten her passt“, so Müller.