Gellep-Stratum - ein Stadtteil zwischen Industrie und Vereinsleben

Anwohner und Bürgerverein kämpfen Seite an Seite für die Nordanbindung und weniger Lärm.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Fremde gibt es in einem Stadtteil mit knapp 2800 Einwohnern kaum. „In Gellep-Stratum kennt jeder jeden — wer neu dazu kommt, wird hier schnell integriert. Und wer sich einbringen will, der kann“, sagt Gregor Roosen. Zum Beispiel im Bürgerverein. 675 Mitglieder hat der, „das ist ’ne Riesennummer“, sagt dessen Vorsitzender Roosen.

Überhaupt sei das Vereinsleben im Stadtteil „intensiv“. „Wir haben keine Grund übermäßig zu Klagen. Wir wohnen gut hier. Aber was wir in Gellep-Stratum weiter brauchen, sind Ruhe und Erholungserhalt“, das ist dem zweiten Vorsitzenden, Kurt Hartwich, wichtig.

In der Tat: Die Nordanbindung des Hafens ist für den Bürgerverein Gellep-Stratum ein Dauerprojekt. „Wenn es sinnvoll ist, irgendwo Industrie anzusiedeln, dann ja in einem Hafen“, sagt Hartwich. „Aber die Infrastruktur muss vorher da sein.“ Gegen die Vorstellungen des Rheinhafens Krefeld und der IHK, die Südanbindung über die Raststätte Geißmühle und durch das Naturschutzgebiet im Latumer Bruch zu führen, hatte sich in den vergangenen Jahren eine Front von Anwohnern aus Gellep-Stratum, Linn und dem angrenzenden Meerbusch gestellt.

„Wir plädieren ganz stark für die Nordanbindung“, betont Roosen, die an die B 288 (Mündelheimer-/Düsseldorferstraße) anschließen soll, „im besten Fall, ohne die Anwohner dort noch zusätzlich zu belasten“. Die Planungen hierzu seien derzeit im politischen Genehmigungsverfahren. „Es geht aber alles viel zu langsam“, sagt Roosen. „Die Nordanbindung ist ja da — als Bürgerverein stehen wir fassungslos davor.“

Fassungslos sind die Mitglieder auch über das anhaltende Müllproblem im Bereich des Hafens. „Der Castellweg ist voll mit parkenden Lkw“, ärgert sich Marion Roosen. Die Fahrer hätten außerhalb der Öffnungszeiten keine Möglichkeit, ihre Autos auf dem Hafengelände zu parken — auch dieses Problem ist nicht neu.

„Die Fahrer kochen an der Straße, essen und entsorgen ihren Müll, verrichten ihre Notdurft dort“, beschreibt Marion Roosen die hygienischen Zustände. Dazu komme der Lärm: Mindestens 800 Lkw-Bewegungen gebe es täglich am Hafen. „Die belasten uns am Rande des Ortes.“ Vereinsmitglied Klaus Schrewe brennt ein ganz anderes Thema auf dem Herzen: die ärztliche Versorgung.

Haus-, Augen- und Zahnarzt in Gellep-Stratum hätten ihre Altersgrenze bald erreicht, was dann? „Auch eine Apotheke fehlt uns hier“, sagt Schrewe. „Es gibt hier kein Betreutes Wohnen, dabei könnte dafür hier in wenigen Jahren großer Bedarf sein.“ Denn Gellep zähle zu den am schnellsten alternden Stadtteilen Krefelds, fügt Hartwich hinzu.

Marion Roosen fehlt in ihrem Stadtteil der Dorfcharakter. „Fast jeder bemängelt, dass es hier außer der Kassenschlange vor dem Supermarkt keinen Treffpunkt gibt.“ Deshalb steht neben der Nordanbindung ein Projekt ganz weit oben auf der Baustellen-Liste des Bürgervereins, sagt Gregor Roosen: „Eine Mehrzweck- und Veranstaltungshalle, wo wir uns überdacht treffen und auch mal feiern können“.