So klingen die Stadtteile: Krefelder Fanfarenkorps - „Eigentlich sind wir eine Big Band“
Das Krefelder Fanfarenkorps spielt neben Evergreens auch moderne Hits. Während der Karnevalssession steht die Truppe jedes Wochenende vor vollen Sälen.
Krefeld. Wenn et Trömmelche jeit, stehen sie alle parat — doch nicht nur mit Trömmelchen. Auch Keyboards, Trompeten, Posaunen, Congas und andere Instrumente stimmen rhythmisch ein, wenn der musikalische Leiter Uli Gruda den Einsatz gibt. Das Krefelder Fanfarenkorps 1957 hat besonders in der Karnevalszeit viel zu tun. „Wir haben jedes Wochenende Auftritte, gerade in kurzen Sessionen. Aber auch über das Jahr hinweg sind wir an zwei bis drei Wochenenden im Monat verplant“, sagt Gruda, der auch Zweiter Vorsitzender ist.
Alles begann 1957, als das damalige Fanfarenkorps Krefeld-Oppum lediglich mit Trommeln und Fanfaren auftrat. „Zwei Jahre später wurde das Korps in der Königsburg vom damaligen Oberbürgermeister der Stadt Krefeld, Josef Hellenbrock, zum Krefelder Fanfarenkorps 1957 ernannt“, so Michael Nicolaus, Frontmann und Sänger der Gruppe.
Über die Jahre machte der Musikstil dann einige Veränderungen durch, wie Gruda weiß: „Anfang der 70er Jahre schlugen wir eine etwas modernere Richtung ein. Instrumente wie das Schlagzeug, Gitarren, Trompeten und die Keyboards kamen dazu. Seitdem sind wir eigentlich eine Big Band.“ In dieser Zeit erhielt das Fanfarenkorps den Zusatz „Happy Sound“. Seit 2003 gibt es auch den Sänger.
Den Musikern ist es wichtig, immer den Nerv des Publikums zu treffen. „Wir spielen auch aktuelle Hits und mischen die Musikstile. An Karneval bemühen wir uns, etwas Abwechslung zu bieten und neben den Karnevalsstücken auch Evergreens zu spielen.“ Gerade Lieder wie „Sweet Caroline“ sorgten immer wieder für gute Stimmung.
Ein starres Programm gibt es bei Auftritten nicht. „Wir spielen Lieder an und sehen, ob die Menschen auf diese Art anspringen. Wenn nicht, probieren wir etwas anderes aus“, sagt Gruda. Die Flexibilität sei das geheime Rezept des Korps, meint Nicolaus.
Außerhalb der fünften Jahreszeit spielt die Gruppe auf Sommer-, Stadt- oder Schützenfesten. Auch für Hochzeiten oder Geburtstagsfeiern ist sie buchbar.
Meist stehen 18 bis 20 Musiker auf der Bühne. Die Altersklassen sind bunt gemischt: Von 16 bis 75 Jahren ist alles dabei.
Hat man bei so vielen Auftritten noch Zeit für andere Hobbys? „Wir sind ja nie den kompletten Tag unterwegs. Wenn wir an einem Samstagabend zum Beispiel zwei Auftritte haben, dauert das von 18 bis 23 Uhr. Die Stimmung bei den Auftritten sorgt außerdem für zusätzliche Motivation“, meint Gruda. Und der Geschäftsführer Uwe Mölters fügt hinzu: „Es macht uns einfach Spaß, sonst würden wir das ja nicht machen.“
Die Auftritte vor großem Publikum, bei dem die Menschen richtig mitgehen, gehören für die Musiker zu den Highlights. Aber auch an die Reisen, die sie gemeinsam unternommen haben, denken sie gerne zurück. „Wir waren nicht nur in ganz Deutschland, sondern beispielsweise auch mehrfach in den USA und in Kanada. Dort waren wir dann zu Festivitäten von Deutschen eingeladen, bei Paraden oder Jubiläumsfeiern“, sagt Gruda.
Wolfram Steinmetz, der erste Vorsitzende, ist bereits seit 1969 dabei und weiß, dass es nicht so einfach ist, die Musiker alle zusammenzuhalten. „Viele haben auch mal ein paar Jahre pausiert, aus privaten oder beruflichen Gründen. Die meisten sind aber danach wiedergekommen.“ Auch neue Mitglieder sind immer herzlich willkommen, egal, welches Instrument sie spielen. In den vergangenen vier Monaten sind drei neue Mitglieder hinzugekommen.
„Viele Leute, gerade jüngere, halten nichts von dieser Rumtata-Musik, wie sie es nennen“, meint Gruda. Auch Nicolaus kennt die Vorurteile gegenüber dieser Art von Musik — auch wenn die typischen Spielmanns-Instrumente wie die Landknechtstrommel und die Fanfaren längst der Vergangenheit angehören. „Leute, die zum Beispiel Rock spielen, können sich nicht vorstellen, solche Musik zu machen. Dabei vergessen sie allerdings, dass wir in riesigen Sälen, oft vor 1000 Menschen, auftreten. Da spielt manchmal die Musik gar nicht so eine große Rolle, sondern die tolle Stimmung.“