Cracau St. Franziskus ist verkauft
Der Notarvertrag zwischen der katholischen und der russisch-orthodoxen Gemeinde ist seit Montag unterzeichnet.
Krefeld. Die russisch-orthodoxe Kirchengemeinde der Heiligen Großmärtyrerin Barbara zu Krefeld hat St. Franziskus an der Wielandstraße gekauft. Der Vertrag mit der katholischen Gemeinde, die das Gotteshaus in Cracau aus finanziellen Gründen aufgeben muss, ist am Montag unterzeichnet worden.
Über die Kaufsumme wird geschwiegen. Der Priester der russisch-orthodoxen Gemeinde, Alexej Veselov, hatte in der Vergangenheit von einem „nicht allzuhohen sechsstelligen Betrag“ gesprochen, als die Verkaufabsichten Anfang 2015 bekannt wurden und die russisch-orthodoxe Gemeinde begann, Spenden für die Finanzierung des Projekts zu sammeln.
Seitdem hüllten sich sowohl Pfarrer Norbert Lucht als auch Veselov zum Fortgang der Verhandlungen in Schweigen. Am Donnerstag wollen sie nun weitere Details zum Beispiel zum zeitlichen Rahmen der Übergabe bekannt geben.
In den vergangenen Monaten waren nicht nur finanzielle Fragen zu klären. Beispielsweise musste das Bistum Aachen die Angelegenheit prüfen. „Obwohl St. Franziskus selbstverständlich im Eigentum der Gemeinde ist, muss das Bistum einen solchen Verkauf und damit die Entwidmung der Kirche genehmigen“, sagt Bistums-Pressesprecher Stefan Wielandt. Diese Genehmigung liege nun nach dem Durchlaufen verschiedener Instanzen vor.
Auch der oberste Architekt des Bistums war vor Ort, um den baulichen Zustand zu prüfen. „Dabei ging es in erster Linie darum zu schauen, welches Inventar es gibt und wie man damit verfährt“, so Wielandt. „Da ist man sicherlich schon auf einem guten Weg“, urteilt der Bistums-Sprecher. So soll für die Christen der russisch-orthodoxen Gemeinde der Altar im Gotteshaus verbleiben. „Die Reliquien sollen allerdings herausgenommen werden“, so Wielandt.
Die Orgel, die vor gut 15 Jahren rund 350 000 Mark gekostet hatte, bleibt in Krefeld, genauer gesagt: in St. Peter Uerdingen. In gut unterrichteten Kreisen ist von einer Kaufsumme von 200 000 Euro die Rede. Die zukünftigen Nutzer brauchen das Instrument nicht, da die russisch-orthodoxe Kirche nur geistliche Gesänge kennt.
Bisher waren Veselovs Schäfchen — zuletzt sprach er von rund 130 Gemeindemitgliedern — für ihre Sonntagsgottesdienste im Saal der katholischen Gemeinde Johannes XXIII. an der Hofstraße untergekommen.
„Es ist ein schöner Saal, der uns gefällt, aber es ist keine Kirche“, hatte Veselov darüber im WZ-Interview gesagt. „Wir können ihn beispielsweise für Feiertage in der Woche nicht nutzen.“ Es gab keinen Ort der Einkehr für die Menschen aus der Gemeinde, die abseits von Gottesdiensten beten wollen, und keinen Ort für Taufen, Hochzeiten, Momente, „in denen es die Menschen gerne feierlich haben“. Das soll nun anders werden.
Für die Katholiken der Franziskusgemeinde ist es ein schwerer Abschied. In ihren Kreisen wird kolportiert, dass Pfarrer Lucht die Teilentwidmung samt Abschiedsgottesdienst gerne kurzfristig über die Bühne gebracht hätte. Dieses „Finale“ wollten einige Pfarrangehörige nach WZ-Informationen als eine Art Trauergottesdienst über den Verlust verstanden wissen und in schwarzer Kleidung kommen.