Der Hausbau schweißte sie zusammen
In der Schreinerstraße ist die Nachbarschafts-Welt in Ordnung. Wilma Elfes und Anita Hülsmann wohnen seit über 30 Jahren Tür an Tür.
Oppum. Schon als sie sich noch gar nicht kannten, waren Anita Hülsmann aus Fischeln und Wilma Elfes aus Hüls einer Meinung: "Wir wollen nicht nach Oppum. Das kann es nicht sein." Dann haben sie mit ihren Männern dennoch an der Schreinerstraße gebaut. In den schmucken Reihenhäusern mit den schönen Gärten wohnen sie nun seit über 30 Jahren Wand an Wand, Gartenzaun an Gartenzaun.
In dieser Zeit ist eine Nachbarschaft gewachsen, die eigentlich die gesamte Stichstraße umfasst. Ärger am Maschendrahtzaun ist für die beiden Frauen ein Fremdwort. "Das wäre ja schlimm", denken sie. Und sie sind sich auch heute wieder einig: "Aus Oppum wollen wir nie mehr weg."Mein Freund,der NachbarWilma Elfes ist in Lettland geboren und kam über die Lüneburger Heide vor 50 Jahren nach Hüls und dann nach Oppum. Ihre Nachbarin stammt aus Fischeln und hat später in Stadtmitte gewohnt.
"In den Stadtteil Oppum wollte ich überhaupt nicht", sagt Hülsmann. "Dann haben wir zusammen gebaut. Aus dem Keller heraus ist mit den Wänden nicht nur die ganze Häuserreihe gewachsen, sondern auch die Freundschaft.""Ein Jahr Bauzeit schweißt zusammen", nickt auch Elfes. "Man kommt ins Gespräch." Zumal die beiden Ehemänner bei der Berufsfeuerwehr in Krefeld beschäftigt waren. Hülsmann: "Wir hatten alle nicht viel Geld und mussten selbst mit anpacken. Für meinen Mann hieß das 24 Stunden Dienst, 24 Stunden Schreinerstraße. Es war ein hartes Jahr."
Noch heute helfen sich die Frauen, wann immer es geht. Wenn Familie Hülsmann im Urlaub deutsche, griechische oder spanische Inseln besucht, ist Wilma Elfes zur Stelle und hütet das Haus, bringt die Tageszeitung herein und gießt die Blumen. Im Gegenzug hält Anita Hülsmann an trockenen Sommertagen den Schlauch auch mal über den Jägerzaun. "Wilma hat keinen eigenen Brunnen, da helfe ich dann aus", sagt sie.Wirklich trennende Zäune gibt es nicht an der Schreinerstraße.
Wenn der Nachbar im Krankenhaus ist, wird nicht nur gefragt, wie es ihm geht. Auch der Rasenmäher wird schnell über sein Grün geführt, damit sich der Patient ausruhen kann. Den Streit am Maschendrahtzaun können sich die Nachbarinnen überhaupt nicht vorstellen. "Ärger um fliegende Blätter, überhängende Zweige, Kindergeschrei oder Grilldunst gibt es bei uns nicht." Elfes: "Das wäre ja schrecklich."Ganz im Gegenteil: Eier, Butter, Käse, Äpfel und Kuchen werden über den Gartenzaun gereicht.
Wenn die Nachbarin ’mal nicht einkaufen kann, bringt ihr die andere etwas mit. Apropos Kuchen: Seit Jahren treffen sich Elfes (71) und Hülsmann (69) mit vier weiteren Nachbarinnen zum Reihenkaffee. "Alle zwei bis fünf Monate, immer so, wie es auskommt. Ich bin als Nächste dran", weiß die Ex-Hülserin. "Ich werde im Dezember einladen und dann schön adventlich schmücken."Aus den guten Nachbarn ist inzwischen die offizielle "Nachbarschaft Schreinerstraße" gewachsen, die sich traditionell zum Tanz in den Mai unter dem Zelt zwischen den Garagen trifft.
Und dann gibt es zu guter Letzt doch noch strenge Worte am Esstisch der Schreinerstraße 38: "Einmal ist Wilma einen Tag länger weggeblieben als geplant und angekündigt. Die Rollläden gingen nicht hoch, ich habe mir riesige Sorgen gemacht. Das darfst Du nicht mehr machen, ohne Bescheid zu sagen."
Und die Nachbarin gibt ihr Recht: "Einmal bin ich wirklich gefallen und kam nicht mehr hoch. Ich bin aber ganz ruhig geblieben, denn ich wusste, wenig später wollte mir eine meiner Nachbarinnen Tee bringen. Sie hat mich natürlich gefunden."