„Die Oberstraße stirbt langsam“
Händler machen das Edeka-Zentrum für die zu ruhige Geschäftslage verantwortlich.
Krefeld. Auch wenn es einige Anlieger nicht wahrhaben wollen: Die Oberstraße in Uerdingen besitzt für Kunden immer weniger Anziehungskraft. In diesem Teil der Fußgängerzone machen sich zwischen gepflegten Ladenlokalen wie Optiker, Schuh- und Schmuckgeschäft immer mehr Leerstände breit. Schilder mit der Aufschrift „Räumungsverkauf“ oder „Zu vermieten“, sind statt hübscher Auslagen in den Schaufenstern zu sehen. „Hier ist nichts mehr los“, urteilen Passanten und Ladeninhaber.
Der Gang beginnt am Marktplatz. Nummer drei und fünf stehen leer. Die Häuser sind, von außen betrachtet, in schlechtem Zustand. Im ersten Stock sind die Fensterscheiben eingeschlagen. Nummer 18 verkündet „Räumungsverkauf“. Aus Nummer 22 ist die Bücherinsel aus- und an die Niederstraße gezogen. Nummer 30 steht leer, ebenso die 34.
Im Gebäude des früheren Restaurants „Pistoletto“ wurden Wohnungen eingerichtet, und den King’s Club gibt es auch nicht mehr. Eine ganze Reihe von Ärzten und ein Apotheker haben die Straße bereits verlassen. „Die Oberstraße stirbt langsam“, sagt Passantin Nina von Harpe-Glaudo. „Hier müssen neue Geschäfte eingerichtet werden. Leerstehende Häuser, in denen etwas passieren könnte, gibt es ja reichlich.“
„Die Sache ist verfahren, seitdem es Edeka Am Rötten gibt. Dieses Zentrum hat die Straße zerschlagen“, findet Joachim Schnorrenberg, der die Obertor-Apotheke betreibt. „Traurig, dass das Örtchen so zerrissen worden ist. Die Geschäfte können die Ober- und Niederstraße nicht füllen.“ Eine Chance, etwas zu verbessern, sieht er in einer Straßengestaltung nach Vorbild der Königstraße in der City. „Die Verbindung von Gewerbe, Wohnen und Parken würde Bewegung in die Straße bringen. Geschieht nichts, wird sie sicher sterben.“
Schnorrenberg kritisiert, dass die Oberstraße von den Verantwortlichen vernachlässigt werde. „Die Weihnachtsbeleuchtung wurde hier früher ausgeschaltet, und die Trödelmärkte werden von der Niederstraße nicht bis zu uns hin veranstaltet.“
Auch die Inhaberin von Crissy Kindermoden, Wiltrud Schult, will aufhören. „Nach 40 Jahren wird dieses Geschäft geschlossen. Ich gehe in den Ruhestand. Am 1. April ist Schluss.“ Die zu ruhige Geschäftslage habe sie in ihrem Entschluss bestärkt.
Entgegen allen anderen Aussagen: „Unser Spielwarengeschäft Seidel bleibt“, betonen die Verkäuferinnen. „Alles andere ist dummes Gerede.“