Geismühle: Die Bremsen der Flügel sind gelöst
Über 4000 Arbeitsstunden investierten ehrenamtliche Helfer in die Restaurierung des Baudenkmals in Oppum. FOTOS: Die GEISMÜHLE in NEUEM GLANZ
Krefeld. Nun drehen sie sich wieder, die Flügel der alten Geismühle in Oppum. NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke und Oberbürgermeister Gregor Kathstede gaben einem der vier Flügel Schwung, langsam griff der Wind in die Tücher: Die alte Mühle ist wieder lebendig. Zwei Schuss Salut wurden abgefeuert, und man meinte auch zu hören, dass einigen der Beteiligten ein Stein vom Herzen fiel.
Denn bis Donnerstagabend, 20.44 Uhr, hatten die anstrengenden Arbeiten zur Restaurierung des Krefelder und Oppumer Wahrzeichens gedauert. Vor drei Jahren hatten acht couragierte Mühlenfreunde den "Bauverein Geismühle" gegründet. Dann hatten sie mit viel Engagement Geldquellen aufgetan und Mitglieder geworben. Vor allem aber selbst Hand angelegt.
4000 Arbeitsstunden, vor allem von den zwölf "Mühlenspechten", wurden hier geleistet, aus Liebe zu dem alten Bauwerk. Doch all’ die Liebe und Hingabe für das Baudenkmal kam nicht ohne Geld aus. Das floss von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem Denkmalförderungsprogramm NRW, der psd-Bank, der NRW-Stiftung und der Sparkasse Krefeld. Auch viele Krefelder Firmen und Bürger trugen zu dem Gesamtvolumen von 320000 Euro bei. Besonders erwähnt wurde eine Dame, die in feinstem Sütterlin, aber ohne Nennung ihres Namens, 50 Euro sandte: "Eine alte Oppumerin" lautete ihre Unterschrift. Ein anderer schenkte eine Blitzschutzanlage. "Das ist die sicherste, die es gibt" freute sich Franz-Josef von der Hocht in seiner Rede. Der Vorsitzende des Bauvereins Geismühle dankte allen Beteiligten sehr launig und war sich ganz sicher, dass die Schutzengel der gleichnamigen Oppumer Pfarre eine "Elitetruppe" gesandt hätten, damit das Unternehmen gelänge.
Oberbürgermeister Kathstede und Minister Wittke gingen in ihren Reden auf die Geschichte der Geismühle ein und hatten beide viel Lob für das ehrenamtliche Engagement und den bürgerlichen Zusammenhalt. In einer Zeit, in der immer nach dem Staat oder der Kommune gerufen werde, sei dieses eigenverantwortliche Handeln etwas ganz Besonderes.
Auch das Architektenteam betonte die menschliche Komponente: Man habe sich gut verstanden und werde weiterhin, so wie in den vergangenen Jahren, immer mittwochs um halb zehn zum Kaffee zusammenkommen. In guter Tradition musizierten Schüler der Musikschule Krefeld: Die Blechbläser spielten während des Festaktes im Festzelt. Dann begab man sich auf die Wiese, die Bremsen der Mühle wurden gelöst, die Flügel drehten sich im Wind. Das Holz knarzt ein bisschen, und die Flügel drehen sich um einen Satz: "Auf allen Wegen mit Gottes Segen. 1575 - 2007".