Prinzenpaar: „So ein Helau kann ganz schön befreien“
Uerdingen: Der neue Prinz ist ein Hülser – aber die Prinzessin eine waschechte Rheinstädterin.
Krefeld. Angespannt wirkt Karl-Heinz Bock. Aus dem Festzelt auf dem Uerdinger Markplatz tönt Karnevalsmusik in die zweite Etage des Rathauses. Aus dem bürgerlichen 54-Jährigen wird in wenigen Minuten eine närrische Tollität - Karl-Heinz II., Karnevalsprinz der Rheinstadt.
"Ich bin schon sehr nervös", verrät der gebürtige Hülser. Doch genauso groß wie seine Nervosität sei auch seine Vorfreude. Bis zum Tulpensonntag am 3. Februar, dem Höhepunkt des jecken Treibens am Rhein, werden sich nun die Blicke aller Narren auf ihn und seine Prinzessin Barbara II. Mottlau richten. Doch an diesem Samstagvormittag steht das designierte Prinzenpaar samt Ministern im Fokus der Fotografen. Eine noch ungewohnte Rolle und die Pressefotografen müssen sie erst animieren, damit die Tollitäten ihnen ein Lächeln und ein "Uerdingen Helau" schenken.
In Juni diesen Jahres entschieden Bock und Mottlau - beide sind seit Jahren ein Paar - sich in der neuen Session an die Spitze der Uerdinger Narren zu stellen. "Am Ende war es eine leichte Entscheidung", sagt Karl-Heinz Bock. Seit 1996 wohnt er in der Rheinstadt. "Ich kenne nur den Straßen- und Sitzungskarneval", erzählt der Mitarbeiter von Tronox (ehemaliger Bayer-Betrieb). Und von dieser Form der Narretei ist er ein großer Fan. Sowohl in der KG Op de Höh als auch in der Uerdinger Bürgerwehr ist Bock Mitglied. Zu der gehört auch seine Lebensgefährtin, eine gebürtige Uerdingerin. Die Zahnarzthelferin engagiert sich zudem bei der Braunschweiger Narrenzunft.
Dann wird es ernst, es ist kurz vor 11 Uhr. Im Trausaal hat sich eine Uerdinger Melange aus Wirtschaft, Politik und Brauchtumsfreunden unter der Narrenkappe versammelt. "Die kommende Session ist zu unserem Übel sehr kurz", begrüßt Uwe Rutkowski, Präsident des Karnevalszug-Vereins Uerdingen, die Gäste. Deswegen fange man auch einen Tag vor dem 11.11. an, um jeden Tag mitzunehmen. Während die kleinen und großen Tollitäten der Session 2006/2006 verabschiedet werden, heißt es für die Neuen vor der Türe noch einmal warten. "Wollen wir sie rein lassen", fragt dann Rutkowski. "Ja", schallt es zurück. Mit einem Klatschmarsch ziehen die närrischen Regenten in den Saal und erhalten ihre Insignien der jecken Macht. Pünktlich um 11.11Uhr kündigen drei Böllerschüsse an, dass Uerdingen ein neues Prinzenpaar hat. "Helau zusammen", sagt Prinz Karl-Heinz II. noch etwas zaghaft. "So ein Helau kann ganz schön befreien, wenn man so vor Euch steht."
Nach der offiziellen Inthronisierung im fast schon intimen Kreis des Trausaals, präsentiert sich das Prinzenpaar kurz seinen närrischen Untertanen zum ersten Mal auf dem Balkon des Rathauses. Viele stehen dort unten, aber in 83 Tagen, wenn der Prinz und Barbara II. auf ihrem Wagen im Zug stehen, werden ihnen sicher Tausende am Straßenrand zu jubeln.