Ruderclub Uerdingen: Schwierig ist nur der Einstieg
Einmal im Jahr lädt der Ruderclub Schüler zu einer Talentsichtung ein. Die Bedingungen am Rhein sind hervorragend.
Krefeld. Ein Frühlingsmorgen am Rhein. Das Wasser fließt stetig dahin, Schiffe kreuzen den Blick, die Sonne erweckt die Farben der Natur zum Leben. Eine Atmosphäre, um im Schatten der imposanten Uerdinger Rheinbrücke einen entspannten Tag zu verleben. Knapp 40 Kinder und Jugendliche haben an diesem Tag aber etwas ganz anderes im Sinn. Die sportbegeisterte Gruppe hat sich am Bootshaus des Uerdinger Ruderclubs (UeRC) eingefunden, um zum ersten Mal Erfahrungen in einem professionellen Ruderboot zu sammeln.
Für die Talentsichtung hat der UeRC bei den benachbarten Schulen Fabritianum, Stadtpark und dem Gymnasium Meerbusch Werbung gemacht. "Die Jugendarbeit ist ein zentrales Anliegen unseres Vereins", sagt der Vorsitzende Andreas Birmes. Das Trainer- und Betreuerteam um Miriam Winzen, Janine Horster und Marbod Kohns besucht die Schulen deshalb regelmäßig mit einem Ruder-Ergometer. "Wer dadurch Blut geleckt hat, kommt dann zu unserem Schnuppertag am Bootshaus. Hier werden die Kinder und Jugendlichen in die Theorie eingewiesen und mit den Geräten vertraut gemacht", sagt Vorstandsmitglied und Hobbyruderin Susanne Böhling. Das Highlight für den Nachwuchs ist aber eindeutig die Praxis.
Die Blicke sind zunächst skeptisch, schließlich misst das Viererboot knapp elf Meter Länge. "Am schwierigsten ist der Einstieg in das Boot", sagt Andreas Birmes. Alle kommen jedoch trockenen Fußes in ihre Boote. Und was im Fernsehen oder vom Ufer so einfach aussieht, entpuppt sich schnell als sehr anspruchsvoller Sport.
Beim Rudern gilt es, Individuen zu einer Mannschaft zu formen "Alle müssen hier zusammenarbeiten, damit sich die Skulls, also die Ruder, nicht verheddern. Dabei hilft der Steuermann, der entweder im Bug liegt oder im Heck sitzt", erklärt der Jugendtrainer Marbod Kohns. Die Mischung aus Technik, Kraft und Ausdauer gefällt vielen auf Anhieb. "Rudern ist ein ganzheitliches Training für Körper, Gesundheit und koordinative Fähigkeiten. Und das wichtigste, es macht unglaublich viel Spaß", sagt Susanne Böhling begeistert.
Der Ruderclub bietet dabei Angebote für jede Altersklasse an. "Jeder der Rudern möchte, findet bei uns einen Platz, ob fünf oder 85 Jahre alt, das ist egal. Ich habe selbst erst im fortgeschrittenen Alter mit diesem Sport begonnen und fühle mich jetzt fitter denn je", sagt Susanne Böhling.
Für den Uerdinger Ruderclub, mit seinen knapp 160 Mitgliedern eine relativ kleiner Verein, ist es besonders wichtig, neue Ruderer zu gewinnen. Denn der Klub finanziert sich fast ausschließlich über die Mitgliedsbeiträge. "Es ist nicht immer ganz einfach, denn für jede Wettkampfklasse braucht man unterschiedliche Boote. Und die können schon mal bis 15000 Euro kosten", sagt der Vorsitzende. Daneben gibt es immer noch eine Unterstützung durch den Bayer-Konzern. "Ohne diese Hilfe könnten wir unsere Jugendarbeit und den Leistungssport in der jetzigen Form nicht am Leben erhalten", sagt Birmes.
Trotz des schmalen Budgets können sich die Vereinsaktivitäten sehen lassen. Neben den üblichen Trainingsfahrten und Regatten bietet der Club Trainingslager und Wanderfahrten in ganz Deutschland und im Ausland an. Die günstige Lage am Hafeneingang bietet zudem hervorragende Möglichkeiten, auch in Uerdingen vernünftige Trainingsmöglichkeiten für Rennruderer und Ruderanfänger anzubieten - vor allem bei dem herrlichen Frühlingswetter.