Tunnel Uerdingen: Nach 80 Jahren des Wartens wird mächtig Gas gegeben
Die Arbeiten am Tunnel-Durchstich im Bahnhofs sind so gut wie abgeschlossen – geplant war eigentlich Mitte 2009.
Uerdingen. Als die Rheinstadt im Jahr 1929 ihre Selbständigkeit verlor und Stadtteil Krefelds wurde, da stand im Vereinigungsvertrag, dass der Bahnhof einen Tunneldurchstich zur Lange Straße erhalten wird. Auf den historischen Spatenstich mussten die 18729 Einwohner des Stadtteils allerdings lange warten: Den gab es erst im November 2007.
Genau 80 Jahre später, im Sommer2009, sollte das Werk eigentlich vollendet sein. Doch nach all den Jahrzehnten des Wartens haben jetzt alle Beteiligten derart aufs Gaspedal gedrückt, dass die Arbeiten schon Ende dieses Monats und damit ein dreiviertel Jahr früher als geplant beendet sein werden. "Es hat einfach alles gepasst - die Wetterbedingungen stimmten, die Abstimmung mit der Deutschen Bahn war sehr gut, und die Bauunternehmen haben wirklich schnell gearbeitet", sagt Egon Traxler vom städtischen Fachbereich Tiefbau.
Zur Bedeutung dessen, was sich der Vollendung nähert, heißt es von der Stadt: "Für die rund 10000 Uerdinger Bürger, die nordwestlich des Bahndamms wohnen, ist der Tunnel mindestens gleichbedeutend mit der Fertigstellung des Stadtparks vor knapp hundert Jahren oder auch dem Sieg des FC Bayer uerdingen im DFB-Pokalfinale gegen Bayern München 1985 in Berlin."
Nachdem der Zugang vom Bahnhofsvorplatz bereits Anfang Oktober freigegeben worden war, soll auch der Tunnel-Durchstich von der Lange Straße aus Ende des Monats offiziell genutzt werden können. Man kann von dort zwar schon jetzt durchgehen, doch ist die offizielle Freigabe durch die Stadt noch nicht erteilt, da die Arbeiten noch nicht abgeschlossen sind. Beispielsweise ist die Beleuchtung noch nicht installiert.
Der 44 Meter lange Personentunnel schließt sich südlich an das Bahnhofsgebäude an. Er ist sechs Meter breit und zweieinhalb Meter hoch. Eine Blindenleitspur ermöglicht es auch Sehbehinderten, sich im Tunnel zurecht zu finden.
Nach Angaben der Stadt werden die Wände mit Platten optisch ansprechend und vor allem Graffiti-resistent gestaltet. Der westliche Ausgang ist behindertengerecht - also stufenfrei - an das Höhenniveau der Lange Straße angeschlossen und gepflastert. Dort wird der Zugang ebenso wie der am Bahnhofsvorplatz mit einer Konstruktion aus Stahl und Glas überdacht. Darunter ist auf beiden Seiten eine Bike- und Ride-Anlage mit jeweils 40 Fahrrad-Einstellplätzen vorgesehen.
Seit Anfang Mai und noch bis zum Ende der Bauzeit ist die Lange Straße lediglich als Einbahnstraße in Richtung Norden befahrbar. Dort musste das Rangiergleis für den Chemiepark und für Siemens vorübergehend in den Straßenbereich verlegt werden.
Der Abschnitt an der Lange Straße birgt nach Angaben der Stadt noch eine ingenieurtechnische Besonderheit: Das Rangiergleis kann wegen des neuen Tunnel-Eingangs nicht mehr an seine ursprüngliche Trasse zurückverlegt werden. Stattdessen wird dieses Gleis später auf einer Höhe von rund vier Metern angehoben und führt danach über einen eigenen Damm über den Tunnel-Eingangsbereich - also auf demselben Niveau wie die übrigen Gleise am Bahnhof.