RELIGION Rumänisch-Orthodoxe nutzen Uerdinger Turmkapelle

Krefeld · Die evangelische Gemeinde hat für das zur Michaelskirche gehörende Gebäude einen Mietvertrag mit der Krefelder rumänischen Gemeinde unterschrieben.

Vor der Turmkapelle der Kirche St. Michael in Uerdingen stehen Gemeindepfarrer Dieter Hudasch, ACK-Vorsitzender Klaus-Norbert Kremers (Vorsitzender des Arbeitskreises Christlicher Kirchen in Krefeld sowie Priester Daniel Tudorache.

Foto: Ja/Andreas Bischof

Die rumänisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Krefeld wird ab Februar die Turmkapelle der Michaelskirche der evangelischen Kirchengemeinde Uerdingen für ihre Gottesdienste nutzen. Der unbefristete Mietvertrag wurde jetzt unterschrieben. Zum ersten Mal als feste Mieter werden die orthodoxen Christen in der Kapelle am Anfang der Uerdinger Fußgängerzone am 3. Februar einen Gottesdienst feiern.

„Es ist wunderbar“, sagt Daniel Tudorache, Priester der rumänischen Gemeinde Heiliger Andreas, über die neuen Möglichkeiten und die Unterstützung der evangelischen Kirchengemeinde. „Wir sind sehr froh, die Kirche, ihre Architektur passen perfekt zu uns. Sie ist schön, klein und familiär. Die Menschen brauchen so etwas“, freut sich Tudorache.

Erste Kooperation gab es für die Osternach vor zwei Jahren

Seit Februar 2017 war er mit den Mitgliedern seiner Gemeinde sonntags in der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten an der Freiligrathstraße untergekommen. Da es dort unweigerlich schon einmal zu Terminüberschneidungen kam, hatten die Uerdinger auch schon in der Vergangenheit ausgeholfen. Zum ersten Mal für die Osternacht 2017 hatte  Klaus-Norbert Kremers vermittelt, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Krefeld, zu der auch die rumänisch-orthodoxe Gemeinde gehört.

„Irgendwann haben wir gedacht, warum kommen sie nicht direkt zu uns“, sagt der evangelische Pfarrer Dieter Hudasch zu den aktuellen Entwicklungen. Der ökumenische Gedanke sei der Gemeinde und dem Presbyterium wichtig, ergänzt Sebastian Ruland, der für Bauen und Finanzen zuständige Kirchmeister, „es war einer der schnellsten Beschlüsse, die jemals im Presbyterium gefasst wurden, überragend, einstimmig, positiv, und das liegt auch an der guten Zusammenarbeit“. Nun sei es „ein bisschen wie eine Christen-WG“, sagt Ruland lächelnd, „in Zeiten, in denen man aufeinander zugehen sollte statt sich abzugrenzen“.

Ikonen sind auf aufrollbaren Leinwänden zu sehen

Die Protestanten nutzen die 1964 zusammen mit der Kirche eingeweihte Kapelle selbst kaum noch. Für zum Beispiel die Schulgottesdienste sei sie sowieso mittlerweile zu klein, erklärt Hudasch, der seit 1990 Pfarrer in der evangelischen Gemeinde ist. Noch wird sie allerdings von der evangelischen Gemeinde beispielsweise für kleine Trauerfeiern benötigt. Erst einmal gilt der Mietvertrag für die Sonntagsgottesdienste. Weitere Absprachen seien aber möglich. „Es wird ein fortlaufender Prozess sein, wie wir zusammenfinden, dass beide Gemeinden die Kapelle nutzen können“, sagt Ruland.

Für ihre Art der Gottesdienstfeiern, bei denen Ikonen eine wichtige Rolle spielen, werden die orthodoxen Christen die Heiligendarstellungen jeweils auf- und abbauen. Unter anderem mit aufrollbaren Leinwänden schaffen sie für ihre Gläubigen die Atmosphäre, die sie gewohnt sind.

Den Traum, irgendwann einmal ein eigenes Gotteshaus für seine Schäfchen zu finden, hegt Priester Daniel Tudorache aber noch immer. „Vielleicht in 15 oder 20 Jahren könnten wir das schaffen, eine Kirche zu kaufen.“