WZ-Bus: Die Uerdinger tun sich schwer
Die von Bischof Mussinghoff geforderte Fusion der Pfarren in der Rheinstadt stößt auf Widerstand.
Krefeld. 34 Pfarren hat es in Krefeld einmal gegeben. Im Jahr 2010 werden es nur noch 19 sein. Zumindest, wenn es nach Bischof Heinrich Mussinghoff geht. Bisher tut man sich in Uerdingen schwer: "Die Pfarrer hätten allein nicht zueinander finden können", so Bernd Wolters, Mitarbeiter des Generalvikariates. Er hat die Aufgabe, den Fusionsweg zu begleiten. Die WZ ist am Samstag mit der rollenden Redaktion vor Ort gewesen und hat sich unter die Besucher und Beschicker auf dem Markt am Röttgen gemischt mit der Frage: "Sollen die Pfarren in der Rheinstadt fusionieren?"
"Wir gehören der Pfarre St. Peter an. Eine Fusion - dat is nix. Die macht alles kaputt. Es soll bleiben wie et is. Sonst gehen wir nicht mehr in die Kirche", meinen Willi und Helene Haurand.
Johannes Martin hat sich Gedanken gemacht: "Die Situation ist schwierig. Doch es muss was passieren. Es kann nicht so bleiben, wie es ist. Der Bischof hat zu schnell und zu massiv gehandelt. Die betroffenen Pfarren Paul, Peter, Pius, Heinrich und Matthias sollen sich an einen Tisch setzen und die Konzeption noch einmal überdenken."
Ralf Senger meint: "Die Fusion muss her bei dem Priestermangel und der angespannten Finanzsituation. Die einzelnen Pfarren sollten sich von ihrer bisherigen Kirchturmpolitik trennen. Die Frage ist: Wer arbeitet mit wem zusammen mit Rücksicht auf die örtlichen Gegebenheiten?"
In die Zukunft blickt Johanna Taschner: "Leer stehende Kirchen kann ich mir schwer vorstellen. Wir brauchen dringend ein Lösung. Da muss etwas gemacht werden." Volker Krautmann appelliert an den guten Willen: "Der Bischof hat Zeit gegeben, Gremien zu gründen. Angesichts des drastischen Priester- und Finanzmangels sowie wegbrechender Mitgliederzahlen soll man fair zusammenarbeiten und kollegial umgehen. Die Pfarren sollen sich äußern und absprechen und die Pfarrer künftig flexibel sein."
"Ich bin eher gegen die Zusammenlegung. Die Gemeinden müssen Anlaufpunkte behalten. In St. Paul wird der Kindergarten geschlossen, das Pfarrheim für andere Gruppen geöffnet. Es geht nur ums Geld bei der Zusammenlegung. Aber eine 80-jährige Kirchenbesucherin ist nun mal nicht so einfach umzusetzen von der einen Kirche in die andere. Wenn es um die Bürokratie geht, da ließe sich sicherlich was zusammenlegen", meint Steffi Höfels.
Aus St. Peter kommt das Trio Giesela Heinermann, Tochter Gabriele Jansen sowie Claudia Veiser. Alle drei wollen die Eigenständigkeit erhalten. "Wir haben einen Pastor, der weiß was er will. Der kommt wenigstens noch zur Beerdigung. Es muss einen Priester geben, der lenkt und für alle da ist. St. Peter ist noch eine sehr aktive Gemeinde mit 30 Prozent Kirchenbesuch. "
Aus Hüls zum Uerdinger Markt kommen Anni Jachtmann und Alfred Draab: "Es soll immer unten gespart werden. Was passiert denn oben in der Bistumsleitung, wird da auch gespart? Wenn Pfarrgemeinden zusammengelegt werden, dann werden sicherlich auch Kirchen geschlossen. Und wie sollen die Leute aus St. Heinrich zur Kirche nach St. Peter kommen?"
Waltraud Mertenschledde begrüßt eine Zusammenlegung allein aus wirtschaftlichen Erwägungen: "Alleine ist jede Gemeinde verlassen. Der Zusammenhalt ist nicht mehr so wie vor Jahrzehnten. Also muss man sich dem anpassen."
Johannes Müsgens kennt die Überlegungen zur Zusammenlegung aus seiner Heimatgemeinde St. Anna. Er befürwortet die Zusammenlegung aus strukturellen und verwaltungstechnischen Gründen. Er warnt jedoch vor einer Auflösung der Einzelgemeinden. "Es geht um die Identität jeder Gemeinde: Gottesdienste, das soziale miteinander, die Lebendigkeit in jeder Gemeinde müssen erhalten bleiben. Ebenso das Ehrenamt auf das immer mehr Gemeinden bauen müssen. Die religiöse Heimat, die jeder gefunden hat, kann man nicht zusammenlegen und damit auflösen."
Johanna van den Boom kann sich kaum vorstellen, dass die Menschen aus dem Uerdinger Nordbezirk nach St. Peter zur Kirche kommen und umgekehrt, wenn die Kirchen St. Heinrich oder St. Paul geschlossen würden. "Auf der anderen Seite gehen die Kirchenbesucherzahlen zurück. Dem muss Rechnung getragen werden."