Auszeichnung für Mies-Villen: Wo Natur zur Kunst wird
EuropäischesGartennetzwerk: Der Park hinter den Mies-Villen Lange und Esters ist mit einer europaweit bedeutenden Plakette geehrt worden.
Krefeld. Das Grün leuchtet fast grell an diesem regnerischen Tag hinterm Haus Esters an der Wilhelmshofallee, und auf den roten Fliesen der Terrasse glänzt die Nässe. Dieser Park ist schon etwas Besonderes. Die klaren geometrischen Strukturen der Architektur des Ludwig Mies van der Rohe verlängern sich in die Natur hinein bis in die Rabatten und einzelnen Baumgruppen. Und die Stützmauern aus roten Ziegeln heben die Villa auf ein Podest.
Der Landschaftsverband Rheinland wusste, warum er diesem Park (auch hinter Haus Lange) am Dienstag die renommierte Plakette des European Garden Heritage Network (EGHN) verlieh. In der Begründung heißt es: "Die Gärten der Bauten des Mies van der Rohe vermitteln nach der Restaurierung unter denkmalpflegerischen Aspekten die klare Formensprache der Häuser."
Mit der Übergabe der Plakette durch den LVR-Kulturamtsleiter Norbert Kühn wurden die Mies-Parks in das Europäische Gartennetzwerk aufgenommen. Das heißt: Der Park gehört nun zu den knapp 90 Gärten und Parks im ganzen Land NRW, die besondere Aufmerksamkeit verdienen. Außerdem werden damit die Bemühungen der Stadt Krefeld anerkannt, die "ein Ensemble von hohem künstlerischen und geschichtlichen Wert" schuf. Europäisch ist dieses Netzwerk, weil zum Verbund auch die großartigen Anlagen der Schlösser des Loire-Tals gehören, ebenso bestimmte Parks im englischen Surrey, in Somerset und Cheshire.
Bei der Plakettenübergabe betonte übrigens Hans-Dieter Collinet vom NRW Verkehrsministerium die Krefelder Besonderheit. Mit der Auseinandersetzung zwischen Bürgern und Verwaltung über verschiedene Baumfäll-Aktionen (etwa an Burg Linn und Haus Greiffenhorst) im Vorfeld der Euroga 2002plus habe das Land "einen Quantensprung" gemacht und eine Bresche geschlagen für diese neue Art des Schutzes für die Landschaft. Baudezernent Thomas Visser und Museumschef Martin Hentschel dankten. Naheliegende Netzwerk-Gärten sind übrigens der Schlosspark Dyck, die Museumsinsel Hombroich und der Terrassengarten von Kloster Kamp.