Haus Rath: Luxus-WC der Ritter gerettet
Das vermutlich älteste profane Gebäude der Stadt birgt noch so manches Geheimnis.
<span style="font-weight: bold;">Krefeld. Mit einem Bodendenkmal würde der Laie Haus Rath zunächst einmal nicht unbedingt in Verbindung bringen. Ist der herrschaftliche Sitz doch wunderbar erhalten und wurde Anfang der 1990er Jahre als Wohnanlage saniert. Über die Jahrhunderte hinweg aber wurde fleißig an- und umgebaut, so dass sich die Entstehungszeit nur dem aufmerksamen Auge des Experten offenbart. Dieser heißt in diesem Falle Dr. Christoph Reichmann, seines Zeichens Leiter des Museums Burg Linn, der durch die Umbauarbeiten die Möglichkeit erhielt, in der Frühzeit des Hauses zu forschen. Mit Erfolg: So konnte er doch feststellen, dass der einstmals alleinstehende quadratische Turm noch in nahezu voller Höhe erhalten ist. Und dass dies womöglich das älteste profane Gebäude Krefelds vom Ende des zwölften Jahrhunderts ist. "Das einmal ungefähr auf der Mitte des Hügels gestanden hat." Ob es lediglich ein Wohnturm ("mit begrenztem Aufnahmevermögen") oder auch ein Wachturm gewesen ist, das gehört ins Reich der Spekulationen. Sicher aber ist: Die Anlage verfügte über mehrere Schießscharten, einen höher gelegenen, mehrfach gesicherten Eingang und stand direkt neben dem Hohen Weg, einer alten Handelsstraße. Interessant: "Der Turm besteht aus erstklassigem Baumaterial, was damals nicht selbstverständlich war", berichtet Reichmann. So wurde er im unteren Bereich aus Basalt-Blöcken, darüber aus Tuff-Handquadern, eingefasst in sauber gearbeiteten Trachyt-Quadern, ähnlich der Kaiserswerther Pfalz gemauert. In einer Zeit, als solcherlei Gebäude häufig aus Bruch von alten Römerbauten entstanden. "Die Herren von Rath müssen einflussreich gewesen sein", folgert Reichmann.
Reichmann hat Teile des mittelalterlichen WC gerettet
Guido Rotthoff stellt in der "Geschichte der Stadt" gar eine mögliche Verbindung zu Friedrich Barbarossa her. Denn beim Aufenthalt des Kaisers 1174 in Aachen fand sich auch ein Arnold von Rode. Ein Name, der ebenso am Gericht Kreuzberg bei Kaiserswerth auftaucht. Und die Herren von Haus Rath hießen nun mal über Jahrhunderte von Rode.
In den Fallschacht führte eine Regenwasserleitung, die nach jedem Guss die Hinterlassenschaften aus dem Abtritt spülte. Die Anlage jedoch ist der Sanierung zum Opfer gefallen, Reichmann hat Teile des mittelalterlichen WCs für das Museum gerettet.
Die Geschichte der Siedlung in diesem Areal kann übrigens noch weiter zurückverfolgt werden. So fand sich im angrenzenden Wohngebiet Zur Eibe eine Abfallgrube aus der vorrömischen Eisenzeit und ein kleines Gräberfeld etwa aus dem ersten Jahrhundert nach Christus.
Der Turm hat etwa einen Grundriss von 9,30 mal 9,30 Meter, allein der obere Abschluss mit Wehrplatte und Zinnenbekrönung fehlt heute.
Motte Wahrscheinlich ist der Turm von Beginn an als Hügelburg geplant gewesen. Seine Fundamente aber stehen in gewachsenem Grund, nicht in der Hügelschüttung.
Die Ritter von Rode werden 1246 zum ersten Mal in Zusammenhang mit Haus Rath genannt. Als Lehnsherr der Ritter erscheint ab Mitte des 14. Jahrhunderts der Erzbischof von Köln.
Anbauten In der Mitte des 14. Jahrhunderts fanden umfangreiche An- und Umbauten statt, zunächst wurde an die Südseite des Turmes ein Burghaus angefügt, später kamen zwei weitere Ecktürme hinzu, die um 1500 durch Rundtürme ersetzt wurden. Weitere Anbauten und Wirtschaftsgebäude folgten.
Eibe In unmittelbarer Nähe zum Turm steht ein besonderes Naturdenkmal. Die Eibe gehört zu den ältesten Bäumen Deutschlands dieser Art.