Modellbau: Die große, kleine Welt auf See
Vater und Sohn Hübner bauen Schiffsmodelle. Am Elfrather See zeigten sie einige davon.
Krefeld / Elfrath. Eine leichte Brise weht über den "Deich". Auf dem Krefelder Meer im Maßstab 1:10 bei Elfrath kreuzen Kriegsschiffe, Frachter und Schlepper die Wellen. Der Wind erzählt ein Lied. In der Ferne spielt jemand ein Schifferklavier. Und wenn das an Bord erklingt, dann sind bekanntlich die Matrosen so still. Sehnsüchtig schauen zwei Matrosen auf dem Segler Anna auf die weite See. Aber nicht vor Madagaskar, sondern an den Ufern des Elfrather Sees liegt die Anna von Rainer Hübner auf dem Kiel.
"Da steckt ein MP3-Player drunter", sagt Rainer Hübner, der plötzlich seinen Kopf wie Gulliver in die Miniaturszene hineinstreckt und die Figur mit dem sich bewegenden Schifferklavier anhebt. Einem der Matrosen sieht der 63-Jährige erstaunlich ähnlich. Die Anna ist eines von vielen Schiffsmodellen, die gestern beim Schaufahren und in einer Ausstellung des Modellbauclubs Krefeld allen Interessierten präsentiert wurden.
"Mit dem Original wurde noch bis in die 80er-Jahre in den Boddengewässern der Ostsee gefischt", schildert Hübner voller Begeisterung. Ein gutes Jahr baute der Kunstmaler aus Kerpen an dem Modell des so genannten Zeesbootes. Das erhielt natürlich braune Segel - wie das Original. Schwimmtüchtig ist die Anna auch. "Zum Segeln befestigt man einen Kiel unten. Der ist ganz schön schwer, gut fünf Kilogramm", erklärt der 63-Jährige.
"Eigentlich", kommt Hübner dann so ins Erzählen, "eigentlich komme ich aus dem Flugmodellbau. Aber die Augen haben nachgelassen. Das ist mit den Flugzeugen zu gefährlich." Er wechselte in den Schiffsbau. "Glatte" Modelle interessieren ihn aber nicht, seine Modelle müssten was zum Hingucken haben. Zwölf fahrtüchtige Boote und acht Flugzeuge lagern bei ihm daheim. "Ich habe aber weit mehr gebaut." Aber auf die Menge komme es ihn nicht an, sondern auf die Qualität, die Liebe zum Detail. Die Romantik der alten Schiffe möchte er überliefern und pflegen. Mit vielen Details hat Rainer Hübner vor vier Jahren die Anna in seiner Werft vom Stapel laufen lassen.
In der Werkstatt in Kerpen arbeitet Rainer Hübner mit seinem Sohn Martin gemeinsam an Schiffsmodellen. "Wir haben eigentlich alles zusammen gebaut", sagt Martin Hübner. "Wir haben unsere Arbeitsplätze nebeneinander", fügt Rainer Hübner hinzu. Zum ersten Mal zeigen Vater und Sohn Hübner ihre Modelle in Krefeld.
Schon im Kindergartenalter begann sich Martin Hübner für die Leidenschaft seines Vaters zu interessieren. "Seit 25 Jahren mache ich nun auch schon Modellbau", sagt der 31-Jährige. Seit Jahren widmet er sich dem Schiffbau. Zuerst waren es Kutter, dann die Rettungsschiffe der "Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger".
Sein Modell des Rettungsschiffs "Neuharlingersiel" im Maßstab 1:20 traf sogar einmal auf sein Original. Bei der Gesellschaft ist Martin Hübner auch ehrenamtliches Mitglied. An ihrem Stand sammelt er in einem kleinen Schiffchen Spenden für die Lebensretter.