Viel Lärm ums Zeughaus
Anwohner machen die Krefelder Prinzengarde für schlaflose Nächte am Wochenende verantwortlich.
Krefeld-Bockum. Anita Kliem liebt ihr Zuhause an der Keutmannstraße — vor allem wegen der „himmlischen Ruhe“, wie sie sagt. „Doch an vielen Wochenenden machen mein Mann und ich bis spät in die Nacht kein Auge zu.“ Auch Karl-Heinz Hilbertz, wohnhaft in einem Mehrfamilienhaus an der Uerdinger Straße, hat die zahlreichen schlaflosen Nächte satt. Und Familie Marko kapitulierte nach drei Jahren in Bockum. Sie zog im August 2011 nach Uerdingen.
Wütend sind sie alle, und zwar auf ihre jecken Nachbarn von der Krefelder Prinzengarde. Die haben vor knapp 20 Jahren das Zeughaus, das ehemalige Domizil der Bockumer Feuerwehr, von der Stadt gemietet, das denkmalgeschützte Gebäude saniert und nutzen es nun als Veranstaltungsraum. „Wenn donnerstags die Bierwagen anrollen, haben wir schon Bauchgrummeln, weil wir wissen, dass es laut wird“, berichtet Kliem.
Und so hat sich eine Gruppe Nachbarn zusammengeschlossen, um für nächtliche Ruhe zu sorgen. „Das Problem ist, dass das Zeughaus nicht nur für karnevalistische Zwecke genutzt, sondern auch fremdvermietet wird“, sagt Lutz Jansen, Eigentümer des Mehrfamilienhauses an der Uerdinger Straße 577-581a, der sich federführend um die Klärung der Sache bemüht. „Hochzeiten, Firmenfeiern, Geburtstage — die Anwohner haben im Durchschnitt jedes zweite Wochenende im Jahr Halligalli vor der Haustür.“
Als Vermieter ist Jansen ebenfalls vom Lärmärger betroffen: „Durch Leerstände, eine hohe Mieterfluktuation und erhöhte Wiederanmietungskosten“.
Bereits seit fünf Jahren führen einige Anwohner Lärmprotokolle, es existieren Ton- und Videodokumente von den Veranstaltungen. „Es hat immer wieder Gespräche mit den Verantwortlichen der Prinzengarde gegeben, alleine mir liegen mehr als 200 E-Mails zum Thema vor“, sagt Jansen. „Doch es wurde immer wilder. Also haben wir zum Jahreswechsel 2010/11 die Reißleine gezogen und die Stadt Krefeld um Hilfe gebeten — auch weil Lärmbeschwerden nicht von der Polizei ans Ordnungsamt weitergeleitet wurden.“
Die Polizei konnte der WZ auf Anfrage nicht mitteilen, wie viele Einsätze wegen Ruhestörung es in den vergangenen Monaten am Zeughaus gegeben hat. „Uns ist bei der Recherche aufgefallen, dass das Zeughaus keine offizielle postalische Anschrift hat, die im System hinterlegt ist“, sagt Polizeisprecher Dietmar Greger. „Die Kollegen konnten die Einsätze, falls es welche gegeben hat, damit nicht entsprechend zuordnen.“
Im Jahr 2011 fanden mehrere Gespräche mit Vertretern verschiedener Fachbereiche der Stadt Krefeld, der Prinzengarde und Lutz Jansen statt. „Dabei wurde vereinbart, die weitere Nutzung des Zeughauses für karnevalistische Brauchtumsveranstaltungen zu ermöglichen, die Anwohner jedoch vor übermäßigen Lärmbelästigungen zu schützen“, sagt Stadtsprecherin Angelika Peters. „Die Zahl der lärmintensiven Veranstaltungen ist auf zehn im Jahr begrenzt worden und auf solche beschränkt, die dem Vereinszweck, also der Brauchtumspflege, entsprechen.“
Doch laut Lutz Jansen wurde alleine im November und Dezember an sechs Wochenenden hintereinander gefeiert: „Leider besteht schon seit Längerem kein Vertrauen mehr in die Äußerungen der Prinzengarde. Die Geduld der Anwohner ist überschritten, wir glauben den Beteuerungen nicht.“
Derzeit prüft der Fachbereich Bauordnung die baurechtliche Situation des Zeughauses. Wegen des schwebenden Verfahrens kann sich die Prinzengarde noch nicht ausführlich zu den Vorwürfen äußern. „Auch wenn die Vorwürfe unseres Erachtens im Grundsatz nicht stimmen, haben wir ein großes Interesse daran, die Situation zu allen Seiten hin zu befrieden“, beteuert Präsident Rainer Küsters. „Um unseren guten Willen zu demonstrieren, haben wir alle Fremdveranstaltungen gestrichen.“ In diesem Jahr werde es vorerst nur noch zwei eigene Veranstaltungen der Prinzengarde im Zeughaus geben: das Kostümfest am 18. Februar und den Karnevalistischen Zapfenstreich am 21. Februar.