WZ-Mobil in Verberg: "Jugendliche Komasäufer zerstören Brauchtum" (mit Video)

Die Bürger diskutieren am WZ-Mobil über die Abschaffung des Kinderkarnevalszugs im Stadtteil.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Der traditionelle Verberger Kinder-Karnevalszug findet dieses Jahr nicht statt. Der Grund sind Jugendliche, die in den vergangenen Jahren den ersten Zug der Session zum Anlass nahmen, sich am Kreisverkehr bei „Haus Ritte“ mit harten Alkoholika zuzudröhnen und anschließend zu randalieren.

Die immensen Kosten für Polizei- und Sanitätseinsatz kann und will die KG Verberg dieses Jahr nicht mehr zahlen. „Letztes Jahr haben wir 10 000 Euro aufgebracht, um unseren Karnevalszug den Auflagen entsprechend durchführen zu können“, erklärt Präsident Ralf Mühlenberg. Dieses Jahr wären die Auflagen und Kosten noch höher gewesen. „Das steht in keinem Verhältnis zu der Veranstaltung, die wir hier organisieren. Einen kleinen Kinder-Karnevalszug mit 1500 Besuchern.“ Laut Mühlenberg seien es um die 100 Jugendliche, die das Verberger Brauchtum stören und zumindest für dieses Jahr auf Eis gelegt haben. „Nächstes Jahr wollen wir wieder versuchen, einen Zug zu veranstalten.“

Darüber würde sich Thomas Jansen freuen. Er besucht schon seit vielen Jahren den Verberger Karnevalszug mit seinen Kindern und wohnt nur 100 Meter entfernt vom berüchtigten Treffpunkt am Kreisverkehr. Laut Jansen habe die Öffentlichkeit ein verzerrtes Bild. „95 Prozent der Jugendlichen sind harmlos. Beim Rosenmontagszug liegen auch überall Flaschen auf der Straße.“ Laut seiner Einschätzung herrschte eine überwiegend ausgelassene Stimmung. „Getrunken wird überall, egal bei welchem Zug. Die Frage ist, ob sich die Jugendlichen dieses Jahr trotzdem dort zum Feiern treffen.“, sagt er.

Werner Glasmacher ist ein Gründungsmitglied der 1956 ins Leben gerufenen KG Verberg. Der 82-Jährige kann den übermäßigen Alkoholgenuss der Jugendlichen nicht nachvollziehen. „Wir haben früher auch was getrunken, aber dass die sich da so besaufen, kann ich nicht verstehen“, sagt er. Genauso wenig Verständnis habe er dafür, dass der Verein die Kosten für den gesicherten Ablauf der Veranstaltung tragen muss. „Die Fussballvereine kriegen den Polizeieinsatz doch auch vom Steuerzahler bezahlt.“

„Die Rennbahnparty ist kein Ersatz für einen Zug durch die festlich geschmückten Straßen. Das ist wie Auto fahren ohne Auto“, sagt Ingolf Eberlein.

Meike Küppers wohnt seit 46 Jahren in Verberg und hat schon seit Kindertagen beim Kinderkarneval mitgemacht. Sie meint, es würde alles so hochgeputscht, „von etwa 1500 Anwesenden sind es vielleicht 15, die sich daneben benommen haben“. „Ich verstehe nicht, dass sich nicht die Eltern um diese Jugendlichen kümmern.“ „Der Zug muss wieder stattfinden“, meint sie, „denn das ist schön auch für die Anwohner, die den Garagenkarneval feiern“.

Herbert Benger fühlt sich selbst geschädigt, denn er ist mehrere Jahre mit dem Schützenkreis mitgegangen und hat immer mitgefeiert. „Es ist sehr schade, dass durch Chaoten das Kinder- und Ortsfest nicht mehr stattfinden kann.“ Er fragt sich, ob diese Chaoten nun zur Rennbahn ziehen oder sich auch ohne Karnevalszug am Haus Ritte austoben. In der nächsten Zukunft glaubt er nicht, dass ein Kinderkarnevalszug wieder kommt. Da müsse erst mal Gras drüber wachsen.

Traute Werr bedauert ebenso, dass der Karnevalszug ausfällt. Die Enkelkinder und ihre Bekannten sind immer zum Zug-Ansehen gekommen. „Die Verberger hätten schon früher eingreifen sollen, die Anreisenden kontrollieren und alles im Keim ersticken“, meint sie. Sie hat auch Verständnis dafür, dass die Karnevalsgesellschaft die Kosten für die Sicherheit nicht mehr aufbringen kann. „Wenn der Zug wiederkäme, wäre es nicht schlecht.“