Streit im Drogenmilieu: Männer in Wohnung gefoltert
Krefeld/Tönisvorst. Schwer gefoltert wurden zwei Männer im Oktober 2011 in einer Tönisvorster Wohnung. Unter einem Vorwand wurden sie von einem Bekannten in dessen Wohnung gelockt und dort von drei Männern mit einer Pistole und Totschlägern angegriffen.
Gegen zwei der vier Beteiligten wurde am Freitag am Landgericht der Prozess eröffnet. Ein 23-Jähriger aus Tönisvorst hat zwar nicht selbst zugeschlagen, aber die beiden Opfer in seine Wohnung gelockt. Ein 21-jähriger Krefelder hatte zusammen mit zwei Unbekannten zugeschlagen. Er sitzt mit auf der Anklagebank. Die zwei anderen Mittäter sind bis heute unbekannt.
„Ich habe mehr Tritte und Schläge bekommen, als ich zählen konnte“, sagte einer der Verprügelten im Zeugenstand. Der jüngere Angeklagte habe auch versucht ihm den Pistolenlauf in den Mund zu stecken. Seinen Begleiter hätten die Männer mit Klebeband an einen Stuhl gefesselt und damit gedroht, ihn in der Badewanne zu ertränken, sollte er nicht mit Informationen zu einer geklauten Tasche voller Drogen herausrücken. Dafür ließen sie auch schon Wasser einlaufen. Erst als er sich tot stellte, bekamen sie Panik und ließen von ihm ab. Davor wurde aber auch er mit Schlägen auf den Kopf bearbeitet. Beide Folteropfer trugen Brüche, Platzwunden am Kopf und Prellungen am ganzen Körper davon. Der andere Mann blieb weiter in der Gewalt der Angreifer. Die Männer, die den heute 33-Jährigen festhielten, telefonierten Verstärkung herbei. Diese bestand aus rund zehn Leuten, die dann noch in die Wohnung gekommen seien. Einer hätte ihn sofort angegriffen.
Hintergrund war ein Streit im Drogenmilieu. Gemeinsam mit zwei Kumpanen war der 33-Jährige einige Wochen zuvor in die Wohnung des 23-jährigen Angeklagten eingebrochen und hatte ein Sporttasche voll mit Marihuana gestohlen. Nach den Angaben der Beteiligten sollen sich darin zwischen ein und zwei Kilogramm der Droge befunden haben. Die wollten sich die beiden Angeklagten nun mit Gewalt zurückholen. Nach der Prügel in der Wohnung führte der Zeuge sie zu der Wohnung seines Einbruchs-Kumpanen. Der behauptete aber, nichts mehr von den Drogen zu haben. Schließlich hätten seine Kumpanen und er sich mit den Angreifern darauf geeinigt, ihnen in wenigen Tagen 12.000 Euro — der Wert der Drogen — zu beschaffen. Erst dann durfte er gehen. Die Drohungen gingen aber weiter.
„Als er (Anm. der Red: der 21-jährige Angeklagte) dann aber auch noch meinen Kindern gedroht hat, habe ich beschlossen mich der Polizei zu stellen“, erzählt der 33-Jährige, der wegen des Einbruchs auch zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Die beiden Angeklagten wollten sich zu Beginn des Verfahrens noch nicht äußern.