Corona-Folgen Betreiber der Tanzschule „Doctor Beat“ ziehen die Reißleine

Krefeld · Melanie Struve und Thomas Zanders geben die Räume an der Mevissenstraße in Folge des Lockdowns auf. Dem Tanz kehren sie allerdings nicht den Rücken. Sie wollen mit einem neuen Konzept an den Start gehen.

Melanie Struve und Thomas Zanders bleiben auch nach dem Ende von „Doctor Beat“ an der Mevissenstraße „mit Herz und Seele Tanzlehrer“, wollen mit einem neuen Konzept an den Markt gehen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Seitdem Thomas Zanders und seine Frau Melanie Struve die enttäuschende Nachricht auf Facebook veröffentlicht haben, rufen ihre Kunden an. Die Anrufer sind traurig und wollen ihr Mitgefühl zum Ausdruck bringen. Denn Zanders und Struves Tanzschule „Doctor Beat“ an der Mevissenstraße wird es nach dem Lockdown so nicht mehr geben. Aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie geben sie Ende März ihren gemieteten Tanzsaal auf. Die Marke „Doctor Beat“ soll damit nicht verschwinden. „Ja, wir kommen wieder, denn die Menschen, die unsere Tanzschule mit Leben gefüllt haben, sind ja alle noch da!“, schreiben die Tanzschulbetreiber in ihrem Facebook-Post. Doch das Konzept wird ein anderes sein.

Die liebevoll hergerichtete Location an der Mevissenstraße können Zanders und Struve nicht mehr halten trotz zehn Jahren erfolgreicher Arbeit. Fast ein Jahr Pandemie – das hat inzwischen zu gravierende Folgen. So steht das, was Melanie Struve schildert, wohl exemplarisch für die Pandemie-Erlebnisse so vieler Selbständiger. In den Unwägbarkeiten dieser Zeit versuchen sie irgendwie, ihren Betrieb, ihre Passion zu retten. Doch Monat um Monat wird das schwieriger. Der Wille ist da, nur fehlt so oft ein vielversprechender Weg.

„Hinter uns liegt ein sehr, sehr hartes Jahr“, sagt Struve. Im März 2020 musste „Doctor Beat“ erstmals schließen. Schon damals probierten die Tanzlehrer es mit Online-Unterricht. „Aber das Digitale ist nicht unser Ding“, sagt Struve. Tanzende Paare bei einer Videoschalte betreuen? Da fehlen das Persönliche und der gute Blick auf alle Schritte. Und wirtschaftlich sei das auch nicht.

Im Mai konnten dann wieder Paare ins Tanzstudio kommen. „Da ging aber nur noch die halbe Kapazität“, sagt Struve. Viele Kunden blieben fern. Über-60-Jährige fürchteten etwa eine Ansteckung. Irgendwie sei es eine blöde Atmosphäre gewesen mit markierten Tanzbereichen für alle Paare und Plexiglasscheiben an der Bar, sagt Struve. Doch aufzugeben, kam nicht in Frage. Stattdessen richtete „Doctor Beat“ eine Außenfläche zum Tanzen ein – erfolglos. „Entweder hat es geregnet oder es waren 35 Grad“, sagt Struve.

Und bald wurde aus dem eingeschränkten Betrieb wieder ein andauernder Lockdown. Eine Katastrophe auf der Einnahmenseite während Kosten wie die Miete unvermindert weiterlaufen. Eigentlich möge sie es, mit Herausforderungen umzugehen, sagt Struve. Doch in diesem Fall sei kein Ende in Sicht. Planung ist für die Unternehmerin kaum möglich. „Nun wurde ja auch klar, dass uns das erste Quartal fehlen wird“, sagt Struve. Für eine Tanzschule sei das die wichtigste Zeit des Jahres. „Es ist uns sehr, sehr schwergefallen“, sagt sie. „Aber so haben wir uns Ende Januar gesagt: Feierabend.“ Keine unternehmerische Kreativität helfe, wenn es finanziell so eng wird.

Staatshilfen seien ein „Tropfen auf den heißen Stein“

Die Hilfen des Staates haben Struve in den vergangenen Monaten enttäuscht. „Ein Tropfen auf den heißen Stein“, klagt sie. „Eine Katastrophe.“ Der bürokratische Aufwand. Verspätete Auszahlungen. Geld, das möglicherweise doch wieder zurückgezahlt werden muss. Struves Kritikpunkte an den staatlichen Angeboten sind mannigfach. Nun die Reißleine zu ziehen, sei die einzige Chance gewesen.

Ihren unternehmerischen Mut haben Struve und ihr Mann trotz des Ärgers nicht verloren. Neu erfinden wollen sie sich mit dem bewährten Angebot. „Wir bleiben mit Herz und Seele Tanzlehrer“, sagt sie. „Wir bleiben selbstständig. Wir bleiben Doctor Beat.“ Bevor es ein neues Konzept gibt, wird der bisherige Standort abgewickelt. Lichttechnik, Soundanlage – noch ist unklar, was damit passiert.

Danach möchten Struve und Zanders ihr Angebot mobiler aufstellen. Privatstunden zu Hause bei den Kunden sind ein Ansatz. Das könne gerade für Hochzeitspaare interessant werden. Für größere Kurse könnte sich „Doctor Beat“ Räume für einzelne Stunden suchen. Wann die Ideen Realität werden können, weiß Struve nicht. Vielleicht gebe es in Richtung Pfingsten mehr Normalität.