Neues Portal zeigt wichtige Daten Unter der Krefelder Erde lauert ein kostbarer Schatz

Krefeld · In Krefeld lässt sich Erdwärme gut nutzen. Das zeigt das neue Geoportal des Geologischen Dienstes NRW.

Ingo Schäfer ist beim Geologischen Dienst an der De-Greiff-Straße in Krefeld für das Thema Geothermie verantwortlich. Er hat maßgeblich am neuen Portal mitgearbeitet.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Unter den Füßen der Krefelder wartet ein Schatz darauf, geborgen zu werden. Ein Schatz, der angesichts von Energiekrisen und Werben für mehr Klimaschutz an Aufmerksamkeit gewinnt: Die Rede ist von Geothermie. Sie bezeichnet die in der Erde gespeicherte Wärmeenergie, die sich auch in Krefeld gut nutzen lässt. Wie gut, das zeigt seit Ende Januar ein Portal des Geologischen Dienstes NRW, der in Krefeld an der De-Greiff-Straße beheimatet ist.

„Für die Nutzung der Geothermie ist das Wissen über die geologische Beschaffenheit des Untergrundes unverzichtbar. Ging es in den letzten Jahren hauptsächlich um oberflächennahe Geothermie-Projekte, steigt die Nachfrage nach Daten für mitteltiefe und tiefe Projekte an“, erklärt Diplom-Geologe Ingo Schäfer, der sich maßgeblich mit dem Portal auseinandergesetzt hat. Die neuen Daten sind vor allem für Planer von neuen Wohngebieten und Siedlungen interessant.

Je tiefer es in die Erde geht, desto besser die Wärmeleitfähigkeit

Es gibt viele Möglichkeiten, Geothermie in NRW zu fördern: Mit Wärmekollektoren (li.), Wärmesonden und Grundwasserbrunnen.

Foto: Geologischer Dienst NRW

Dem durchschnittlichen Eigenheim-Besitzer genügen auch die Daten für oberflächennahe Geothermie. Für deren Gewinnung werden Erdwärmesonden mit einer Länge von bis zu 100 Metern genutzt. Für sie zeichnet das neue Portal eine „gute“ Wärmeleitfähigkeit aus. Bedeutet: In Krefeld sind in der oberflächennahen Geothermie 2 bis 2,9 Watt pro Meter und Kelvin möglich. Je tiefer man bohrt, desto besser wird die Wärmeleitfähigkeit. Bei einer Sondenlänge von bis zu 1000 Metern sind sogar 3 bis 3,4 Watt pro Meter und Kelvin drin.

Ulrich Pahlke, Direktor des Geologischen Dienstes NRW, erklärt: „Heute ist das Portal eine wichtige Brücke zur Wärmewende und orientiert sich daher an den Bedürfnissen der jetzigen Zeit: eine lokale, unabhängige, sichere und insbesondere klimafreundliche Wärmeversorgung für NRW. Mit der Erweiterung des Portals um die mitteltiefe und tiefe Geothermie stellen wir für Kommunen, Energieversorger und Unternehmen mit hohem Wärmebedarf wichtige Geo-Daten zur Verfügung und nehmen damit bereits in der Planungsphase einen Teil des Risikos aus den Projekten.“ Denn die Seismik, mit der die regionalen Bodenbeschaffenheiten untersucht werden, hätten in der Vergangenheit für hohe Kosten gesorgt. Mit dem Geoportal aber liefere das Land die ersten Grunddaten frei Haus.

Portal wurde mit der
RWTH Aachen entwickelt

„In einem ersten Schritt stellen wir die Daten für den Raum Rheinland und den Nordrand des Rheinischen Schiefergebirges bereit“, erklärt Schäfer, „weitere Regionen sollen folgen.“ Neben mehr als 10 000 prognostischen geologischen Schichtverzeichnissen ist, basierend auf Messungen an Bohrkernen, erstmals eine Angabe der erwarteten Wärmeleitfähigkeiten bis in 1000 Meter Tiefe möglich. Für die Bemessung von Erdwärmesonden sind dies unverzichtbare Kennwerte. Neu ist außerdem die Möglichkeit, sich Bohrungen in der Nähe des geplanten Projektstandortes sowie bestehende bergrechtliche Erdwärmefelder anzeigen zu lassen. Im neuen Portal ist zudem ein Planungstool zur Berechnung der benötigten Sondenlänge bis 1000 Meter Tiefe enthalten. Das Tool WebEWS wurde an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen entwickelt und gemeinsam für das Portal angepasst.

Für die mögliche Wärmeversorgung von Kommunen oder ganzen Städten kann die Verbreitung von potenziell für die Geothermie geeigneten Gesteinsschichten im Untergrund abgerufen werden. „Für Geothermievorhaben, die deutlich höhere Temperaturen benötigen und damit tiefer als 1000 Meter reichen, fokussieren wir uns in NRW auf Kalkgesteine. Durch ihre Hohlräume kann heißes Wasser zirkulieren, das zum Beispiel über Fernwärmenetze großräumig zu Heizzwecken genutzt werden könnte. Das Portal gibt daher nun auch Auskunft über die Verbreitung, Tiefe und Mächtigkeiten von Kalksteinschichten bis in mehr als 5000 Meter Tiefe“, erläutert Schäfer.