Vater von vermisstem Christian Prehn hat noch Hoffnung
Krefeld. Jens-Uwe Prehn hat die Hoffnung nicht aufgegeben. Sein Sohn Christian ist seit rund fünf Wochen in Neuseeland verschollen - die Suchtrupps vor Ort haben die Arbeit bereits niedergelegt.
Deshalb sammeln nun die Eltern auf eigene Faust Geld für einen Hubschrauberflug über den Nelson Lakes National Park, wo es die letzten Lebenszeichen des Krefelders gab.
Die Aktion wird von vielen Seiten unterstützt. Am Dienstagabend gab es ein Benefizkonzert am Gymnasium Fabritianum, bei dem die rund 250 Besucher 5399,68 Euro sammeln konnten.
Bei diesem Anlass gab Jens-Uwe Prehn eine ergreifende Rede, die die WZ hier im vollen Umfang veröffentlicht:
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Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Helfer, und Unterstützer. Ich möchte mich zunächst bei allen, die diese Veranstaltung möglich gemacht haben ganz herzlich bedanken ! Mein Dank gilt selbstverständlich auch all' jenen, die in der letzten Zeit mit Rat und Tat, mit Spenden und guten Worten, und mit vielen Gesten der moralischen Unterstützung dafür gesorgt haben, dass wir — getragen von einer Welle der Hilfs- bereitschaft — die Kraft finden konnten, diese schwere Situation zu ertragen und bestmöglich zu bewältigen.
Dass wir heute hier in einem Schulgebäude zusammenkommen ist irgendwie passend, denn unser großer „Dichterfürst“ Goethe sagte bereits : “Berge sind stille Meister und machen schweigsame Schüler.” Und so schweigsam, ja im Wortsinne „Sprach-los“ stehen wir dem Verschwinden von Christian gegenüber. Vermisst in einer Bergwelt, die zu den schönsten Regionen unseres Planeten gehört. Vermisst, spurlos verschwunden…
Auch bei dem Konzert heute Abend geht es um Spuren. Christian hat Spuren hinterlassen, hier an der Schule, bei den Lehrern, bei den Mitschülern und natürlich auch in den verschiedenen Ensembles in denen er bisher seine musikalischen Fähigkeiten eingebracht hat. Manche der Spuren (gerade bei den Pädagogen) sind vielleicht von der Art, auf die man gerne verzichten würde, Christian ist eben noch nie „einfach“ oder „leicht zu finden“ gewesen. Ich glaube aber, dass die überwiegende Zahl seiner Spuren eher positiver Natur sind, denn Grundzüge seiner Lebenseinstellung sind das Interesse für Menschen, die Freude am Leben und die Neugierde auf die Welt. Nicht zuletzt diese Wesenszüge haben Christian nach Neuseeland geführt.
Gerne und oft wird der Ausspruch von Albert Schweitzer zitiert : „Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir Abschied nehmen. (Albert Schweitzer)“ Ich möchte diesem weisen und gelehrten Mann hier ausnahmsweise einmal widersprechen: Manchmal ist es eben auch wichtig, ganz reale, greifbare Spuren zu hinterlassen, damit man im Falle einer Notsituation wiedergefunden werden kann!
Leider hat Christian in Neuseeland von diesen Spuren zu wenige gelegt, sodass wir uns jetzt in dieser Situation befinden, in der wir praktisch ohne konkrete Anhaltspunkte Suchteams in ein schwieriges Gebiet schicken, um unseren Christian zu suchen und hoffentlich auch zu finden. Die zahlreichen Spenden, die uns erreicht haben, werden uns in die Lage versetzen, die örtlichen Such- und Rettungs-Teams bei ihrer schwierigen Aufgabe zu unterstützen, indem wir die Teams und eventuell benötigte technische Hilfsmittel in das in Frage kommende Gebiet fliegen lassen können.
So geben uns die vielen hilfsbereiten Menschen Hoffnung, und das ist auch das andere große Thema, um das es bei diesem Konzert geht: Hoffnung, einerseits, dass man Christian — am besten einigermaßen unversehrt — findet und zu uns zurückbringt. Andererseits aber — und das ist uns auch sehr wichtig ! — erwächst in uns die Hoffnung, dass es um die Menschheit doch nicht so schlimm steht, wie manche Medien uns oft glauben machen. Die vielen Beweise der Anteilnahme, der Solidarität und spontanen Hilfe, belegen doch eindrücklich, dass der Mensch ein soziales Wesen ist, und dass wir über alle Grenzen von Religion, Nationalität und Herkunft einander stützen und unterstützen, und dass wir eben nicht in einer Gesellschaft leben, in der Egoismus und Kosten-Nutzen-Rechnungen den Alltag bestimmen. So hoffen wir also, dass etwas von diesem Geist der Solidarität diesen Abend überdauert, und dass wir alle auch weiterhin zusammenhalten und für einander da sind, falls jemand Hilfe benötigt.
Um es mit den Worten von Benediktinerpater Anselm Grün zu sagen : „Hoffen heißt auf eine heilsame Zukunft setzen trotz aller Widrigkeiten. Hoffen heißt, nicht aufgeben, heißt vertrauen, dass Gott alles zu verwandeln vermag.“ Bevor nun das Sextett den Abend fortführt und uns mit „Il canto della notte“ von Volker David Kirchner erfreut, möchte ich Sie bitten, mit uns gemeinsam in einer „Minute der Hoffnung“ innezuhalten und unsere gesammelte positive Energie in Richtung Neuseeland zu schicken. Danke!