Verkehr Was Krefelds Radfahrer so unzufrieden macht
Krefeld · Bei einer Umfrage zur Fahrradfreundlichkeit schneidet die Stadt schlecht ab. Die Verwaltung gelobt Besserung.
Hans-Josef Degemann ist genervt. Wenn er mit dem Fahrrad in Krefeld unterwegs ist, fühlt er sich allzu oft ausgebremst. Der Grund des Ärgers: Radfahrer-unfreundliche Ampelschaltungen. Dezidiert schildert er im Gespräch mit unserer Zeitung Problemstellen und stellt die Nachteile gegenüber dem motorisierten Verkehr dar.
Wenn er etwa mit dem Auto vom Hauptfriedhof, Höhe Heideckstraße, in Richtung Kölner Straße fahre, komme er gut durch. Als Radfahrer müsse er auf der gleichen Strecke bis zu drei Mal an einer roten Ampel warten. In der Gegenrichtung sehe es kaum besser aus, wenn er mit dem Fahrrad vom Wehrhahnweg komme, die Obergath Richtung Hauptfriedhof passiere, an der Ecke Heideckstraße wieder warte, um dann auf der Gladbacher Straße Richtung Forstwald weiterzufahren.
Mehr als vier Minuten verbringe er in diesem Bereich zuweilen an roten Ampeln, sagt Degemann. Wer wundere sich da noch, wenn Radfahrer bei Rot durchfahren. Zumal eine um ein paar Sekunden längere Grün-Phase oft schon helfen würde.
Kritik an Oberfläche der Radwege und Angebot an Leihfahrrädern
Der Verwaltung habe er schon mehrfach seine Anregungen geschickt, sagt Degemann. Nur eine hilfreiche Reaktion habe er nie bekommen. Dabei ist Degemann bei weitem nicht der einzige Radfahrer, den die Ampelschaltungen im Stadtgebiet stören. Auch der nun veröffentlichte Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) führt diesen Kritikpunkt auf. 577 Personen aus Krefeld haben an der bundesweiten Befragung teilgenommen. Radfahrer-unfreundliche Ampelschaltungen haben die Befragten dabei besonders moniert. Darüber hinaus sind Krefelds Radfahrer vor allem mit der Oberfläche der Radwege und dem Angebot an Leihfahrrädern unzufrieden.
Insgesamt schneidet Krefeld so beim Test des ADFC schlecht ab. Im Ranking von 26 deutschen Städten mit 200 000 bis 500.000 Einwohnern landet Krefeld auf dem drittletzten Platz. Schlechter sind nur die Ergebnisse von Mönchengladbach und Duisburg. An der Spitze stehen Karlsruhe und Münster. Als Schulnote geben die Befragten der Fahrradsituation in Krefeld eine 4,4. Das ist noch eine Verschlechterung gegenüber der vorangegangenen Befragung 2018.
Radfahren in der Stadt gleicht „einem Hindernislauf“
Der ADFC-Vorsitzende für Krefeld und den Kreis Viersen, Andreas Domanski, vergleicht das Radfahren in der Stadt mit „einem Hindernislauf“. Zu schmale Radwege, Ampelschaltungen für den motorisierten Verkehr und Lücken im Radwegenetz beklagt er. Daran hätten auch die wenigen Erneuerungsmaßnahmen und punktuellen Verbesserungen der letzten Jahre wenig geändert.
Außerdem gab es oft auch politische Rückzieher, sobald fahrradfreundliche Maßnahmen mit Einschränkungen für den Autoverkehr verbunden waren, schreibt der ADFC in einer Mitteilung. Für bessere Noten dürfe die Stadt Fahrradfreundlichkeit nicht nur auf dem Papier leben. „Hoffnung machen ein gerade bei einem Planungsbüro in Auftrag gegebenes Radverkehrskonzept und der erklärte Wille der Stadtverwaltung, mehr zukunftsfähige Lösungen für die Nahmobilität auf die Straße zu bringen“, so der ADFC.
Finanzen für Radwegsanierung auf eine Million Euro erhöht
Die Verwaltung hat inzwischen auf die Kritik reagiert. „Nicht zufriedenstellend“ sei die Bewertung im Fahrradklima-Test, schreibt die Stadt in einer Stellungnahme und sieht in der Watsche gleichzeitig „einen weiteren Ansporn“, die Situation zu verbessern. „Zahlreiche Veränderungen sind bereits erfolgt. Eine Stadt attraktiv für Radfahrer zu machen ist allerdings keine Aufgabe, die in einem Jahr als abgeschlossen gelten kann“, so die Verwaltung. Entsprechend sei mit dem aktuell vorliegenden Ergebnis sogar zu rechnen gewesen.
Den Blick möchten die Planer der Stadt nun lieber nach vorne richten. „Die finanziellen Mittel für die Radwegsanierung sind im Haushalt ab 2021 für die nächsten Jahre auf eine Million Euro jährlich erhöht worden“, teilt die Stadt mit. Die entsprechenden zu sanierenden Radwege würden zurzeit, auch in Absprache mit dem ADFC, abgestimmt und der Politik zur Beschlussfassung im Sommer vorgelegt.
Zudem verweist die Stadt auf ein eigenes Konzept für den Radverkehr. Dieses hat das Ziel, den Radverkehrsanteil von 21 Prozent in 2017 auf 30 Prozent bis 2030 zu erhöhen. Bei allen Versprechungen schweigt die Verwaltung auch auf Anfrage der WZ zu einem zentralen Kritikpunkt der Radfahrer: die Ampelschaltungen.
Die Krefelder Politik dürfte das Ergebnis des Fahrradklima-Tests noch eine Zeit lang begleiten. Die Ratsgruppe UWG/WUZ möchte das Thema besprechen. Wie sich die Stadt genau vorstellt, auf den Test zu reagieren und was für eine Verbesserung geplant ist, will die Ratsgruppe genauer wissen. Eine Anfrage für den nächsten Planungsausschuss ist gestellt.