Wieder Hoffnung fürs Gewerbegebiet?
Die Gespräche zu der auf Krefelder und Meerbuscher Gebiet an der A 44 geplanten gemeinsamen Fläche waren eingeschlafen. Im Mai gibt es nun ein Treffen der Stadtspitzen.
Schweres Durchatmen, lange Pausen, Schulterzucken: Fast egal, welche direkt Beteiligten oder Menschen aus den üblicherweise gut informierten Kreisen man in Krefeld fragt — beim Thema Interkommunales Gewerbegebiet sind die Reaktionen seit Monaten ratlos bis desillusioniert.
Vor fast zwei Jahren hatten sich die Stadträte in Krefeld und Meerbusch für die gemeinsame Fläche an der Autobahn 44 entschieden. Seit Dezember ist bereits die rechtlichen Grundlage geschaffen: Der Regionalplan, der unter anderem die Rahmenbedingungen bei der Planung von Wohn- und Gewerbeflächen durch die Kommunen vorgibt, wurde am 14. Dezember verabschiedet. Was nicht hieß, dass das Thema seitdem in Fahrt gekommen wäre. In der Seidenstadt wuchs zunehmend die Sorge, dass Meerbusch das Projekt noch kippt. Von Anfang an war die Stadt ein Wackelkandidat gewesen. In Meerbusch war die politische Entscheidung ganz knapp ausgefallen, mit einer Mehrheit von nur einer Stimme. Es hatte Bürgerproteste gegeben, und die möglichen zukünftigen Nachbarn hatten eine Bürgerinitiative gegründet.
Im vergangenen Jahr hatten die Meerbuscher die Krefelder damit überrascht, dass sie die Vermarktungsmöglichkeiten von Gewerbeflächen in Meerbusch untersuchen ließen. Ein Signal, das eher nach Zurückrudern von den gemeinsamen Plänen mit Krefeld und nach Alleine-machen-wollen klang. Die Deutsche Stadt- und Grundstückentwicklungsgesellschaft (DSK) befand schließlich zur Frage nach Vor- und Nachteilen von großer und kleiner Lösung: Am besten sei eine Kooperation mit Krefeld. Bisher blieb es bei der Präsentation dieses Ergebnisses vor dem Meerbuscher Stadtrat im Oktober vergangenen Jahres.
Fakt ist also: Der Beschluss von 2016 steht — auch in Meerbusch, auch mit nur einer Stimme Mehrheit. Und gerade ist auch der besagte Regionalplan Düsseldorf offiziell in Kraft getreten beziehungsweise der nötige Gebietsentwicklungsplan ist veröffentlicht und rechtskräftig.
Das hat die Krefelder Stadtspitze zum Anlass genommen, ein Treffen mit ihren Meerbusscher Pendants zu vereinbaren. Am Mittwoch, 2. Mai, treffen sich der Krefelder Oberbürgermeister Frank Meyer, die zuständigen Verwaltungsverantwortlichen sowie Vertreter der Stadtratsfraktionen mit der Meerbuscher Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage und den dortigen Stadtmitarbeitern und Politikern.
Das Ziel: Alle auf den gleichen Stand der Dinge bringen, herausfinden, ob es wie dereinst geplant weitergeht oder nicht. An der Meerbuscher Stadtspitze soll das nach Aussagen von Beobachtern weniger das Problem sein. Die politischen Mehrheiten aber bleiben schwierig. Meerbuscher Politiker berichten auf WZ-Anfrage von einem anhaltenden „Misstrauen gegenüber Krefeld“. Es gebe das Gefühl, dass man „nicht auf Augenhöhe“ sei, und man wolle sich „nicht über den Tisch ziehen lassen“.
Als Beispiel wird dabei immer wieder vor allem das Thema Verkehr im Rheinhafen genannt, große Logistikansiedlungen auf Krefelder Seite hätten „massive Lkw-Bewegungen“ auf Meerbuscher Gebiet verursacht. Vor allem die Osterather befürchten eine deutliche weitere Belastung durch das Interkommunale Gewerbegebiet. Käme das gemeinsame Projekt nicht zustande, gerät Krefeld quasi kurz vor dem Zieleinlauf in Bedrängnis. Freie Gewerbeflächen — inklusive des Areals des Bebauungsplans 795 in Fichtenhain — gibt es mittlerweile kaum noch. Mit dem, was da ist, kann die Krefelder Wirtschaftsförderung nur noch drei bis fünf Jahre Unternehmen ansiedeln und damit Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und Wirtschaftskraft in die Stadt holen. Für den Fall eines Scheiterns der Gespräche und einem Aus für das Interkommunale Gewerbegebiet gibt es nach Informationen der WZ bisher von der Bezirksregierung keine Aussage, wie es für Krefeld weitergehen könnte.
Angesichts eines anerkannten Gewerbeflächenbedarfs von 189 Hektar dürfte es aber möglich sein, die 51 Hektar Areal auf Krefelder Seite der A 44 trotzdem entsprechend zu nutzen. Dazu müsste die Stadt eine Änderung des Gebietsentwicklungsplans (GEP) beantragen. Denn dort steht als Zweckbestimmung eindeutig „interkommunal“. Wenn diese Zweckbestimmung geändert ist, müssten als Nächstes der Flächennutzungplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden.
Das sei die „nötige Konsequenz“, aber nur die „zweitbeste Lösung für die Region“, urteilt ein Insider aus Krefeld. Mit Blick auf den Faktor Zeit hoffe man, dass am 2. Mai „endlich eine klare Ansage von den Meerbuschern kommt“.