„Willkommenstaschen“: So heißen die Krefelder ihre Babys willkommen

Seit mittlerweile zehn Jahren überreicht der Kinderschutzbund an Familien mit Neugeborenen „Willkommenstaschen“. Das Jubiläum ist jetzt im Zoo gefeiert worden.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Neugierig lugen Toni, Traudi und Roosi aus ihren Erdlöchern hervor, stehen da doch auf einmal in ihrem Zuhause im Krefelder Zoo zwei blaue Taschen. Interessiert kommen die Erdmännchen näher und schauen sich die Geschenke, die die Ehrenamtler des Kinderschutzbundes mitgebracht haben, näher an: Neben Wolle zum Spielen enthalten sie Leckereien wie Mehlwürmer und Grillen. Begeistert greifen die drei Erdmännchen zu und lassen es sich gut gehen. Genau wie die Erdmännchen dürfen es sich heute auch die Ehrenamtlerinnen, die bereits seit zehn Jahren die Baby-Willkommenstaschen an Familien mit Neugeborenen geben, gutgehen lassen.

Denn die Arbeit, die jede der Frauen Woche für Woche leistet, ist für den Kinderschutzbund nicht selbstverständlich. „Wir besuchen rund 1000 Familien im Jahr — da kommt Einiges an Zeit zusammen“, so Antje Siegert, Pressesprecherin des Kinderschutzbundes Krefeld. Für viele Familien ist dieser erste Schritt, das erste „Willkommen heißen“, von großer Bedeutung, wie die Pressesprecherin berichtet: „Es baut Hemmschwellen ab. Wenn später Probleme entstehen, wenden sich die Eltern eher an uns.“ Außerdem sei dieser Besuch für viele Mütter eine Möglichkeit, von ihrer Geburt und von den Erlebnissen zu erzählen. „Viele laden uns zu einem Kaffee ein und freuen sich richtig über unseren Besuch“, sagt Siegert, die auch selbst Willkommentaschen aushändigt.

Gepackt sind die Taschen, die die Eltern bekommen, natürlich nicht, wie bei den Erdmännchen, mit Wolle und Mehlwürmern. Stattdessen bekommen die Eltern verschiedene Aufmerksamkeiten: „Seit sieben Jahren bekommen die Eltern zum Beispiel vom Krefelder Zoo einen Gutschein, der einem Elternteil ein kostenloses Jahr Zoovergnügen ermöglicht“, so Siegert. Der restliche Inhalt setze sich auch aus Spenden zusammen: Von einem Kapuzenhandtuch über eine Wasserspende bis hin zu selbstgestrickten Socken ist alles dabei. „Der schwierigste Part ist es in der Tat aber immer, die Spenden zusammen zu bekommen“, erklärt die Pressesprecherin, die sich leidenschaftlich für „ihr Baby“, wie sie das Projekt liebevoll nennt, einsetzt.

Für Christa Leiber und Uta von Beckerath, zwei der Ehrenamtlerinnen, die die Taschen verteilen, ist die Arbeit eine Herzenssache: „Ich bin jetzt seit zehn Jahren dabei. Ich war früher Kinderärztin und kann so, nach meiner Pensionierung, meiner Passion weiter nachgehen“, sagt Leiber. Für die Krefelderin ist es immer wieder eine Freude, Eltern kennenzulernen, „die noch den Mut haben, Kinder zu kriegen“, so die ehemalige Kinderärztin. Hier und da trifft Leiber dann auch auf alte Patienten und freut sich, diese wiederzusehen.

Genauso geht es von Beckerath, die auch seit zehn Jahren die Aktion begleitet. Die ehemalige Grundschullehrerin trifft auch des Öfteren ehemalige Schüler, die mittlerweile selbst Eltern geworden sind. Beide Frauen verteilen in der Woche sieben bis acht Taschen. Aber nicht nur die Taschen sind es, über die sich die Familien freuen. Sondern auch über die Gespräche mit den erfahrenen Ehrenamtlerinnen.