Betriebe ohne Nachfolge: Handwerk sucht Investoren
Statt Aktien zu kaufen, kann man sein Geld auch als Fachfremder im Handwerk anlegen.
Krefeld. Hohe Renditen bei überschaubarem Risiko lassen sich derzeit nur schwer erzielen. Festgeld und Staatsanleihen werfen angesichts niedriger Zinsen nicht viel ab. Die Aktienkurse liegen fast durchweg sehr hoch. Wer jetzt einsteigt, könnte also herbe Rückschläge erleiden.
Eine Alternative gibt es möglicherweise dort, wo sie niemand vermutet — im Handwerk. Viele Betriebsinhaber suchen ohne Erfolg einen Nachfolger. Dabei muss der neue Eigentümer nicht unbedingt vom Fach sein.
„Handswerksbetriebe können eine prima Geldanlage sein“, sagt Paul Neukirchen, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Krefeld, Viersen und Neuss. Wie groß der Bedarf ist, belegen die Zahlen: 36 Prozent der Betriebsinhaber sind älter als 50 Jahre, 7,7 Prozent der Chefs haben bereits ihren 65. Geburtstag hinter sich.
Das bedeutet: Da es in der Region etwa 12 700 Betriebe gibt, suchen fast 1000 Betriebe händeringend nach einem neuen Inhaber. Und mehrere tausend weitere Firmen müssen das Problem in absehbarer Zeit lösen.
Dass Anbieter und mögliche Interessenten kaum zueinanderfinden, hat laut Neukirchen einen einfachen Grund: „Niemand will darüber reden, dass er verkaufen möchte.“ Die Chefs hätten große Angst davor, dass ihnen sofort die Kunden davonlaufen. „Sobald Zweifel auftauchen, ob es eine Firma übermorgen noch gibt, haben sie ein Problem“, erläutert Neukirchen. Das sei bei kleinen Betrieben nicht anders als zum Beispiel bei Opel.
Wer nach Firmen sucht, die verkauft oder verpachtet werden sollen, kann dennoch fündig werden. Zum Beispiel bei der Handwerkskammer Düsseldorf. Sie betreibt im Internet eine Betriebsbörse. Dort stellen die Inserenten ihr Unternehmen vor und nennen im Einzelfall auch einen konkreten Preis.
Neukirchen rät dazu, sich vor einem Engagement sehr genau zu informieren. Wer nicht vom Fach sei und nur sein Geld anlegen wolle, brauche für den Betrieb eine verlässliche Führung. „Jemand muss den Laden kaufmännisch und fachlich im Griff haben. Vertrauen spielt dabei eine entscheidende Rolle“, so der Branchenkenner.
Wenn es um den Wert eines Betriebes gehe, seien mehrere Faktoren zu beachten. Neben dem Betriebsvermögen komme es vor allem auf den Kundenstamm und mögliche Absicherungen an. „Wer viele Wartungsverträge vorweisen kann, verfügt über eine solide Basis“, so Neukirchen. Generelle Aussagen, welche Preise für Betriebe gezahlt werden müssten, seien aber kaum möglich.