Ein Handwerksbetrieb in vier Meisterhänden

Ingo Pawlowski hat die Karriere eines jungen Mitarbeiters unterstützt, um selbst den Rücken für andere Aufgaben freizuhaben.

Krefeld. Die meisten Handwerksbetriebe haben nur einen Meister - den Inhaber persönlich. Die Einstellung eines zweiten scheuen sie wie der Teufel das Weihwasser. "Die Angst ist bei vielen Kollegen riesengroß, dass sich der Neue selbstständig macht, sobald er genug gelernt hat, und dann mit dem Betriebswissen auch noch Kunden und Mitarbeiter mitnimmt", weiß Ingo Pawlowski, Vorstandsmitglied der Maler- und Lackierer-Innung Niederrhein, aus Gesprächen mit Kollegen.

"Es gehört viel Vertrauen dazu, einem Partner seine Geschäftszahlen offenzulegen", sagt der Malermeister und Inhaber des gleichnamigen Betriebs. Doch er wollte expandieren und traute sich den nächsten Schritt zu.

Da der gut geplant sein will, hat er einen jungen Mitarbeiter unterstützt und dessen Ausbildung bis zum Meister begleitet. Das Vertrauensverhältnis ist in den Jahren gewachsen, die Zusammenarbeit läuft Hand in Hand. "Ich habe Christian Snellen früh Verantwortung übertragen, so wie ich mir das in jungen Jahren selbst gewünscht hätte", sagt Pawlowski. Das hat sich auch gelohnt, denn der junge Meister hat nicht nur seine Lehre, sondern auch die Meisterprüfung in Rekordzeit absolviert.

Schrittweise hat er Snellen auch in Aufgaben wie Kalkulation, Aufsicht und Abnahme der Baustelle, Kunden- und Lehrlingsbetreuung eingearbeitet. "Schließlich will ich ja den Rücken freihaben für Marketingstrategie und Konzepte, für Planung, Akquise und Kunden-Service", erläutert der Handwerker.

Das Geschäft sei kontinuierlich gewachsen. Da es für die Expansion des Betriebs jedoch nicht ausreicht, einen weiteren Meister einzustellen, hat der Inhaber Nägel mit Köpfen gemacht: "Seit Februar haben wir unser Personal um vier Gesellen und drei Auszubildende aufgestockt und rund 50000 Euro investiert." Damit arbeiten jetzt insgesamt 24 Beschäftigte in dem Betrieb an der Ritterstraße.

Christian Snellen ist sich seines Glücks bewusst und möchte, dass sich das in ihn gesetzte Vertrauen auszahlt: "Aus meinem Meisterlehrgang weiß ich, dass nur ganz wenige Kollegen die Chance auf eine Führungsposition haben - entweder im elterlichen Betrieb oder im eigenen mit der Auflage, selbst den Meister zu machen."

Außerdem stimme einfach die Chemie im Betrieb, so Snellen. Der ehrgeizige 29-Jährige hat sich gleich ein eigenes Spezialgebiet aufgebaut: den Einsatz kreativer Techniken wie farbiger Lehmputze und umweltfreundlicher Farben und Putze auf biologischer Basis. "Ein stark wachsender Markt, gerade bei den zunehmenden Allergien."