Firmen sollten Dialog mit Bürgern suchen
Wirtschaftsminister Garrelt Duin: Großprojekte haben nur eine Chance, wenn sie vernünftig erklärt werden.
Krefeld. „Es gibt keine konfliktfreien Projekte mehr. Sie werden mit den Bürgern lokal entschieden“, gab NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin der Krefelder Wirtschaft als Kernbotschaft mit auf den Weg. Als Gast der Krefelder Initiative Zukunft durch Industrie forderte er die Wirtschaftsvertreter im Bay Treff des Chemieparks dazu auf, Problemlösungen künftig vor allem im Dialog mit den Bürgern zu suchen.
Die Krefelder Initiative aus Unternehmen und Gewerkschaften sei genau der richtige Weg, lobte er. Leider habe bisher in Deutschland oft keine vernünftige Kommunikation mit den Menschen stattgefunden. „Wir haben unglaublich vermurkste Projekte, bei denen kein Fehler ausgelassen wurde“, bekannte er und nannte als Beispiel Stuttgart 21.
An der Energiewende könne man sehen, wie schwer Lösungen zu finden seien. Obwohl rund 90 Prozent der Bürger den erneuerbaren Energien zustimmten, protestierten bei jeder Einzelmaßnahme sofort Bürgerinitiativen — egal ob es um die Verlegung eines Kabels, die Errichtung eines Konverters oder den Bau einer Windkraftanlage gehe.
Wirtschaft, Politik und andere Multiplikatoren sollten den Dialog mit den Bürgern auf Augenhöhe führen und vor allem Vertrauen schaffen. Dort dürfe nicht der Verwaltungsjurist auftreten, der zwar alles richtig erkläre, aber dank ungeschickter Kommunikation am Ende Bürger zurücklasse, die unzufriedener als zuvor seien. Die Politik könne dazu das Handwerkszeug liefern, nimmt er sich selbst in die Pflicht.
Es reiche auch nicht aus, alle Informationen ins Internet zu stellen. Vielmehr müsse sich der Bürger ein Bild von der betreffenden Situation machen können. Es gehe dabei nicht um unrealistische 100 Prozent Zustimmung, sondern darum, die Akzeptanz der neutralen Menschen zu gewinnen.
Der Impulsvortrag von Duin war die Vorlage für die anschließende Podiumsdiskussion. Daran beteiligt waren Mitglieder der Initiative: Unternehmer Detlev G. Moritz von Gemo, Ralf Köpke vom DGB Krefeld und Detlev Rennings vom Gesamtbetriebsrat Currenta. Ebenfalls dabei: Hans-Jürgen Herzog, Chef der Arbeitsgemeinschaft der Bürgervereine. Oberbürgermeister Gregor Kathstede hatte als Schirmherr der Initiative zu Beginn die Rolle Krefelds beleuchtet.
Diskutiert wurde unter anderem der Umgang mit Standortproblemen wie dem Bau des Gaskraftwerks oder der CO-Pipeline von Bayer zwischen Dormagen und Krefeld, die im Kreis Mettmann auf erbitterten Widerstand stößt.
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