Firmenübernahme hat Modellcharakter
Der Sanitär- und Heizungsbetrieb Carl Lechner sichert den Bestand des Unternehmens durch einen externen Partner.
Krefeld. Welche Herausforderung für Firmenchef Paul-Herbert Lechner: Vier Generationen lang hat sich die Nachfolge beim Krefelder Traditionsunternehmen Carl Lechner an der Vinzenzstraße nahtlos vollzogen. Stets fand sich ein Familienmitglied, das den Sanitär- und Heizungsbetrieb weitergeführt hat.
Als feststand, dass die Töchter des Diplomingenieurs andere Berufsziele verfolgen und er sich dem Rentenalter nähert, entschloss er sich nach reiflichem Überlegen, den Betrieb und damit das Schicksal der 40 zumeist langjährigen Mitarbeiter in fremde Hände zu übergeben.
Ein solcher Schritt fällt schwer - vor allem emotional. Das Herz hängt an Betrieb, Mitarbeitern und Kunden. Das ganze Familienleben wird von der Arbeit rund um den Betrieb bestimmt. "Letztlich ist es auch eine Frage der Verantwortung gegenüber den treuen Mitarbeitern, die zum Teil sogar schon bei meinem Großvater gearbeitet haben", gesteht Paul-Herbert Lechner.
Als der Entschluss erst einmal gefasst war, ging alles sehr schnell. Bereits nach kurzer Zeit war mit der Mainzer Käuffer-Gruppe ein starker Partner gefunden, der im Südwesten Deutschlands zwölf eigenständige Tochtergesellschaften unterhält und über 500 Mitarbeiter beschäftigt.
"Im Januar 2009 haben wir erstmals an einem Tisch gesessen", berichtet Hubert Bock. "Dann haben wir uns ein gutes halbes Jahr Zeit genommen und in Gesprächen angenähert, bevor wir im September den Kaufvertrag unterschrieben haben", so der Geschäftsführer der Käuffer-Gruppe.
Paul-Herbert Lechner bleibt bis 2012 Geschäftsführer im ehemaligen Betrieb und arbeitet bis dahin seinen Nachfolger ein, der mit Volker Emonts auch schon gefunden ist. "Ein Glücksfall", sind sich Bock und Lechner einig, denn der gebürtige Krefelder ist Zentral-, Heizungs- und Lüftungsbauermeister und bringt neben der Erfahrung aus einem 100-Mitarbeiter-Betrieb den nötigen Ehrgeiz mit. "Ich habe eine neue Aufgabe gesucht und sie hier gefunden", will er sich das umfassende Rüstzeug zum selbstständig handelnden Unternehmer schnellstmöglich aneignen. Bis dahin arbeitet er als technischer Leiter und bemüht sich nebenbei auch um das Vertrauen der Mitarbeiterschaft.
"Wir wollen bei all unseren Tochtergesellschaften die Identität erhalten, belassen sie in ihrem Kern und bleiben auch beim vertrauten Namen", nennt Bock die Strategie. Dabei lernen beide Seiten voneinander - Lechner das anspruchsvolle Projektgeschäft und Bock das hocheffizient organisierte, kleinteilige Servicegeschäft wie der Wartungsbereich, mit dem die Gruppe regional wachsen will.
Für viele kleinere Handwerksbetriebe hat Bock aber keine guten Nachrichten parat: Wer sich nicht bald auch im Projektgeschäft orientiere und mit größeren Betrieben kooperiere, den werde der immer stärkere Markt der "Facility Management"-Unternehmen hinwegfegen - Firmen, die Gebäude verwalten und bewirtschaften. Die Bedrohung komme nicht vom Wettbewerb selbst. Das Modell Käuffer/Lechner sei schon aus dieser Sicht ein äußerst erfolgversprechendes Modell, aber auch, um die Nachfolge sicherzustellen.